In der Folge des Amerikanisch-Spanischen Krieges, der Spanien der letzten Überseekolonien beraubte, fiel das Land in eine Depression ungekannten Ausmaßes, die auch als Desaster von 1898 bekannt ist. Die in dieser Zeit entstandene Literatur, sozusagen die erste moderne Literatur Spaniens, war Ausdruck des desolaten Gemütszustandes der Spanier, der politischen Unvernunft und Unfähigkeit der Regierenden der Armut und der Schwierigkeit, den Verlust der ruhmreichen Armada und des Kolonialreiches (oder dessen, was noch davon übrig war) zu verdauen und aufzuarbeiten.
Einer der herausragendsten Schriftsteller jener Zeit war Ramón María del Valle-Inclán, der den Begriff des spanischen Zerrspiegels (Esperpento español) schuf, denn vor allem das politische und soziale Verhalten der spanischen Gesellschaft glich mehr dem Bild eines Zerrspiegels als dem, was Vernunft und Gemeinsinn erwarten ließen, und so ist der Zerrspiegel zum Ausdruck der spanischen Wesensart an sich geworden.
Die jüngste Geschichte der sozialistischen Zapatero-Regierung bestätigt das, was schon Valle-Inclán um 1898 beschrieben hatte. Die Politik der Regierung ist so abgewandt von der Wirklichkeit und so bizarr, daß das Gesamtbild der spanischen Realität eher dem Bild eines Zerrspiegels gleicht. In Spanien ist also das, was in einem Zerrspiegel zu sehen ist, die eigentliche Wirklichkeit.
So wie man seinerzeit, vor und während des Amerikanisch-Spanischen Krieges um 1898 statt geeigneter Maßnahmen wie der Modernisierung der Streitkräfte eher dazu neigte, Solidaritäts-Stierkämpfe für die Kolonien zu veranstalten (das Solidaritätsgeplänkel der Spanier ist besonders in linken Kreisen sehr ausgeprägt, führt aber zu nichts Nützlichem), so ist man heute seitens der Regierung stets bemüht, die Schuld an der Wirtschaftkrise auf Dritte abzuwälzen, während die Opposition nur damit beschäftigt ist, sich selbst und untereinander zu zerfleischen, obwohl sie doch jetzt die besten Gelegenheiten hätte, die Regierung klitzeklein zu kritsieren und bei den Wählern Punkte zu gewinnen.
Zur Veranschaulichung des oben Gesagten kommentiere ich hier kurz die zerrspiegelhaftesten Ereignisse der letzten zehn Tage:
Als erste sprang das Mädchen des Exorzisten aus dem Kästchen, Soraya Sáenz de Santamaría, die fürchterlichste aller

Die zweite zerrspiegelhafte Sache der Woche ist die Spionage des Lagers der Aguirristianer von Esperanza Aguirre (Ministerpräsidentin des Landes Madrid) gegen die Gallardoniter (die Mitglieder der Stadtverwaltung Madrids unter dem Oberbürgermeister Alberto Gallardón). Ich weiß nicht, ob ich das als Scherz,

