Freitag, 31. Dezember 2010

Wowis provinzielle Verkehrspolitik und die Schließung des Flughafens Tegel


Nach der ursprünglichen Planung sollte Tegel im Mai 2012 nach der offiziellen Eröffnung der ausgebauten Russenpiste in Schönefeld geschlossen werden. Damit hätte die probolschewistische Berliner Regierung unter der Führung Klaus Wowereits es endgültig geschafft, den Westen der Stadt all seiner Flughäfen zu entledigen. Wie die Schließung bewerkstelligt werden wird, kann man sich lebhaft vorstellen: Die Fluggesellschaften lassen sich möglicherweise wieder für den Umzug auf den Ostzonenflugplatz teuer kaufen.

Fast keine große Metropole der Welt hat nur einen Flughafen, geschweige denn machte keine von ihnen  zwei ihrer drei Flughäfen zu, vor allem, wenn einer fast mitten in der Stadt läge und der andere weit besser funktioniert hat als ein jwd liegender Flugplatz aus russischen Besatzungszeiten, wenn auch teuer und geschmacklos modernisiert. Man stelle sich einmal vor, London würde Heathrow und Gatwick schließen, um den gesamten Flugverkehr der Stadt nach Luton zu verlegen. genau das machen aber die Herrschaften der sozial-komunistischen Revanchistenkoalition in Berlin. Wenn sie so könnten, würden sie gleich nach Ulbrichts Vorbild den gesamten Flughafenkomplex im Tempelhof und den in Tegel in die Luft sprengen.

Luftansicht des Flughafens Tegel
In den letzten Jahren ist Berlin trotz seiner unfähigen Regierung zu einem immer beliebter werdenden Reiseziel geworden. Die Fluggastzahlen steigen stetig. Und trotz der Unzulänglichkeiten des Flughafens Tegel, der nur für das Passagieraufkommen der Siebziger Jahre ausgelegt ist und dessen Hallenanlagen für das hohe Fluggastaufkommen nicht geeignet sind, sowie der in weiter Entfernung liegenden Russenpiste in Brandenburg beschloß der Berliner Senat 2008 die Schließung Tempelhofs, obwohl der einzigartige Gebäudekomplex und die beiden gleichzeitig nutzbaren Pisten weit größere Kapazitäten und Potentiale aufweisen als Tegel und Schönefeld zusammen.

Wegen des hohen Flugverkehrsaufkommens mußte Tegel nach Schließung Tempelhofs trotzdem ausgebaut werden, wenngleich man gut sehen kann, welch ein Provisorium das geworden ist.

Sechs Monate nach der am 1. November 2011 geplanten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BBI in der Brandenburger Pampa in Schönefeld soll dann der Flughafen im Norden Berlins geschlossen werden. Wie das dann funktionieren soll, ist einem angesichts des S-Bahn-Chaos' vollkommen schleierhaft. 

Und dann käme da noch die Nachnutzung Tegels. Die Almsenatorin für Stadtrückentwicklung Junge-Reyer will da aber beizeiten Reißzwecken machen und den Almabtrieb vorbereiten.

Der ausführliche Planungs- und Diskussionsprozeß zur Nachnutzung des Flughafens Tegel wird dabei wahrscheinlich eine genauso ausgeklügelte Glanzleistung wie in Tempelhof, wo man zunächst die Bevölkerung über die tatsächlichen Pläne getäuscht und den Volksentscheid nach alter SED-Manier vormanipuliert und demontiert hatte und jetzt nach über zwei Jahren immer noch nicht weiß, ob abgesehen von der Ruinierung der Gebäude, Start- und Landebahnen sowie der Stadtkassen noch andere Vorschläge greifen. Daß da kein Geld mehr ist, nachdem bekannt geworden ist, wie man denn die verheuchelten Fluggesellschaften von Tempelhof weggekauft hat, ist natürlich auch verständlich.

Ursprünglich geplanter Ausbau Tegels

Die Geschichte von Tegel fing an, als Kaiserliche Artillerie-Regimenter zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Wiesen der Jungfernheide beanspruchten und daraus einen Schießplatz machten. Die Tradition des Geländes als Lufthafen datiert aus dem Jahr 1900. Das erste Luftschiffer-Bataillon wurde damals von Tempelhof nach Tegel verlegt. In den folgenden Jahren testeten die Militärs hier verschiedene Luftschifftypen auf ihre kriegstechnische Verwendbarkeit. Der eigentliche Ausbau des Flughafens Tegel war ein Resultat der Berlin-Blockade in der Zeit zwischen Juni 1948 und Mai 1949. In Rekordzeit hatten Trümmerfrauen eine 2.400 Meter lange Start- und Landebahn aus dem Boden gestampft. Sie bildete ein wichtiges Glied der Luftbrücke, über die Berlin von den Westalliierten mit lebenswichtigen Gütern versorgte wurde. Natürlich sind heute in Berlin unter der Revanchistenregierung aus der Sowjetzone alle Orte verpönt, die etwas mit der kommunistenfeindlichen Luftbrücke zu tun hatten.

Rund um die Uhr dröhnten die Motoren, manchmal kamen bis zu 360 Maschinen täglich. Der zivile Luftverkehr begann 1960. Eine französische Caravelle war das erste Düsenflugzeug, das in Tegel landete. Die Passagiere wurden von Tempelhof an Tegel weitergegeben und bald konnte Tegel-Nord nicht alle bedienen. Ein neuer Flughafen mußte her. Im Jahre 1969 setzte man den ersten Spatenstich für den Ausbau der Flughafengebäude "Tegel-Süd". Bereits nach wenigen Jahren, am 23. Oktober 1974, konnte der neue Flughafen  in Tegel-Süd eröffnet werden; später erhielt er den Namen Otto Lilienthals. 

Mit seiner sechseckigen, dezentralen Anlage gehört er zu den passagierfreundlichsten Flughäfen der Welt, etwas, was in der brandenburgischen Pampa nicht mehr der Fall sein wird, abgesehen von den abenteuerlichen S-Bahn-Verbindungen in das Stadtzentrum. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Lufthoheit über Berlin in den Händen der Siegermächte, nur westalliierte Gesellschaften durften Tegel anfliegen. Zugegeben: Bei schlechtem Wetter erreichte der Komfort in den niedrigfliegenden Düsenclippern nicht ganz die Qualität, die man bei größeren Reiseflughöhen gewohnt war. 

Alles in allem aber konnte man zufrieden sein: British European Airways, Air France und Pan American beförderten bis zur Teilwiedervereinigung Deutschlands rund 138 Millionen Passagiere nach Berlin (West) - und das sicher und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Die Nachkriegszeit in der Geschichte der deutschen Zivilluftfahrt ging zu Ende, als am 2. Oktober 1990, nach 45 Jahren Unterbrechung, der erste Jet der Deutschen Lufthansa in Tegel landete. Mit der Übertragung der (nicht ganz) vollen Souveränität an das teilwiedervereinigte Deutschland war damit fast wieder Normalität in den Berliner Luftverkehr eingezogen.

Ein Fachmann warnte: In Tegel könnte es gefährlich werden

Machen Sie sich mal den Spaß und beobachten Sie den Verkehr auf dem Flughafen Tegel. Piloten sprechen von einem erhöhten Sicherheitsrisiko. Das Risiko findet aber nicht in der Luft statt - hier sorgt ATC (steht für Luftverkehrsüberwachung) schon für genügende Sicherheit, sondern am Boden, sozusagen im rollenden Verkehr. Die Gefahr von sogenannten Fahrtwegestörungen wächst gewaltig. Wenn man sich vor Augen führt, daß der größte Teil der Geschäftsflieger, also die Jets von Firmen, ihre Passagiere ausladen und dann nach Schönefeld fliegen, weil es nachts keinen Stellplatz gibt, dann wieder von SFX nach TLX fliegen, um die Passagiere wieder abzuholen, dann kann man nur sagen: "Dieser Wahnsinn hat Methode". Vor allen Dingen, wenn man das kahlgefegte Vorfeld von Tempelhof sieht, denn spätestens dann zweifelt der mündige Bürger am Verstand derjenigen, die diesen Irrsinn verzapft haben. Tempelhof muß wieder "ans Netz", die Zukunft Berlins als Weltmetropole kann nicht von einem einzigen weit vom Stadtzentrum entfernt liegenden Flughafen abhängen.


Unterstützen Sie die Leute mit Sachverstand, die Vernunft muß siegen, auch wenn gewisse politische Kreise das Gegenteil erzwingen wollen. Verbreiten Sie das Thema Tempelhof in der Bevölkerung, JEDER kann da helfen.
 
Bleiben Sie auf dem laufenden: www.das-thema-tempelhof.de

Gebaut für 5 Mio. Fluggäste - heute über 14 Millionen!

