Dienstag, 18. Mai 2010

Beckmanns Monologe oder Die Selbstherrlichkeit eines unkultivierten Phrasendreschers

Reinhold Beckmann war noch nie ein Fernsehmoderator, der sich durch Sachkenntnis auszeichnet. Vor allem ist auffallend, daß er wohl noch nie etwas von Fallbeugung gehört hat, denn für ihn scheinen Genitiv, Dativ und Akkusativ das gleiche zu sein wie Nominativ. Das sagt schon viel über seine intellektuelle Qualität als Initiator und Leiter einer Fernsehgesprächsrunde aus.
Seine gestrige Sendung war wieder einmal ein Beweis für seinen Dilettantismus. Nicht nur, daß er kein richtiges Deutsch kann und sich bemüht, durch Einflechtung unnötiger Anglizismen so zu tun, als wäre er ganz modern, er will auch immer im Vordergrund stehen, indem er seine Sendung fast mehr als Monolog statt als Dialog führt.

Die Gäste versprachen eigentlich interessanten Stoff: Der Bundesminister für Verteidigung Karl Theodor zu Guttenberg, der bekannte deutsche Börsenfachmann Dirk Müller und der angesehene und kenntnisreiche Journalist Peter Scholl-Latour. Aber wie sich schnell herausstellte, war Beckmann nicht auf der Höhe der Umstände und verwandelte die Sendung in ein Wandgespräch mit zu Guttenberg, vermischt mit den monologartigen Vorgaben Beckmanns und einigen wenigen EInwürfen der anderen beiden Gäste, die eigentlich viel mehr zu sagen hatten.

So zielten auch die fast selbstbeantworteten Fragen Beckmanns mehr auf zu Guttenberg ab als auf einen Gedankenaustausch unter den vier Teilnehmern der Gesprächsrunde: Die Griechenland-Pleite. Der Koalitionskrach. Die geplatzten Steuersenkungspläne der Liberalen. Das Aufbegehren der Landesfürsten innerhalb der Union. Der demografische Wandel. Die Diskussion um eine Transaktionssteuer. Der Streit um die Dauer der Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken. Merkels Verhältnis zu Sarkozy. Und zu Koch. Und zum DGB. Nicht zu vergessen Ballack und sein gerissenes Innenband, ein durchaus überflüssiges Füllsel, das völlig fehl am Platze war.

Das nichtssagende Gefasel zu Guttenbergs, der es tunlichst vermied, irgendeine Aussage zu den angesprochenen Themen zu machen, die albernen Zitate Beckmanns auf dem Studiobildschirm und die Unfähigkeit Beckmanns, auf interessante Bemerkungen Scholl-Latours einzugehen, machten die Sendung gähnend langweilig.

Zum Beispiel warf Scholl-Latour beim Thema Afghanistan ein, es ginge um ganz andere Dinge dort als das, was der Bundesverteidigungsminister preisgab. Doch das interessierte Beckmann ganz und gar nicht und rief auch bei zu Guttenberg nur herablassende Blicke hervor. Auch die Tatsache, daß Scholl-Latour erst kürzlich wieder in Usbekistan war, lies Beckmann unbeeindruckt. Wäre es nicht aufregend, mehr darüber zu erfahren?

Dirk Müller kam nur beim Thema Börse und Griechenlandhilfe zu Wort, wurde von Beckmann aber in der zweiten Hälfte des Programms gar nicht mehr einbezogen. Warum Scholl-Latour überhaupt eingelanden wurde, blieb unklar, er wurde fast gar nicht befragt und bei seinen Ausführungen meistens unterbrochen, denn Beckmanns Weisheiten waren viel wichtiger.

Eins ist klar: Ich werde diese Sendung nicht mehr sehen. So viel Dilettantismus ist unerträglich. Es reicht nicht, sich mit bekannten Leuten aus Presse und Wirtschaft zu umgeben, wenn der Leiter des Gesprächs so ungebildet und unfähig ist wie Beckmann. Solche Sendungen zu sehen, ist eine Zeitverschwendung, sie tragen nichts zur besseren Kenntnis aktueller Ereignisse bei, während man aufgrund des schlechten Deutschs Beckmanns dazu noch Magenkrämpfe bekommt. Das Fernsehen sollte eigentlich auch eine kulturelle Bereicherung sein, nicht eine Verunglimpfung der Sprache und ein Affront gegen intelligente Menschen, die mehr zu sagen haben als überhebliche Fernsehmoderatoren, bei denen man nicht weiß, wie und warum sie überhaupt solche Sendungen bekommen haben.