Aber das

Das gibt uns eine Vorstellung von dem, was sich hinter dem großartigen Plan E

Und schließlich noch das

In Spanien hat sich also an der politischen Mentalität nicht viel geändert. Vor allem die Linke lebt noch nach einem Schema aus dem 19. Jahrhundert, es verändert sich nur der thematische Inhalt, nicht aber die Behandlungsweise der Themen.
Begriffserklärungen:
Die spanische Politik wird in Spanien mit einer Vielzahl an Spitznamen und Wortspielen beschrieben, die im Ausland nicht so ohne weiteres zu verstehen sind. Dazu ein paar Erläuterungen:
Manzanares: Fluß in Madrid - gate von Watergate.
Miguel Qué (Miguel Wiebitte). Der jetzige Minister für Handel und Industrie heißt Miguel Sebastián. Er war in den letzten Kommunalwahlen sozialistischer Kandidat für das Amt des Madrider Oberbürgermeisters, fuhr aber für die PSOE das schlechteste Ergebnis der letzten 30 Jahre ein und machte sich wegen einiger Ausrutscher unbeliebt, insbesondere am Ende des Wahlkampfes, als bekannt wurde, daß er als Verantwortlicher des Wirtschaftsbeirats des Premierministers Zapatero die Präsidenten der BBVA-Bank und des Energieunternehmens Endesa durch Beamte der Guardia Civil beschatten ließ, um diese gelegentlich öffentlich in Verruf zu bringen und dadurch als Hindernisse für die Pläne Zapateros aus dem Weg zu räumen. Da man nicht wußte, wer er denn war, als er antrat, nannte man ihn Miguel Wiebitte.
Minister Glühbirne. Im Sommer 2008 hatte Miguel Wiebitte den glühenden Einfall, zum Einsparen des Energieverbrauchs die Verwendung der teuren und häßlichen Energiersparglühbirnen zu empfehlen. Daher wird er 2009 und 2010 jedem Bürger Spaniens eine solche Gluhbirne schenken (auf Staatskosten, also auf Kosten des Steuerzahlers). Die leuchtenden Einfälle des Ministers führen zum Spitznamen Minister Glühbirne.
Vizevogue.
Die stellvertretende Regierungschefin Fernández de la Vega hat mit dem Posieren für Vogue den Zusatz -vogue bekommen. Man ersetzt daher oft Vega durch Vogue oder fügt Vogue anderen Namensbildungen an, daher Vizevogue, Fernández de la Vogue. Sie fällt dadurch auf, daß sie täglich andere teuere Modelle trägt, deren Kosten sich auf bis zu 6.000 Euro belaufen. Ich nenne sie auch Madame Plissé, da sie so unheimlich faltenreich ist..
Luces de Bohemia. Eines der wichtigsten Werke Valle-Incláns, die für das Esperpento, den Zerrspiegel, maßgebend sind.
Alice im Wunderland. Die Realitätsferne Zapateros wird oft mit der Geschichte von Alice im Wunderland verglichen. Danach ist das Spanien Zapateros nicht das Spanien der Wirklichkeit, seine Reden sind in der Tat realitätsfremd. Alicio spielt auf Alice an, er heißt aber José Luis (Joseph Ludwig).
Bibí Aído. Mitgliedin.
Bibiana Aido ist die Ministerin für Gleichheit (Gleichheit entspricht mehr dem Denken der Sozialisten als Gleichberechtigung). der Familienname Aído hört sich an wie "ha ido" (ist gegangen). "Ido" kann aber auch "geistig auf Abwegen" bedeuten, daher die Anpielung "(se) ha ido" - ist gegangen. Bei ihrem Amtsantritt kam es zu einer großen Debatte um ihre Wortschöpfung "Mitgliedin" (miembra), eine weibliche Form von Mitglied (miembro). Im Spanischen gibt es das Wort aber nicht, auch wenn es grammatisch machbar wäre. Seither ist das Wort "miembra" in aller Munde, wenn es darum geht, von den Ministerinnen der Zapatero-Regierung zu sprechen, insbesondere von der Ministerin für Gleichheit.
Die spanische Politik wird in Spanien mit einer Vielzahl an Spitznamen und Wortspielen beschrieben, die im Ausland nicht so ohne weiteres zu verstehen sind. Dazu ein paar Erläuterungen:
Manzanares: Fluß in Madrid - gate von Watergate.
Miguel Qué (Miguel Wiebitte). Der jetzige Minister für Handel und Industrie heißt Miguel Sebastián. Er war in den letzten Kommunalwahlen sozialistischer Kandidat für das Amt des Madrider Oberbürgermeisters, fuhr aber für die PSOE das schlechteste Ergebnis der letzten 30 Jahre ein und machte sich wegen einiger Ausrutscher unbeliebt, insbesondere am Ende des Wahlkampfes, als bekannt wurde, daß er als Verantwortlicher des Wirtschaftsbeirats des Premierministers Zapatero die Präsidenten der BBVA-Bank und des Energieunternehmens Endesa durch Beamte der Guardia Civil beschatten ließ, um diese gelegentlich öffentlich in Verruf zu bringen und dadurch als Hindernisse für die Pläne Zapateros aus dem Weg zu räumen. Da man nicht wußte, wer er denn war, als er antrat, nannte man ihn Miguel Wiebitte.
Minister Glühbirne. Im Sommer 2008 hatte Miguel Wiebitte den glühenden Einfall, zum Einsparen des Energieverbrauchs die Verwendung der teuren und häßlichen Energiersparglühbirnen zu empfehlen. Daher wird er 2009 und 2010 jedem Bürger Spaniens eine solche Gluhbirne schenken (auf Staatskosten, also auf Kosten des Steuerzahlers). Die leuchtenden Einfälle des Ministers führen zum Spitznamen Minister Glühbirne.
Vizevogue.

Luces de Bohemia. Eines der wichtigsten Werke Valle-Incláns, die für das Esperpento, den Zerrspiegel, maßgebend sind.
Alice im Wunderland. Die Realitätsferne Zapateros wird oft mit der Geschichte von Alice im Wunderland verglichen. Danach ist das Spanien Zapateros nicht das Spanien der Wirklichkeit, seine Reden sind in der Tat realitätsfremd. Alicio spielt auf Alice an, er heißt aber José Luis (Joseph Ludwig).
Bibí Aído. Mitgliedin.