Der Flughafen Tegel wurde 1960 für 5 Mio. Fluggäste eröffnet . Bereits im Jahre 2000 hatte sich die Zahl der Fluggäste verdoppelt. Um die Abfertigung der Passagiere zu bewältigen, mußten folglich die Abfertigungshallen erweitert werden. Schaut man sich die Entwicklung der Fluggastzahlen an, gibt es bis auf eine kurze Zeit der Stagnation um 2001/2002 eine stetige Aufwärtsentwicklung.

Auslastung oder Überlastung?

Die Zahl der Fluggäste ist ein Faktor, der die Infrastruktur eines Flughafens bestimmt. Die Zahl der Flugzeugbewegungen ist noch entscheidender: Vernachlässigt man das Ausnahmejahr 1991 mit den hohen Besucherzahlen nach der Wiedervereinigung, dann ist ein kontinuierlicher Anstieg der Flugzeugbewegungen auf dem Flughafen Tegel erkennbar: von 99.480 Flugzeugbewegungen im Jahr 1992 auf 151.396 im Jahre 2007.


Nachdem im November 2007 die Nordbahn am Flughafen Schönefeld geschlossen und teilweise für den Autobahnausbau abgerissen worden war, mußte damit gerechnet werden, daß die Zahl der Flugzeugbewegungen in Tegel weiter steigen würden.


Die Infrastruktur für die Abfertigung der Fluggäste und anderes konnte erweitert oder ergänzt werden, der Bau von zusätzlichen Landebahnen ist derzeit unmöglich.


Nun hat Tegel zwar zwei Start-/Landebahnen - sie können jedoch nicht gleichzeitig betrieben werden, da der Abstand zwischen ihnen nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen entspricht. So verfügt Tegel praktisch nur über jeweils eine operative Start-/Landebahn.


Bei Kenntnis dieser Lage wurden am 30.Oktober 2008 zwei weitere Start-/Landebahnen mit der Schließung des Flughafens Tempelhof stillgelegt.


Die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld verfügen damit über zwei nutzbare Start-/Landebahnen!


Selbst wenn die Russenpiste im Brandenburger Land über zwei Pisten verfügt, wird das auf Dauer keine Lösung für den stetig zunehmenden Reiseverkehr sein. Berlin müßte auch als deutsche Hauptstadt über viel mehr internationale und transatlantische Flugverbindungen verfügen, um ein maßgebender Knotenpunkt für den Handel und Verkehr mit dem nördlichen Osteuropa sein zu können. Wenn man dabei noch die steinzeitlichen Vorschläge der Grünen-Kandidatin für das Amts des Regierenden Bürgermeisters in die Überlegungen einbezieht, wäre eine Fortsetzung der bisherigen Verkehrsplanung bzw. eine Umorientierung nach grünen Vorgaben das Aus für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.



Donnerstag, 30. Dezember 2010

Flughafen Tempelhof – ein Schmiergeldskandal?

Enthüllung: 
Vor der Schließung wurden den Fluggesellschaften offenbar hohe Summen gezahlt

Inzwischen verkommen die Gebäude als wäre man im Sowjetsektor


Anderthalb Jahre nach der Schließung des Flughafens Berlin-Tempelhof stellt sich heraus, mit welchen Mitteln und Methoden die Berliner Flughafengesellschaft (BFG) damals die Stilllegung des Zentralflughafens forciert hat. Dem Vernehmen und vorliegenden Unterlagen nach hat die BFG als damalige Flughafenbetreiberin im Zeitraum Frühjahr bis Sommer 2008 einzelnen Luftfahrtmietern und Fluggesellschaften hohe Geldsummen geboten, wenn diese im Gegenzug Tempelhof vorzeitig und „freiwillig“ verlassen würden.

In persönlichen Gesprächsrunden auf Geschäftsführungsebene wurde dabei besprochen, wie das jeweilige Unternehmen sämtliche im Flughafen Tempelhof gemieteten Geschäftsräume vollständig aufgeben und alle in den Flughafenhangars abgestellten Flugzeuge sowie Landeslots von Tempelhof umgehend an die Flughäfen Tegel oder Schönefeld verlagern könnte.

Teilnehmer dieser damaligen Verhandlungen bestätigen heute hinter vorgehaltener Hand, daß die Summen umso höher ausfielen, je mehr Flächen das Luftfahrtunternehmen im Flughafengebäude gemietet hatte. Die fünf- bis sechsstelligen Geldtransfers wurden dabei nach Insiderangaben über Sonderkonten der Flughafengesellschaft oder auch Betriebskonten der anderen beiden Flughäfen Schönefeld und Tegel abgewickelt.

Fluggesellschaften für Schließungskampagne gekauft?

In einzelnen Fällen wurde offenbar auch die öffentlichkeitswirksame Zustimmung zur Schließung des Flughafens bei den eingemieteten Fluggesellschaften „gekauft“: Einzelne damals vor Ort ansässige Luftfahrtunternehmen sollten hierbei sowohl vor als auch nach der Schließung Tempelhofs für eine positive Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Stilllegung zur Verfügung stehen. So ließen sich beispielsweise diejenigen Luftfahrtunternehmen, die sich auf den BFG-Handel eingelassen hatten, bereitwillig mit ihren Logos auf den Einladungskarten zur Senats-Abschiedsparty am Tag der Tempelhof-Schließung abdrucken – obwohl sie in den Jahren und Monaten vor der Stilllegung noch eine vehemente „Pro-Tempelhof“-Position vertreten hatten.

In einem anderen Fall ließ eine vorher tempelhoftreue Fluggesellschaft plötzlich über den Presseticker der Berliner Flughäfen verbreiten, dass die Abwanderung nach Tegel die ersehnte Fortschreibung einer Erfolgsstory sei. Heute nun finden sich einige der damaligen Tempelhofmieter und „nachträglichen“ Schließungsbefürworter auch am Flughafen Schönefeld wieder. Zum Beispiel der Betreiber des Berliner Rosinenbombers, der seine Büros in Tempelhof zügig schloß und widerstandslos einen prognostizierten Umsatzrückgang bei seinen Rundflügen hinnahm.

Der Flughafen Tempelhof wurde am 30. Oktober 2008 geschlossen. Als Gründe nannte der Berliner Senat unter anderem ein zu hohes Defizit von 10–15 Millionen Euro im Jahr. Der aktuelle Schuldenstand Tempelhofs seit der Schließung beträgt knapp 90 Millionen Euro.
RUJ


Höhepunkt der »wilden Vertreibungen«

Vor 65 Jahren fand der Brünner Todesmarsch statt
Schlimmstes Nachkriegsverbrechen bis »Srebrenica«


Der Brünner Todesmarsch, der am 31. Mai 1945 begann, gilt als das schlimmste Verbrechen in Europa zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Massaker von Srebrenica 1995. Rund 27 000 Deutsche aus der mährischen Hauptstadt wurden in einem Gewaltmarsch nach Niederösterreich ausgetrieben, rund 5200 starben.

„Kurz vor neun Uhr abends marschierten junge Revolutionäre der tschechischen Nationalgarde durch die Straßen und riefen alle deutschen Bürger auf, um neun vor ihren Häusern zu stehen, ein Gepäckstück in jeder Hand, bereit, die Stadt auf immer zu verlassen. Den Frauen blieben zehn Minuten, die Kinder zu wecken, sie anzuziehen, ein paar Habseligkeiten zusammenzupacken und sich auf die Straße zu stellen. Hier mussten sie allen Schmuck, Uhren, Pelze und Geld den Nationalgardisten auslie- fern, bis auf den Ehering; dann wurden sie mit vorgehaltenen Gewehren in Marsch gesetzt, der österreichischen Grenze entgegen.

Es war stockfinster, als sie die Grenze erreichten; die Kinder weinten, die Frauen stolperten vorwärts. Die tschechischen Grenzwachen drängten sie über die Grenze den österreichischen Grenzwachen entgegen. Da kam es zu neuer Verwirrung. Die Österreicher weigerten sich, die Leute aufzunehmen, die Tschechen, sie wieder ins Land zu lassen. Sie wurden für die Nacht auf ein offenes Feld getrieben. Am nächsten Morgen erschienen ein paar Rumänen als Wache. Sie sind immer noch auf diesem Feld, das zum Konzentra- tionslager geworden ist. Sie haben nur zu essen, was ihnen die Wachen gelegentlich bringen. Rationen erhalten sie nicht ... Jetzt wütet eine Typhusepidemie unter ihnen, und es heißt, dass täglich 100 sterben. 25 000 Männer, Frauen und Kinder haben diesen Gewalt- marsch aus Brünn mitgemacht, darunter eine Engländerin, die mit einem Nazi verheiratet ist, eine Österreicherin von 70 Jahren, eine 86-jährige Italienerin.“

Mit diesem Bericht informierte die britische Journalistin Rhona Churchill bereits in der „Daily Mail“ vom 6. August 1945 die Öf- fentlichkeit der Siegermächte. Was in dem Bericht noch fehlt, ist das Ende der Aktion: Nach längerem Zögern wurde im Juni 1945 die Grenze zum damals sowjetisch besetzten Niederösterreich dann doch noch geöffnet. Viele starben allerdings noch auf dem weiteren Weg bis nach Wien an Krankheiten. Nachdem jahrzehntelang die Zahl der Teilnehmer und Opfer des Todesmarsches unklar war, erlauben neuere Forschungen ziemlich präzise Angaben: 27000 Menschen mussten den Marsch antre- ten, rund 5200 überlebten ihn nicht. Die seit dem hohen Mittelalter bis 1918 mehrheitlich deutsche Stadt Brünn verlor ihre deutsche Prägung.

