Sonntag, 26. Juli 2009

Die Farce der Wiedervereinigung und das Unrecht an Preußen


Die sogenannte Wiedervereinigung im Jahre 1990 nach dem (von Moskau angeordneten) Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs war eine lange vorher vorbereitete Farce.

Zum einen ging es der Siegermacht Sowjetunion darum, sich von den heruntergewirtschafteten Satellitenstaaten des Ostblocks zu befreien, ohne dadurch einen wirklichen Nachteil zu erleiden. Also lag es auf der Hand, den Deutschen endlich zur Wiedervereinigung zu verhelfen, indem man der Bundesrepublik Deutschland den mitteldeutschen Pleitestaat im Zustand der Nachkriegszeit aufbürdete und dafür auch noch Geld bekam. Die Deutschen machen das schon, müssen Gorbatschow und Genossen damals gesagt haben, und blöd genug sind sie auch, um das auch noch als großzügige Geste Mütterchen Rußlands aufzufassen. Photo: Der Verrat unter Dach und Fach und die Deutschen über den Tisch gezogen: Gemacht gutes Geschäft (Gorbatschow) - Ei, gude, isch bin 'n eschte Bismack (Kohl).

Allem voran ging ein wohl geplantes Possentheater über die Bühne. Zunächst kamen die Sommertouristen aus der Ostzone überraschender Weise auf den Trichter, daß die ungarische Grenze etwas durchlässig war. Nun genossen die Ungarn seit der gewaltsamen Unterdrückung ihres Freiheitsstrebens seit 1956 und insbesondere in den letzten Jahren der Sowjetherrschaft eine gewissen Selbständigkeit, aber das plötzliche Zudrücken beider Augen beim grenzüberschreitenden Verkehr war doch etwas auffällig. Ostberliner Possentheater: Schabowski öffnet die Grenze "aus Versehen" zu früh - nach einer möglicherweise verschlüsselten Journalistenfrage über das Reisegesetz?

So füllte sich der Westen Deutschlands zunehmend mit Bewohnern aus der Ostzone, wodurch das Land langsam unter Druck gesetzt wurde, denn die Zonendeutschen wollten doch sogar Asyl beantragen.

Gleichzeitig begann, eiverbibsch, eine Bürgerbewegung herumzuprotestieren, vor allem in Sachsen, das schon unter der nationalsozialistischen Diktatur dazu neigte, dem Regime zuzujubeln, später dann nach dem Regimewechsel (oder war es nur ein Wechsel der politischen Symbole und Namen?) dem kommunistischen Unterdrückerregime, das das Naziregime eigentlich nur unter Änderung des Firmennamens fortsetzte. Diese maßt sich an, die Moskauer Entscheidung über die Rückgabe der sowjetischen Besatzungszone an das Restdeutschland der Bundesrepublik als ihren eigenen Erfolg und als "friedliche Revolution" zu feiern. Nuuu.

Tatsache ist, daß es sich nicht um eine Volksentscheidung handelte. Dazu kam, daß die Westmächte der Sache gar nicht so aufgeschlossen gegenüberstanden, vor allem das Vereinigte Königreich und Frankreich, die beiden größten Deutschlandhasser aller Zeiten, wenn man von den Polen einmal absieht. Und dazu kam noch der Verrat der deutschen Provinzpolitiker, deren politische Sicht nicht viel weiter reichte als über den Rhein bei Bonn. Gerade der Kanzler Kohl, aus der ehemals bayerischen Pfalz und schon aufgrund seiner Herkunft als Nicht-Preuße berlin- und preußenfeindlich, war doch zusammen mit dem auf Lebenszeit fest im Amtssessel verankerten Schäuble der ungeeignetste Regierungschef, um die plötzlich über ihn hereinbrechende Last bewältigen zu können. Bismarck wollte er darstellen, doch schaffte er es kaum weiter als ein bayerischer Provinzgouverneur in der Pfalz. Photo: Kohls Kungelei mit der CDU-Blockpartei, hier mit Obergeschaftelhuber und Blockflöte de Maizière.

Davon abgesehen fehlte es den deutschen Politikern 1989 nicht nur an politischer Courage, sondern auch an Identitätsbewußtsein bezüglich der deutschen Geschichte und der entgegen dem Völkerrecht gewaltsam annektierten Gebiete des Ostens Preußens, der, da zu Preußen gehörig, auch nicht weiter von Interesse schien.

So erklärt es sich, daß man entgegen allem Gemeinsinn Polen in die Gespräche über die "Wiedervereinigung" aufnahm, so als handelte es sich um einen gleichberechtigten Verhandlungspartner.

Polens Zittern war nicht unbegründet, zittert es doch heute noch angesichts des Wissens, daß gut die Hälfte seines Staatsgebiets gar nicht Polen, sondern Preußen gehört, während es nicht den Mumm hat, sich für die Rückgewinnung seiner eigenen Ostgebiete in der Ukraine einzusetzen. Man hatte doch mit den Trotteln aus dem deutschen Westen ein leichteres Spiel. Photo: Kohl mit Bush auf G-7-Treffen. Sorry, that's Moscow's decision.