Der Brünner Todesmarsch stellt einen Höhepunkt der sogenann- ten wilden Vertreibungen vor der Potsdamer Konferenz der alliierten Siegermächte Ende Juli 1945 dar. Der Begriff „wilde Vertreibungen“ ist etwas problematisch, weil er auch so verstanden werden kann, dass diese Aktionen unkoordiniert gewesen seien – ein Mißverständnis, dem tsche- choslowakische und tschechische Regierungen spätestens seit dem Jahre 1948 nur zu gerne Vorschub geleistet haben. Tatsächlich waren auch diese Aktionen fast ausnahmslos bestens organisiert und von der Staatsspitze in Prag, wenn nicht direkt angeordnet, so doch gerne unterstützt. Zahlreiche Aufrufe der damaligen Verantwortlichen in aller Öffentlichkeit sprechen eine eindeutige Sprache. Kein anderer als Staatspräsident Edvard Benesch forderte am 16. Mai 1945 auf dem Altstädter Ring in Prag die kompromißlose „Liquidierung der Deutschen“.

Ohne Wissen und Wollen hoher Regierungsstellen und der anwesenden sowjetischen Besatzungsmacht wären die „wilden Vertreibungen“ ohnehin nicht möglich gewesen. Dies zeigt auch die Lage im von US-Truppen eroberten Westböhmen, wo es keine einzige dieser Aktionen gab.

Im Falle des Brünner Todesmarsches läßt sich die maßgebliche Verstrickung der Staatsspitze besonders gut belegen. Das vorwie- gend von tschechischen Arbeitern der „Brünner Waffenwerke“ durch- geführte Verbrechen wurde maß- geblich von einem tschechischen Hauptmann („Stabskapitän“) na- mens Bedřich Pokorný organisiert. Der Geheimdienstoffizier der Zwischenkriegstschechoslowakei, der in der Protektoratszeit als Gestapo-Spitzel tätig gewesen sein soll, hat nach der Wiederherstellung der ČSR seine Tätigkeit fortgesetzt. Nach dem Sieg der Roten Armee wurde er in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSČ) und zudem in das „Korps der nationalen Sicherheit“ (Sbor národní bezpecnosti, SNB) aufgenommen.

Nicht einmal zwei Wochen vor dem Brünner Todesmarsch, am 18. Mai 1945, erhielt er das Kommando des SNB in Mähren und war als solcher unmittelbar für die Vertreibung der Brünner Deutschen verantwortlich. Einen Monat nach der Tat, am 2. Juli 1945, wurde er auf persönliche Weisung des kommunistischen Innenministers Václav Nosek in die Spitze von dessen Inlandsgeheimdienst „Obranné zpravo- dajství“ (OBZ) gerufen. Nachdem Pokorný zuvor nur faktisch den Dienst geleitet hatte, übernahm der vormalige Stellvertreter am 15. Januar 1946 auch offiziell die Leitung des OBZ, welcher bei der kommunistischen Gleichschaltung der ČSR eine unrühmliche Bedeutung gewinnen sollte.

Zuvor organisierte er im Juli 1945 aus dem Prager Innenministerium heraus das Massaker von Aussig am 31. Juli. Dieses Verbrechen forderte zwar weit weniger Tote, war aber in der Durchführung besonders grausam: Teilweise wurden Kinderwagen von einer Aussiger Elbbrücke gestoßen und anschließend mit MG beschossen.

Das Massaker von Aussig nimmt auch deswegen eine Sonderstellung ein, weil die tschechoslowakische Regierung am 16. Juli, dem Vortag des Beginns der Potsdamer Konferenz, zunächst die öffentlichen Massaker aussetzte. „Aussig“ war insofern auch vom Termin her eine Ausnahme. Wegen des Tatablaufs war schon seit jeher klar, daß das dortige Massaker staatlich organisiert war, doch erst seit den 1990er Jahren weiß man, daß ein und der selbe Mann – eben Bedřich Pokorný – bei beiden Verbrechen die Fäden zog. Infolge interner Flügelkämpfe und Intrigen verbrachte er trotz seiner „Verdienste“ bei der Vertreibung der Sudetendeutschen die Jahre 1953 bis 1958 in tschechoslowakischer Haft, doch später wurde er mit Entschädigung und neuen Ämtern rehabilitiert. Am 31. März 1968, auf dem Höhepunkt des Prager Frühlings, wurde der inzwischen 64-Jährige bei Brünn er- hängt aufgefunden – ob er von eigener Hand starb oder ermordet wurde, ist unklar. 
M. R./K .B.

Quelle: Preußische Allgemeine Nr. 21/10

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Die Nachnutzungsphantasien des Berliner Senats und, und, und ...

Tempelhof im Winter. Foto © Das Thema Tempelhof e.V. 2010
Die Verkehrssysteme am Boden und in der Luft nehmen sich ihre mutmaßlich vermeidbare Winterkrise. Dass dann Flüge später kommen, müsste eigentlich klar sein, offensichtlich aber nicht der BVG und den Taxifahrern, die fehlten dann nämlich spät nachts in Tegel einfach.

Auch sonst geht da zuweilen nichts: Daß Koffer vorübergehend weg sind, muß man hinnehmen, daß sie aber für Tage auf dem Vorfeld des Flughafens herumstehen, doch eher nicht. Passagiere erhalten stattdessen die Auskunft, daß es „zu kalt und zu dunkel“ zum Ausladen wäre. Flughafenchef Prof. Dr. Schwarz sollte sich um den Alltag, hier das eingeschneite Gepäck in Tegel, sorgen, anstatt Fototermine mit dem 22-millionsten Passagier zu organisieren, wie jüngst passiert.

Auf der geöffneten und dann zugeschneiten Klappe: „Willkommen in Berlin-Tegel.“ Foto © Das Thema Tempelhof e.V. 2010

Aber anstatt über diese Probleme zu berichten, verkündete uns Joachim Fahrun in der „Berliner Morgenpost“ vom 26.12.2010, daß der Berliner Senat 250 (zweihundertfünfzig) Millionen Euro für die „Zukunft von Tempelhof“ ausgeben will.

Wenn man aber die Luft aus diesem verbalen Wohlfühl-Soufflé raus läßt, bleibt als Erkenntnis übrig, dass 250 Millionen Euro für die nächsten 15 (!) Jahre nur dazu dienen können mit der Tempelhof Projekt GmbH ein weiteres Potemkinsches Dorf aufzubauen, das allein für seine bloße Existenz bezahlt wird.

Die B.Z. vom gleichen Tag weist dankenswerter Weise darauf hin, daß „in dem Betrag ... weder die Bebauung des Geländes noch die Sanierung des historischen Flughafengebäudes enthalten [sind].“

Im klammen Berlin werden dann also zukünftig pro Jahr 16,7 Millionen zusätzlich (!) für bisher nur zu vermutende Planungsarbeiten von ca. 23 Beschäftigten ausgegeben. Nebst den 20 Millionen Euro jährlicher Unterhaltskosten addieren sich damit die jährlichen Gesamtkosten für die Stadtbrache Tempelhof auf satte 36,7 Millionen Euro. Wir erinnern uns, daß der Flughafen Tempelhof wegen vermeintlicher Betriebsverluste von 10 Mio. Euro/Jahr geschlossen wurde.

In Dresden wurden übrigens 180 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Frauenkirche aufgebracht und hier verbrennt der Senat Hunderte von Millionen Euro, um eine wichtige Infrastruktureinrichtung stillzulegen - auch das ist ein Berliner Alleinstellungsmerkmal im wahrsten Sinne des Wortes.

Und obwohl man den Stillstand und Verfall in Tempelhof geradezu mit den Händen greifen kann, lesen wir dann im Fahrun-Artikel, daß es „Steindorf ... schleierhaft [ist], warum sich in der Stadt hartnäckig der Eindruck hält, es gebe kein Konzept für Tempelhof.“ Steindorf sollte sich fragen, ob nicht vielleicht die Realität in Tempelhof diesen Eindruck erzeugt.

Und: „Steindorf findet, die asiatischen Shaolin-Mönche könnten ein festes Kloster errichten, schließlich sei der „Dialog der Religionen“ durch die angrenzende Moschee und den in der Hasenheide geplanten Hindu-Tempel ein Thema für die „Tempelhofer Freiheit“.“

Nur erheitern kann einen schließlich der Hinweis, daß die von Steindorf geleitete Tempelhof Projekt GmbH eine „privatrechtlich organisierte Tochter der landeseigenen Adlershof-Managementgesellschaft Wista“ sei. Diese Organisationsform ändert jedoch nichts daran, dass es sich um eine weitere Aktivität des öffentlichen Sektors handelt, der nicht gerade für seine Effizienz bekannt ist.

Die Kulissen-Schieberei und Polit-Lyrik à la Junge-Reyer und Lüscher geht also munter weiter und der Senat bleibt gerade auch im Nachhinein eine Begründung für die Schließung der intakten Infrastruktureinrichtung Flughafen Tempelhof schuldig, da die vielbeschworene Nachnutzung offenkundig aus einem aufgeblasenen und teuren Nichts besteht. Und Fahruns Artikel begleitet diese Inszenierung mit einem Stück Verlautbarungsjournalismus, das den Vergleich mit keinem historischen Vorbild zu scheuen braucht.

Was passiert derweil sonst noch in Tempelhof?

Der Berliner Senat ließ nun auf dem geschlossenen Flughafen Tempelhof Loipen für den Ski-Langlauf ziehen. Einige Nutzer beschwerten sich ob der mangelnden Professionalität dieser Loipen-Verlegung.

Was passiert derweil sonst noch in Schönefeld?

Die Berliner Morgenpost vom 27.12.10 meldet, daß es beim geplanten Regierungsterminal im BBI zu vollkommen unerwarteten Kostensteigerungen von 125 Millionen Euro auf 310 Millionen Euro gekommen ist, so daß der Regierungsterminal nicht 2012 fertig werden wird und die Bundesrepublik Deutschland ihre Staatsgäste zwischenzeitlich (mindestens bis 2014) im schäbigen Terminal A des ehemaligen "DDR"-Regierungsflughafens empfangen muß. Auch diese Meldung passt in das negative Gesamtbild. Und Tempelhof wäre auch hier eine Alternative.

Dem zukünftigen BBI prognostiziert schließlich der Lufthansa-Vorstandsbevollmächtigte für Berlin und Brandenburg, Thomas Kropp, für den Fall von hohen Flughafengebühren den Verlust seiner Wettbewerbsfähigkeit.

Klaus Wowereit wird jedenfalls von diesen „Kleinigkeiten“ vollkommen unberührt bei der Berlinale im Februar 2011, im Kreis des auch von uns herzlich willkommenen internationalen Film-Business, antichambrieren, unbeschadet dessen, daß seine Partei 2008 gegen Tempelhof die Parole „Ick zahl doch nich für‘n VIP-Flughafen!“ plakatieren ließ – das ist Wowereits Berlin in Reinform!

Trotz alledem wünschen wir allen Tempelhof-Freunden einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2011! EDDI ist unvergessen und Totgesagte leben bekanntlich länger!

Mit den besten Grüßen
Ihr Thema-Tempelhof Team


© Das Thema Tempelhof e.V. 2010: Direkte und indirekte Textzitate sind nur mit einer vollständigen Quellenangabe zulässig.

Der Newsletter „Das Thema Tempelhof“ - die Fachinformation zum Flughafen Tempelhof und zum Flughafensystem der Region Berlin-Brandenburg, wird herausgegeben vom Verein „Das Thema Tempelhof e.V.“ 

Pressekontakt / V. i. S. d. P.


Wolfgang Przewieslik, 0176-223 550 70, 030-231 30 318, wolfgang.przewieslik@das-thema-tempelhof.de


O Schreck, O Graus, die Grünen machen uns den Garaus!

Der Größenwahn der grünen Neojunker

Die Russenpiste in der Ostzone als Provinzflughafen, Tempo 30 in ganz Berlin, Gymnasien abschaffen: Renate Künast arbeitet mit Fleiß und Hingabe an der eigenen Demontage.

Die Grünen als Neojunker, Berlin als tiefe Ostprovinz
„Frau Künast hat keine Ahnung, wovon sie spricht“ lästert Jutta Matuscheck von der kommunistischen Linkspartei (SED-PDS). Seit Tagen steht die grüne Spitzenkandidatin für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Renate Künast, im Kreuzfeuer der Kritik. Dabei hat sie selbst für den Umschwung der Wählergunst gesorgt.

Ihre Propagandaschlacht für die Wahlen im nächsten Jahr basiert Künast auf 4 Programmpunkten. Schließlich stellt sie -und das mag fast ein positiver Punkt sein- die Russenpiste in Schönefeld, den sogenannten Flughafen Berlin-Schönefeld (BBI), als internationales Drehkreuz infrage: Es reiche, wenn BBI bloß innereuropäische, aber keine transkontinentalen Verbindungen anböte, so Künast. Damit solle der Fluglärm begrenzt werden. Damit fiele der Großflughafen sogar hinter den eher kleinen Konkurrenten Hamburg zurück, ja, würde zum „Parkplatz für die Drehkreuze Frankfurt und München“, wie Kritiker spotten. Allerdings kann man sich lebhaft vorstellen, was sie von einer Wiederinbetriebnahme Tempelhofs hält.

Angesichts so weltfremder, provinzieller Vorstellungen von der Zukunftsplanung für eine angehende Weltstadt wie Berlin wittert selbst die von ihrer hausgemachten Demontage gebeutelte FDP wieder Morgenluft. „Eine derartige Grundsatzdiskussion zum BBI erneut zu beginnen, ist fatal, denn ein kleiner Regionalflughafen als Einzelflughafen würde dem Wirtschaftsstandort Berlin langfristig massiv schaden“, erklärte FDP-Verkehrsexperte Klaus-Peter von Lüdeke, dessen Partei in den Umfragen stabil nur noch drei Prozent vorhergesagt werden. 

Berlins CDU-Chef Frank Henkel ließ sich das Propagandageschenk ebenfalls nicht entgehen: Die von Künast geforderte Grundsatzdiskussion über den BBI sei „brandgefährlich“: „Wenn Frau Künast BBI zu einem europäischen Regionalflughafen degradieren will, dann stellt sie das Projekt insgesamt infrage. Ihr Vorstoß zeugt von viel Opportunismus, aber wenig Verantwortungsbewußtsein.“ 

Senatssprecher Richard Meng geißelte Künasts Ansichten als „merkwürdige Thesen“: „Bisher waren wir uns in Berlin einig, daß der Flughafen ein Erfolg werden muß – dazu gehört auch, daß die weltweite Anbindung Berlins besser werden muß.“ Nun, daß die Umwandlung der Russenpiste in einen internationalen Flughafen ohnehin eine Schnapsidee ist, liegt sie doch jwd, während man auf einen hervorragenden Flughafen verzichtet, der als einziger über zwei gleichzeitig nutzbare Pisten verfügt, steht außer Frage.

Der schlechteste aller Berliner Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), labte sich am grünen Elend: „Sowas von irre“ nannte er Künasts Vorstoß. Da muß das Herz des probolschewistischen Berliner Regiersungschefs vor Freude springen, ist doch mit Künasts Fehltritten seine Zukunft als Stadtverweser vorerste gesichert, denn von Seiten der  anderen Parteien ist wohl kaum Konkurrenz im Anmarsch. Entweder hat die Grüne keine Ahnung von der Materie oder sie nimmt bewußt  in Kauf, daß sich die Stadt wirtschaftlich nicht entwickeln könne. Aber bei den Grünen ist wirtschaftliche Entwicklung zweitrangig - was allerdings bei Wowereit auch keinen hohen Stellenwert einnimmt.

Künast wollte wohl im Windschatten von Stuttgart 21 eine Debatte über Sinn und Unsinn des Flughafens Schönefeld/BBI entfachen. Dem RBB Info Radio erklärte sie: „Als Erstes muß man jetzt auch öffentlich die Debatte über die Frage führen: Was für ein Flughafen soll es eigentlich sein? Einer, der uns mit Europa verbindet oder mit der ganzen Welt?“, und setze noch einen drauf. Auf die Frage, ob sie die gesamte Flughafenplanung infrage stelle, antwortete die Grünen-Politikerin: „Ja, natürlich.“ Das ist an sich eigentlich nicht schlecht, denn man sollte daran denken, Tempelhof wieder zu nutzen, denn die Stadtbrache kostet nur Geld und wäre als internatiionaler Flughafen ein wirklicher WIrtschaftsmotor.

Ihr Auftritt vor ganzen 3000 Demonstranten im Berliner Außenbezirk Lichtenrade wirkte wie ein Befreiungsschlag – für ihre Gegner, die bislang auf die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion gestarrt hatten wie das Kaninchen auf die Schlange.