Das Ergebnis dieses ganzen Possentheaters um die vorgebliche Wiedervereinigung war, daß man nicht nur das Grundgesetz umging, das ganz klar die Regeln für einen solchen Schritt festlegte (Verfassungsgebende Versammlung, Neugründung Deutschlands), sondern auch die Potsdamer Verträge außen vor ließ, derentwegen Polen das große Zittern bekam, denn hätte man die Verhandlung im Sinne dieser Verträge verlangt, wäre man um eine Rückgabe Pommerns, Schlesiens, Ostbrandenburgs und Ostpreußens nicht herumgekommen (in den Grenzen von 1918). Karte: Preußen in den deutschen Grenzen um 1900.

Also kam man auf die glorreiche Idee, die Ostzone zunächst in 5 neue Bundesländer aufzuteilen und dann deren Anschluß an die Bundesrepublik Deutschland zu beantragen und anzunehmen, womit das Grundgesetz raffiniert umgangen wurde. Nicht umsonst ist der 9. November als Tag des Mauerfalls gewählt worden, war es doch der historische Tag der Vaterlandsverräter. Photo: Selten so gelacht: Sitzung im Kaukasus. 1990 Außenminister Genscher alias IM Tulpe, Gorbatschow und Kohl: Wer verrät hier wen an wen oder wen oder was überhaupt?

Nicht genug des Verrats am Vaterland, bot sich eine weitere Gelegenheit für den Verrat an Preußen. Die völkerrechtswidrige und von ausländischen Mächten angeordnete zwangsweise Auflösung Preußens als Staat, den man ungerechtfertigt für das Naziregime verantwortlich machte, während doch die nationalsozialistische Bewegung unter der Führung des nicht ordnungsgemäß eingebürgerten Österreichers Hitler aus Bayern kam und sich des preußisch geprägten Militärs und Gehorsams bediente, um ihre Macht zu festigen, wurde nicht rückgängig gemacht, womit eine weitere historische Gelegenheit für einen staatsmännischen Schachzug nach Bismarcks Art verschenkt wurde. Westdeutschland hatte zu diesem Zeitpunkt eine einmalige Gelegenheit, die historischen Ungerechtigkeiten wieder auszugleichen und Druck auf die Sowjetunion auszuüben, die wirtschaftlich und politisch ernsthaft geschwächt war. Ein ganzes Volk seines Landes zu berauben, das dazu gut zwei Drittel Gesamtdeutschlands ausmachte, ist nicht hinnehmbar.

Daher ist es 20 Jahre nach der Teilwiedervereinigung in Form des Anschlusses eines Teilgebiets, also der mitteldeutschen Länder, an der Zeit, insbesondere im Rahmen der Überlegungen über die Föderalismusreform dieses Unrecht wiedergutzumachen und Preußen als Staat wiederherzustellen. Angesichts dessen, daß die Bundesrepublik Deutschland nicht Willens ist, preußische Interessen und berechtigte Forderungen der aus ihrer Heimat vertriebenen preußischen Bürger zu vertreten, kann nur ein preußischer Staat, sei es als Bundesland oder als unabhängiger Staat, dem historischen Auftrag der Wiederherstellung seiner staatlichen und nationalen Einheit gerecht werden. Photo: 2+4-Verhandlungen: Polen als Siegermacht? Auf jeden Fall als Kriegsgewinnler.

Der 20. Jahrestag des Mauerfalls ist kein Grund zum Feiern, sondern Anlaß, die bisherige gesamtdeutsche Politik zu überdenken und das Handeln der volksfremden Volksvertreter einem strengeren Urteil zu unterziehen.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Arcandor als Symbol für den Niedergang der Globalisierung

Die jüngste Geschichte Karstadt-Arcandors kommt einem vor wie ein vorgezeichneter Plan, um den Kaufhäusern in Deutschland den Garaus zu machen. Nach der von den Kartellbehörden und den Politikern hingenommenen Konzentration kommt nun die Insolvenz und der Konkurs. Die Führungskräfte haben diese Lage herbeigeführt und bekommen dafür auch noch mehrere Millionen Euro im Jahr. Photo: Das neue Karstadt-Haus in Berlin-Steglitz, an der Stelle des früheren Wertheim-Hauses, das, weil es unter Denkmalschutz steht, in den Neubau integriert wurde.

Der neueste Finanz- und Wirtschaftsskandal in Deutschland ist die Insolvenz des größten Konzerns der Kaufhausbranche: Arcandor. Er wird aus den Kaufhausketten Karstadt-Quelle, dem Reiseveranstalter Thomas Cook und Primondo (Fernsehverkauf, Versandhandel) gebildet.