Die kommunistische Linkspartei, deren Ansehen in Sachen Wirtschaftskompetenz nach 40 Jahren SBZ-Wirtschaft nicht eben glänzend ist, nutzte die Gelegenheit besonders gern, um sich zu profilieren. Der Wirtschaftssenator von der sozial-kommunistischen Koalition in der Stadt, Harald Wolf, schimpfte über Künasts „fahrlässige Äußerungen“, die Investitionen und Arbeitsplätze aufs Spiel setze und dem Wirtschaftsstandort einen „Bärendienst“ erweise. Na ja, in Sachen Bärendiensten sind die Kommunisten den Grünen vier Jahrzehnte voraus. "Damit zeige sich die „wirtschaftspolitische Inkompetenz“ der Grünen", fügte dem der vertreter der Wirtschaftsexperten aus der Ostzone an.  Der Wirtschaftsstandort braucht laut Wolf im Wettbewerb mit anderen Regionen eine gute Luftverkehrsinfrastruktur und interkontinentale Verbindungen. „Wer die aktuelle Flugrouten-Diskussion nutzt, um Sinn und Zweck des BBI infrage zu stellen, treibt ein verantwortungsloses Spiel mit den Sorgen der Menschen.“

Mitte des Jahres war die Gunst der Wähler noch ganz auf der Seite der Grünen - eigentlich unverständlich, denn man kennt ja die wirtschaftsschädigende Politik der andererseits ziemlich verheuchelten Grünen aus der Zeit der Regierung mit dem Russendiener Schröder.
Wowereits Unbeliebtheit angesichts seiner unzulänglichen Führung der Hauptstadt machten die Grünen, die in manchen Bezirken zweistellige Wahlergebnisse vorzuweisen haben, zur stärksten Alternative zur sozialistischen Einheitsregierung des SPD-Bürgermeisters. Die weltfremde und erinnerungslose Begeisterung der zahlreichen von den Grünen verblendeten Berliner Wähler scheint nun aber endgültig vorbei zu sein.

Künast hat selbst für die Ernüchterung gesorgt. Sie forderte Tempo 30 auf fast allen Berliner Straßen und schlug die Abschaffung der Gymnasien vor. Dann kam die Idee mit dem Flughafen. Die Reaktionen der Bürger ließen nicht auf sich warten.

Unterstützung erhielt Renate Künast nur von Teilen der eigenen Partei.  Die Landesvorsitzende Irma Franke-Dressler sagte: „Schönefeld darf nicht das Ausmaß von Frankfurt am Main oder München erreichen.“ Und aus dem Europaparlament äußerte sich der Grünen-Abgeordnete Michael Cramer im Stil klassisch-grüner Verhinderungspolitik: „Politische Aufgabe ist es, Privilegien abzubauen und den umweltfreundlichen Verkehr wie die Bahn billiger zu machen, damit erst gar nicht geflogen wird.“ Warum die Grünen – wenn sie so denken – Investitionen der Bahn in Stuttgart verhindern wollen, erklärte Cramer nicht. Auch war bisher die Politik der Bahn der Abbau des Schienennetzes, und die Führung der Berliner S-Bahn ist alles andere als ein Aushängeschild für die Leistungsfähigkeit der Bahn - aber auch ein Beleg für die Unfähigkeit und mangelnde Planung der Berliner Landesregierung.

So wird wohl Wowereit das kleinere Übel sein, wenn Berlin nächstes Jahr wählen geht. Bisher haben die anderen Parteien CDU und FDP keine überzeugenden Kandidaten hervorgebracht und sind auch sonst nicht gerade engagiert, wenn es um Zukunftspläne für Berlin geht, die frischen Wind in die vermuffte Stadt brächten. Letztlich beugen sie sich der verfehlten Stadtplanungspolitik der sozial-kommunistischen Koalition. Und die Grünen sind nur noch so etwas wie die bürgerlichen übersatten Neojunker in einem Land, das sie am liebsten als Agrarland sähen, ganz im Sinne von Morgentau, wo die Menschen in ländlicher Idylle auf von Ochsen gezogenen Karren durch das Land reisen.

Verkehrspolitik der Grünen: Tempo 30






Als Polen von der Landkarte verschwand

Harte Konsequenz des Aufstandes gegen die Zweite Teilung – Petersburg und Wien schanzten Preußen den »Unruheherd« Warschau zu.

Mit der Zweiten Teilung war das Königreich Polen im Jahre 1793 auf etwa 240 000 Quadratkilometer mit dreieinhalb Millionen Einwohnern halbiert worden. Hiergegen erhob sich am 24. März 1794 ein Aufstand unter der Führung von Tadeusz Kosciuszko. Er wurde niedergeschlagen und hatte die Aufteilung Restpolens zur Folge – und Preußens Erwerb weiterer Teile Polens.

Polen vor 1772
Kosciuszko war Bürger der USA, Ehrenbürger Frankreichs und mit der revolutionären Entwicklung in beiden Ländern vertraut. Als einziger polnische General, der in dem der Zweiten Teilung vorausgegangenen russisch-polnischen Krieg von 1792 gegen die Invasoren siegreich gekämpft hatte, als Teilnehmer am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Kolonien sowie als Streiter für die Sklavenbefreiung in Nordamerika genoß er allgemeine Autorität. Am 24. März 1794 rief er auf dem Marktplatz von Krakau zum Volksaufstand auf und proklamierte sich selber zum Oberbefehlshaber und Diktator bis zum Zusammentritt eines freigewählten Reichstages. Bereits zwölf Tage zuvor hatte sich eine polnische Brigade, die sich ihrer Auflösung widersetzt hatte, auf den Marsch von Ostrolenka nach Krakau begeben. Die Teilungsmächte hatten Polen nämlich nicht nur auf die Hälfte verkleinert, sondern auch eine massive Truppenreduzierung auf 15000 Mann vorgeschrieben.

Kosciuszko standen Polens reguläre Truppen zur Verfügung, außerdem verstand er es, Zivilisten für den von ihm aufgenommenen Kampf gegen die Russen zu mobilisieren. Legendär sind die polnischen Bauern, die mit geradegeschmiedeten Sensen unter Kosciuszkos Befehl in den Kampf zogen. Auf dem Weg nach Warschau gelang den bestens motivierten Polen sogar bei Racławice nördlich von Krakau am 4. April ein Sieg über die Russen. Der ersehnte Durchbruch Richtung Hauptstadt gelang zwar trotzdem nicht, doch brach dort am 17. ein Aufstand dortiger polnischer Truppen und Bürger aus, der insoweit erfolgreich war, als die russische Garnison die Stadt räumte. Weitere Aufstände folgten in Wilna und dem übrigen Litauen.
 
2. Polnische Teilung
Wenn Kosciuszkos Versuche erfolgreich gewesen wären, den Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. auf seine Seite zu ziehen, hätten die Polen vielleicht eine Chance gehabt. Dieses Unterfangen war allerdings erfolglos. Nachdem das spätabsolutistische Preußen das revolutionäre Frankreich bekämpft hatte, ließ es nun ein Heer von 50 000 Mann gegen das revolutionäre Polen aufmarschieren. Am 6. Juni wurde Krakau von Preußen besetzt und auch Wilna verloren die Aufständischen. Auch Österreich intervenierte nun. Angesichts dieser Allianz der Teilungsmächte von 1772 und 1793 hatten die Aufständischen in Warschau und den anderen Teilen des Landes keine Chance.

Bei dem Versuch, die Vereinigung zweier ungefähr doppelt so großer russischer Armeen südöstlich von Warschau mit 6200 Mann zu verhindern, wurde Kosciuszkos am 10. Oktober 1794 in der Schlacht bei Maciejowice vernichtend geschlagen. Er selber geriet schwer verwundet in Gefangenschaft. Einen Monat später kapitulierte Warschau.

An der Niederschlagung des polnischen Aufstandes hatte sich Friedrich Wilhelm II. mit 50 000 Mann beachtlich beteiligt. Doch entscheidend für den Verlauf der nun folgenden Dritten Teilung Polens war, daß die Zarin und der Kaiser übereinstimmend der Ansicht waren, daß Preußen bei den beiden voraus- gegangenen Teilungen unverhältnismäßig gut abgeschnitten hätte und daß das nun bei der Dritten Teilung eine Kompensation erfordere. Am 3. Januar 1795 einigten sich Katharina die Große und Franz II. auf einen Teilungsvertrag, dem Friedrich Wilhelm II. am 24. Oktober 1795 nolens volens beitrat.
3. Polnische Teilung
Aus dem genannten Grund war Preußens Gewinn bei der Dritten Teilung Polens, die nun vollständig war und entlang der Flüsse Memel, Bug und Pilica verlief, mit 43000 Quadratkilometern und 1,042 Millionen Seelen am geringsten. Es erhielt den Rest Masowiens mit Warschau sowie den nördlich des Bug gelegenen Teil Podlachiens und den westlich der Memel liegenden Teil Litauens. Diese an Ost- und „Süd"-Preußen“ grenzende Neuerwerbung bekam den künstlichen Namen „Neuostpreußen“. Außerdem bekam es nordwestlich der vergebens von Friedrich Wilhelm begehrten Stadt Krakau ein kleines Gebiet an der oberen Warthe. Dieses Gebiet an der Grenze zu Schlesien erhielt den nicht weniger ahistorischen Namen „Neuschlesien“.

Österreich bekam als Entschädigung für die an die Franzosen verlorenen Österreichischen Niederlande 51100 Quadratkilometer mit 1,098 Millionen Bewohnern. Der aus dem restlichen Teil Kleinpolens bis zu Pilica und zum Bug bestehende Teilungsgewinn Österreichs lag nördlich des Westteils Galiziens und bekam den Namen „Westgalizien“ – auch das eine Name „aus der Retorte“. Den Rest des polnischen Staatsgebietes,    immerhin 146 000 Quadratkilometer mit 1,338 Millionen Menschen, erhielt Rußland.

Seines Landes auf diese Weise entwunden, dankte Polens König Stanislaus August am 25. Juni 1795 ab. Um sicherzustellen, daß die polnische Frage damit ein für allemal erledigt wäre, erklärten die drei Teilungsmächte 1797 das Königreich Polen für erloschen und versprachen einander, auf die Führung des Titels eines Königs von Polen zu verzichten. Im selben Jahr entstand im französischen Exil die heutige polnische Nationalhymne „Noch ist Polen nicht verloren“.    Manuel Ruoff


Kampf zwischen russischen Truppen und polnischen Aufständischen in Warschau am 17. April 1794: An dem von dem polnischen Adligen und General Tadeusz Kosciuszko geführten Aufstand gegen die Zweite Teilung Polens beteilgten sich auch Zivilisten.







Schon zwölf Jahre später entstand das »Herzogtum Warschau«

Die richtige Antwort auf die Frage, wie lange Polens Teilung Bestand hatte, liegt zwischen gut einem Jahrzehnt (bis zum Vierten Koalitionskrieg) und über einem Jahrhundert bis 1916. Nach dem Vierten Koalitionskrieg von 1806/07 schuf das traditionell polenfreundliche Frankreich aus Preußens Erwerbungen der Zweiten und Dritten Teilung das Herzogtum Warschau. Nach dem Fünften Koalitionskrieg von 1809 vergrößerte Napoleon das Herzogtum um die österreichischen Erwerbungen aus der Dritten Teilung. Aus Rücksicht auf Rußland verzichtete Bonaparte ganz im Sinne des Versprechens von 1797 auf das Wort „Königreich Polen“. Mit der napoleonischen Ordnung Europas endete im Jahre 1815 auch das Herzogtum Warschau.

Nun war es der russische Zar, der aus preußischen und österreichischen Teilungsgebieten ein „Königreich Polen“ schuf. Anfänglich war dieses sogenannte Kongresspolen „nur“ in Personalunion mit dem Zarenreich verbunden, da der zeitweise liberale und reformfreudige Nikolaus I. in dem kleinen Land Reformen ausprobieren wollte, um sie später auf sein Riesenreich zu übertragen. Aus der anfänglichen Personalunion wurde dann spätestens nach dem polnischen Novemberaufstand von 1830 eine Realunion.

Im Ersten Weltkrieg schufen dann die Mittelmächte ein Königreich, das nach dem Kriege in eine Republik umgewandelt wurde. Nach französischem Vorbild numerierten auch die Polen ihre Republiken durch. Zwischenkriegspolen lief dabei unter der Bezeichnung „Zweite Republik“. Obwohl er einen König an der Spitze hatte, ist der 1795 untergegangene polnische Staat nämlich weniger als „Königreich“ denn als „Adelsrepublik“ bekannt, weil es weniger der König als der Adel war, der dieses Gemeinwesen dominierte. Die „Zweite Republik“ ging im Zweiten Weltkrieg unter.

Nach dem Krieg war Polen „Volksrepublik“. Nach der Umwandlung in eine bürgerliche Republik im Jahre 1989 stellte sich Polen in die Tradition der Zweiten Republik und firmiert seitdem inoffiziell bis zum heutigen Tage unter der Bezeichnung „Dritte Republik“.    M. R.





Dienstag, 28. Dezember 2010

Die Weihnachtspredigt des Präsidenten der Bundesrepublik


Identifizieren konnte ich mich noch mit keinem der Bundespräsidenten, und es waren bereits einige in meinem Leben. Vielleicht liegt es daran, daß ich schon monarchistisch geboren wurde, ohne dazu des Einflusses meiner Umwelt zu bedürfen. Aber es hat auch keiner von allen Präsidenten Westdeutschlands bzw. West- und Mitteldeutschlands soviel Format und Sendungsvermögen gehabt, daß ich sagen könnte, man habe da einen kolossalen Staatsmann als Oberhaupt des Landes, dessen Verwaltungsstruktur von Fremdmächten aufgezwungen wurde.

Als es bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten um West und Ost ging, war mir klar, daß noch ein Zonendeutscher an der Spitze des Staates etwas zuviel gewesen wäre. Aber wenn man so die Entwicklung Christian Wulffs in den letzten zehn Jahren verfolgt, dem bei dieser der Verstand etwas abhanden gekommen ist -denn soviel gutmenschiges Gefasel ist doch nicht normal!- wüßte ich nicht zu sagen, ob dem ostdeutschen Kirchenmann nicht Unrecht geschehen ist und er vielleicht doch etwas mehr gesagt hätte als Wulff.

Wie dem auch sei: Die Weihnachtspredigt des Bundespräsidenten hätte kein Pfarrer besser hinbekommen. Denn von Weihnachtsansprache eines Staatsmanns kann hier doch wohl nicht die Rede sein. Eigentlich sollte man etwas mehr Inhalt staatspolitischer Art erwarten können.

So begann Herr Wulff seine Weihnachtspredigt mit folgenden Worten:

"In diesen festlichen Tagen nehmen wir uns Zeit für Menschen, die uns wichtig sind. Wir freuen uns über Besuche, Briefe und Anrufe.

Wir spüren: Wir gehören zusammen. Wir stützen einander. Wir sind einander verbunden."

O mein Gott, wieviel Solidarität, Nächstenliebe und Gutmenschigkeit! Aber bis hierhin mag das ja noch als Einleitung gehen. Nur kommt danach, was eben eine Predigt ausmacht:

"Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: Das brauchen wir in unseren Familien, in unserem privaten Leben und in unserer ganzen Gesellschaft.

Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: All das geschieht nicht von allein. Dafür muss man etwas tun. Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Verantwortung übernehmen."

Nun ja, die Gesellschaft lebt vor allem von denen, die Steuern bezahlen und sich dem Konsum hingeben, denn das Miteinander ist im Grunde eine sehr von wirtschaftlichen Zwischenbeziehungen abhängige Verhaltensweise. Die meisten Dienste am Menschen sind wirtschaftliche Leistungen: Du gibst mir dies, ich geb dir jenes. Und dafür bezahlt man Steuern an den Staat, die dieser zum Teil in Leute investiert, die von soviel Miteinander gar nicht viel halten, eher mehr vom Von-den-anderen-für-sich-selbst.

Aber da der Herr Präsident der Republik des Staatenbundes von Großbritanniens Gnaden ein guter Mensch ist, hat er "einige dieser Menschen ...  heute Abend ins Schloss Bellevue eingeladen. Sie haben sich in diesem Jahr für andere, mit anderen gemeinsam eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen und Motiven. Obwohl sie alle verschieden sind, liegt es an ihnen und an vielen anderen, die so handeln wie sie, daß unser Land zusammengehalten wird: von Solidarität und von dem gemeinsamen Füreinandereinstehen".

O ja, vor allem von der Solidarität. Ach, was ist das eine schöne Gesellschaft, verschlungen im Mit- und Füreinander.

"Der Staat kann im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschen in Not finanziell unterstützen. Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die Hand reichen: Dafür braucht es Menschen, für die Menschlichkeit wichtig ist. Dafür braucht es Menschen wie sie:

Menschen, die sich in der Nachbarschaft um Kinder kümmern, für die Menschen mit Behinderungen von Anfang an selbstverständlich dazugehören.

Menschen, die Kranke besuchen, einfach so, weil es für sie normal ist, eine Freude und ein persönlicher Gewinn.

Menschen, die sich im Verein engagieren, im Chor oder in einer Bürgerinitiative - und alle anderen wissen: Auf die ist immer Verlass.

Menschen, die sich mit anderen zusammentun, um neue Ideen zu verwirklichen. Die sich für Ämter zur Verfügung stellen, weil sie sich für ihre Stadt, für unser Land, für unsere Demokratie verantwortlich fühlen."

Was mich ehrlich berührt, ist das Engagement im Chor. Herr Wulff sollte sich vielleicht im Chor statt im Staate engagieren, da paßte er hin.

Das mit dem Sich-für-Ämter-zur-Verfügung-stellen müßte schon etwas mehr erläutert werden, denn ganz so einfach ist die Sache nicht. Für Ämter braucht man politische Unterstützung in der eigenen Partei mit der notwendigen Mehrheit im jeweiligen Regierungsamte. Und dazu reicht es nicht, sich nur mal so zur Verfügung zu stellen. Aber das übersieht der Präsident dieser seltsamen Republik, müßte es doch aber selber am besten wissen.

"Wer sich so engagiert, bekommt viel zurück. Ehrenamtliche leben übrigens auch länger."

Und diese Weisheit ist statistisch belegt? Meistens bekommt man mehr Ärger als alles andere, denn wer Ämter bekleidet, hat auch viele Neider und Feinde, sogar in den eigenen Reihen. Letztlich werfen nicht wenige das Handtuch, wenn sie von soviel Unannehmlichkeiten die Nase voll haben. Am meisten bekommen die zurück, die ihr Engagement weniger aus solidarischen als eher aus selbstnützigen Beweggründen ausüben. Sie leben vielleicht besser, aber nicht unbedingt glücklicher und auch nicht länger. Man denke nur an den einstigen deutschen Botschafter in Madrid namens Brunner: Koffer hin, Koffer her, und plötzlich traf ihn der Schlag.

Was Herrn Wulf besonders gefällt, ist die bunte Gesellschaft:

"Unsere Gesellschaft ist frei und bunt: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten, wir sind unterschiedlich, was unsere Herkunft angeht, unsere Religion, unsere Bildung und unsere Träume vom Glück."

Die verschiedenen Lebenswelten sind nichts anderes als Parallelgesellschaften. Das bunte Miteinander ist eher ein krasses Nebeneinander und Gegeneinander, wie man tagtäglich erneut und verstärkt feststellen kann. Aber  der Präsident hat dazu auch einen Lehrsatz des Alice-Denkens (1) parat:

"Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor dem, der anders ist als man selbst. Und Anerkennung auch seiner Leistungen."

Respekt schon vor den Kindern und ihren Bedürfnissen. Anerkennung dessen, was ihre Mütter und Väter leisten. Respekt und Anerkennung vor der Lebensleistung der Älteren."

Und eben gerade der Respekt fehlt seitens derer, die sich dieser Gesellschaft bedienen, gegen sie arbeiten und der sie ihren Lebensstil aufzwingen wollen.

"Jeder muss spüren: Ich gehöre dazu, ich werde gebraucht."

Gebraucht werden vor allem Sozialhilfeempfänger und Kopftuchmamis, die außer Heimarbeit so absolut gar nichts zum gesellschaftlichen Mit- und Füreinander beitragen. Da spürt sogleich ein jeder Normalbürger, wofür er gebraucht wird.

Das alles fördert, das versteht sich von selbst,  "Zusammenhalt, Verständigung und Miteinanderauskommen: Das gilt auch für die Beziehungen zu all unseren Partnern in der Welt. Unser Land wird hoch geachtet." Solange es dafür bezahlt. Und dabei ist es gleichgültig, ob "unsere freiheitliche und tolerante Gesellschaft, unsere Verläßlichkeit gegenüber großen und kleinen Ländern" geschätzt wird, denn geschätzt wird nur das Geld, das eine so seltendämliche Gesellschaft in der Welt verteilt. 

"Das immer wieder zu erleben, ist eine beglückende Erfahrung meiner Begegnungen mit Gästen hier und bei unseren Reisen ins Ausland." Klar, auf höchster Ebene in Schlössern und Palästen sieht man die Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel. Da muß man nicht einmal zum Bäcker in der Nachbarschaft gehen, wo man eventuell auf Begegnungen mit Bürgern gefaßt sein muß, denn das Brot läßt man sich täglich aus einer anderen Region einfliegen.

Und so fährt er fort, der Herr Bundesprediger, so daß es einem inzwischen richtig schlecht wird von soviel Solidarität und Gutmenschentum: "Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Verantwortung zu übernehmen - auch in Europa. Wir erwarten von unseren Partnern das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen." O, Exzellenz, sagen Sie das einmal den Südeuropäern oder den Iren. Die verstehen Hausaufgabenmachen ganz anders. Liegt wohl an den Sprachen.

"Wir haben Vertrauen in die europäische Einigung und in die Kraft Europas."

Die Politiker bestimmt, sie verschaffen sich ja ständig neue Pöstchen auf Lebenszeit. Nur von Einigung an sich ist nicht viel zu sehen, zu lesen oder zu hören, und die Kraft Europas schwindet an der Peripherie so als hätte der Ballon überall kleine Löcher, so daß alles Lufteinpumpen von der Mitte aus nichts nützt.

"Viele unserer Landsleute sind als Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten oder als zivile Aufbauhelfer im Ausland, um Entwicklung zu fördern, Frieden in der Welt zu sichern und Terrorismus zu bekämpfen. Wir sind in Gedanken bei ihnen und ihren Partnern, ihren Kindern und Eltern, die sie gerade in diesen Tagen besonders vermissen."

Nun hat er doch die Aufbauhelferinnen ganz ausgelassen! Allerdings ist das mit dem Aufbau noch nicht so recht erklärt worden. Ist da nicht ein Krieg am Toben in den afghanischen Bergen? Man sieht ja ohnehin in den spärlichen Reportagen nur Wüste und Afghanen, die noch genauso zu leben scheinen wie vor hundert Jahren. Was man dort in WIrklichkeit auf- oder ausgebaut hat, sind die Opiumfelder und die Villen der Talibanführer, während Mädchenschulen immer wieder zerstört werden. Illustrierte Frauen passen eben nicht in die islamische Gesellschaft der pädophilen afghanischen Männer, in der Frauen nur Brutmaschinen für immer noch mehr Muslime sind. Und um solch eine Gesellschaft aufzubauen und die Modeschauen für afghanische Stammesumhänge zu fördern, gibt Europa Unmengen an Geld aus, um die dazu erforderlichen Schutztruppen in den Hindukusch zu schicken, wo diese im Sinne der Grünen Europas Freiheit verteidigen. Nur davon redet ein Bundespräsident besser nicht, genauso wenig wie vom Verkehrschaos im eigenen Land infolge des technologischen Rückstands.
"Von Weihnachten geht die Botschaft des Friedens und der Zuversicht aus. Was vor 2000 Jahren auf den Feldern von Bethlehem als Gruß der Engel an die Hirten erklang, das ersehnen wir uns auch heute: Friede auf Erden."

Es ist ja schön, sich der biblischen Geschichten zu erinnern. Nur ein Staatschef sollte seine Rede nicht mit Engeln dekorieren. Irgendwie bekräftigt das Herrn Wulffs Weltfremdheit. Alice im Wunderland.

"Zu Weihnachten wünsche ich uns allen eine tragende Gemeinschaft - eine Familie und Freunde, die uns Heimat und Zuhause bedeuten. Lassen Sie uns immer wieder neu finden, was uns miteinander verbindet und zusammenhält."

Mit der Heimat ist das so eine Sache. Wir Preußen haben eigentlich keine mehr, hat man uns doch unserer Heimat entledigt, indem Fremdmächte diese Heimat per Dekret ausradiert haben und die eigene solidarische und füreinander einstehende Gesellschaft nichts unternommen hat, diese völker- und menschenrechtswidrige Maßnahme wieder rückgängig zu machen.

"Das fängt im Kleinen an. Im Weihnachtsbaum hier hängen Sterne, auf die Kinder ihre Wünsche geschrieben haben.

Wissen Sie, was die meisten Kinder von Ihren Eltern gern hätten? Mehr Zeit. Das wünschen sich meine Kinder übrigens auch. Nehmen wir uns die Zeit füreinander."

Wenn's nur das ist. Und wie steht es mit den Wünschen der Großen? Ich wünschte mir, Deutschland gäbe sich eine Verfassung und den Preußen ihre Heimat wieder. Ich wünschte mir weniger Entfremdung der Gesellschaft und mehr Schutz der eigenen Kultur. Es gibt so viel zu tun und es sind so viele politische, soziale und wirtschaftliche Probleme, die mehr Zeit der Regierenden benötigen, und da hat der Präsident der Republik nur die Sorge, mehr Zeit für seine Kinder aufzubringen, die er ohnehin nicht wird aufbringen können.

Da soll einer Republikaner sein! 
Nein, ich hätte dann doch lieber einen König Georg Friedrich I. von Preußen.

Wenn der Herr Präsident der Republik schon von Engeln redet, sei mir das Träumen von einem freien Preußen gegönnt.

Frohe Weihnachten!

(1) Gustavo Bueno Zapatero y el Pensamiento Alicia (Zapatero und das Alice-im-Wunderland-Denken)

 
9e0a86ed6122424aafa00f962ee050f0

Sonntag, 19. Dezember 2010

Wie »Südpreußen« geboren wurde

Durch die Zweite Teilung Polens erhielt Friedrich Wilhelm II. im Jahre 1793 eine Verbindung Ostpreußens mit Schlesien
 
Aus heutiger Sicht verstießen die polnischen Teilungen eklatant gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Doch wie groß war eigentlich um 1800 das polnische Siedlungsgebiet, auf das das (erst später formulierte) Selbstbestimmungsrecht der Völker sich hätte beziehen müssen?

Die Erste Teilung Polens von 1772 wirkte auf das Opfer wie ein Schock. Im polnischen Adel einschließlich des Königs entstand ein breiter Konsens, dass sich so etwas nicht wiederholen dürfe. Die gezogenen Konsequenzen wirkten jedoch kontraproduktiv – und brachten Preußen schon 1793 weitere Gebiete – das sogenannte „Südpreußen“ – ein.

Zweierlei hatte die Erste Teilung Polens deutlich gemacht: Das imperiale Russland wollte in seinem Vorhof einen (schwächeren) Juniorpartner. Und die sogenannten polnischen Kardinalrechte, sprich das Vetorecht jedes Sejm-Mitgliedes, das Recht des Sejm, den König zu wählen, sowie die Minderheitenrechte der Nicht-Katholiken (Dissidenten), standen unter dem Schutz der internationalen Staatengemeinschaft, sprich der Nachbarn. Nun hätte man meinen können, dass der Adel Polens auf diese beiden externen Konstanten Rück­sicht genommen hätte. Dem war aber nicht so. Vielmehr standen für ihn die internen Ursachen der Teilung des eigenen Landes im Vordergrund, sprich die eigene Schwäche durch Rückständigkeit. Sejm und König versuchten nun, sie durch ein Reformprogramm zu überwinden.

Die bekannteste Einzelreform ist die Schaffung der ersten weltlichen Erziehungsbehörde Europas im Jahre 1773. Den Anstoß dazu hatte der Papst gegeben, indem er am 21. August des Jahres den Jesuitenorden aufgehoben hatte. Der Sejm beschloss daraufhin die Bildung einer Erziehungskommission, die den herrenlos gewordenen Ordensbesitz für ein säkularisiertes Schulwesen verwenden sollte. Sie übernahm die Aufsicht und Finanzierung von 74 höheren Schulen sowie der beiden Akademien in Krakau und Wilna.
Zarin Katharina war bereit, dieses gemäßigte Reformprogramm als Gegenleistung für eine russlandfreundliche Außenpolitik zu dulden. 1787/88 bildete dann jedoch eine Zäsur. 1787 begann einmal wieder ein russisch-osmanischer Krieg. Russland wurde zwar von Österreich unterstützt, geriet jedoch bald in einen unangenehmeren Zweifrontenkrieg, als am 28. Juni 1788 der schwedische König Gustav III. aus innenpolitischen Gründen das Zarenreich angriff. Polens Adel wähnte Russland abgelenkt und ging nun zu einem ungleich grundsätzlicheren Reformprogramm über. Am 6. Oktober 1788, also nur wenige Monate nachdem der Krieg für Russland Zweifrontenkrieg geworden war, trat in Polen der sogenannte Große oder Vierjährige Sejm zusammen. Dieser Reichstag katapultierte Polen von einem rückständigen Land zumindest partiell an die Spitze des Fortschritts, in gewisser Hinsicht sogar noch vor das revolutionäre Frankreich, mit dem es einen regen Gedankenaustausch gab. Er gab dem Land nämlich 1791 eine Verfassung, die erste geschriebene überhaupt in Europa. Am 3. Mai 1791 wurde sie beschlossen.
Bei alledem nahm der Sejm auf die erwähnten Kardinalrechte genauso wenig Rücksicht wie auf die Revolutionsfeindlichkeit der autokratischen Zarin. Das Einstimmigkeits- wurde durch das Mehrheitsprinzip ersetzt. Die Wahlmonarchie wurde in eine Erbmonarchie umgewandelt. Und analog zu islamistischen Staaten wurde der Abfall vom katholischen Glauben verboten. In ihrer Radikalität erinnerten die polnischen Reformen Zarin Katharina die Große an die ihr verhasste „französische Pest“. Der polnische Adel setzte jedoch auf Russlands Beschäftigung durch den Krieg mit dem Osmanischen Reich (und Schweden), eine Militärreform nach preußischem Vorbild sowie sein Bündnis mit Preußen.
Letztgenannte Defensivallianz vom 29. März 1790 erfüllte jedoch weder die polnischen noch die preußischen Erwartungen. Fried­richs des Großen Nachfolger Fried­rich Wilhelm II. hatte gehofft, sich im Gütlichen mit Polen auf den Erwerb der deutschsprachigen Städte Danzig und Thorn einigen zu können, den sein Oheim schon bei der Ersten Teilung erstrebt hatte. Anfang September 1790 beschloss der Sejm aber die absolute Integrität des Staatsgebietes. Seinen Wert als möglicher Bündnispartner gegen Österreich verlor Polen für den Preußenkönig, als dieser am 27. Juli 1790 mit Kaiser Leopold II. in der Reichenbacher Konvention zu einem Übereinkommen fand. Fried­rich Wilhelm musste sich fragen, warum er sich durch Polen in einen Konflikt mit Russland hineinziehen lassen sollte, wo nun auch noch der potenzielle Kriegsverbündete England sein Interesse an dem ostmitteleuropäischen Raum verlor, weil London seine Aufmerksamkeit nun ganz dem revolutionären Frankreich zuwandt, das sich auf der anderen Seite des Ärmelkanals gefährlich auszubreiten begann. Die Verfassung vom 3. Mai 1791 nahm Friedrich Wilhelm zum Anlass, die preußisch-polnische Defensivallianz vom 29. März 1790 zu kündigen.

Die Stunde der Wahrheit kam mit dem Ende des russisch-osmanischen Krieges am 9. Januar 1792, nachdem der russisch-schwedische bereits 1790 beendet worden war. Nachdem die Zarin in einer Deklaration am 18. Mai 1792 Polen unter anderem die Verfolgung von russischen Staatsangehörigen und Orthodoxen sowie Bündnisgespräche mit dem Osmanischen Reich vorgeworfen hatte, intervenierte sie mit 100000 Mann in dem Nachbarland, das nur 30000 Mann zu seiner Verteidigung aufbringen konnte. Der russische Vormarsch endete mit der polnischen Kapitulation im Juli 1792.

Österreich war zu dieser Zeit bezüglich Polens weitgehend handlungsunfähig, denn am 20. April des Jahres hatte Frankreich ihm den Krieg erklärt. Preußen sprang der Donaumonarchie zwar bei, verfolgte aber als überwiegend ostelbische Macht in diesem Krieg keine unmittelbaren eigenen Interessen und konnte deshalb auch mit der Einstellung der Kämpfe gegen das revolutionäre Frankreich drohen. Das wollten weder der Kaiser mit seinen von Frankreich bedrohten westrheinischen Besitzungen noch die revolutionsfeindliche Zarin. So kam es am 23. Januar 1793 in Sankt Petersburg zum Abschluss eines preußisch-russischen Teilungsvertrages, der Zweiten Teilung Polens. Wie schon nach der Ersten Teilung Polens von 1772 wurde auch nach dieser Zweiten von 1793 der polnische Sejm mit der Androhung militärischer Gewalt und Geldzuwendungen dazu gebracht, der Einigung der benachbarten Großmächte nachträglich seinen Segen zu geben. Das geschah am 23. September 1793.    

Die Bilanz der Zweiten Teilung

Als Ersatz für die Kosten des Krieges gegen die französischen Rebellen, wie es offiziell hieß, erhielt Preußen 58400 Quadratkilometer mit 1,136 Millionen ganz überwiegend polnischsprachugen Einwohnern. Es erhielt neben dem langersehnten Danzig und Thorn Großpolen sowie das westliche Masowien und bildete daraus die neue, heute fast nur noch Historikern bekannte Provinz Südpreußen, die nur bis 1807 bestand.

Das Habsburgerreich bekam bei dieser Teilung keinen Quadratmeter Polen, dafür aber die Zusicherung der beiden anderen Ostmächte, es beim Kampf mit Frankreich um die Österreichischen Niederlande ebenso zu unterstützen wie bei der Realisierung des Plans diese Exklave am Rhein bei den Wittelsbachern gegen Bayern zu tauschen.

Die Interventionsmacht Russland erhielt mit 228600 Quadratkilometern und 3,056 Millionen Seelen ein Mehrfaches der Preußen. Es annektierte den (weiß)ruthenischen Teil Polens und verschob seine Westgrenze bis zu einer Linie, die von Dünaburg im Norden bis nach Chotyn im Süden reichte. In diesem Gebiet waren die Polen bei weitem in der Minderzahl.    M.R.

Manuel Ruoff