Es ist schwer verständlich, daß eine Gruppe wie Karstadt-Quelle scheitern kann, wird sie doch von hochrangigen Führungskräften geleitet (vor allem, was die Gehälter anbelangt, denn wie man sieht, hatten sie in Sachen Leitung der ihnen anvertrauten Firmen kein sehr hohes Niveau). Die bei Investitionen und dem Verkauf von Vermögenswerten begangenen Fehler haben jedoch in den Konkurs geführt. Die gegenwärtigen Eigentümer Schickedanz, also die Erben des Kauf- und Versandhausimperiums Quelle, sowie die Privatbank SAL Oppenheim halten zusammen 56 vom Hundert der Aktien, während die übrigen 44 vom Hundert unter vielen Kleinaktionären verstreut sind) haben entweder keinen Wert mehr auf eine verantwortungsvolle Geschäftsführung gelegt oder aber sie haben auf den Ruin von Unternehmen mit langer Tradition gesetzt. Photo: Das KaDeWe, Kaufhaus des Westens, am Berliner Tauentzien).

Sowohl Karstadt als auch Quelle waren ursprünglich und bis vor wenigen Jahren (im Falle von Quelle) Familienunternehmen, und solange sie alleine bestanden, hatten sie niemals ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten.
Karstadt begann als Einzelhandelsgeschäft im Jahre 1881 in der Hansestadt Wismar. Im Gegensatz zu den meisten Gründern von Kaufhäusern in Deutschland war Rudolph Karstadt nicht Jude. Im Jahre 1885 schloß er sich mit Theodor Althoff zusammen, woraus später eine der größten Warenhausketten Deutschlands in den Grenzen von 1918 wurde.

Genauso wie Karstadt entstand ein weiterer Warenhauskonzern, der in den 90er Jahren von Karstadt übernommen wurde: Hertie. Hermann Tietz, sein Begründer, war Jude. Seine Warenhauskette war allerdings diejenige mit dem höchsten Niveau und Eignerin der Luxuskaufhäuser, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg fortbestanden: KaDeWe und Alsterhaus. Hertie hatte auch andere örtlich begrenzte Kaufhäuser übernommen, wie zum Beispiel Held Berlin, KFA Stuttgart und Wertheim. Photo: Das erste Hertie in Gera ist zuletzt ein Horten-Kaufhaus gewesen, wird zur Zeit in ein Einkaufszentrum umgewandelt , das die noch vorhandenen alten Stuck- und Holzverkleidungen wiederentdeckt; (Horten wurde zwischenzeitlich von Kaufhof, der zweitgrößten Kaufhauskette Deutschlands, übernommen).

Die Übernahme von Hertie durch Karstadt war soetwas wie die Schändung der Unternehmertradition der Kaufhausbranche in Deutschland, denn Hertie war mit Sicherheit die Kaufhauskette mit dem größten Ansehen und der besten Qualität von allen, die es einst gab. Wenngleich Tietz seines Unternehmens durch die Arisierung der Nationalsozialisten entledigt wurde, führte der Käufer das Unternehmen wie ein Familienunternehmen weiter.

Hertie wurde also übernommen und teilweise aufgelöst. Die kleinsten Häuser von Hertie und Karstadt wurden an einen britischen Anleger indischer Herkunft zusammen mit der Marke Hertie veräußert, aber wie das auch in Spanien mit dem ältesten Kaufhaus SEPU sowie der deutschen Tochter von Woolworth (heute ebenfalls in der Insolvenz, mit 300 Geschäften) geschehen ist, trachten die britischen Anleger (hinter denen oft die sogenannten Hedge Funds oder Heuschreckenfonds stehen) nur nach der gewinnbringenden Veräußerung der schmackhaften Immobilien, um schnelles Geld zu machen, und nicht nach der Fortsetzung der unternehmerischen Tradition. Sie ruinieren arglistig die Unternehmen, um ihre Vermögenswerte zu verkaufen und sie auf immer dicht zu machen. Hertie ist dieses Schicksal bereits im April 2009 erfahren und wird dieser Tage geschlossen.


Vor ein paar Monaten verpflichtete Arcandor einen neuen Vorstands-vorsitzenden, der von der deutschen Telekom kommt und der den Konzern in nur drei Monaten in die Insolvenz geführt hat (es ist anzunehmen, daß das der eigentliche Plan Arcandors war, als man Herrn v. Eick anwarb). Die Verhandlungen mit der Regierung über die Gewährung von Beihilfen haben nichts genutzt, die Eigentümerin von Quelle, Schickedanz, eine der reichsten Familien Deutschlands, will von der Sache nichts wisse. Photo: Das Kaufhaus Tietz in Berlin in der Leipziger Strasse, Anfang des 20. Jahrhunderts).

Wenige Tage vor der Insolvenz verschwanden -wie es scheint- Gelder von den Konten von Quelle, wodurch der Druck der neuen Herbst-Winter-2009-Kataloge mit Kosten von ca. 50 Mio. Euro aufs Spiel gesetzt wurde. Die Kataloge sind grundlegende Voraussetzung für das Überleben des größten Versandhausunternehmens Europas (inzwischen vermutlich gerettet durch eine Bürgschaft der Bayerischen Regierung). Die neuesten "Erkenntnisse" über die eventuelle Verbindung des Quelle-Gründers mit den Nazis ist möglicher Weise ein Hinweis darauf, daß bei der ganzen Insolvenzgeschichte vielleicht noch andere Absichten mitspielen.


Daß Arcandor jetzt praktisch in den Konkurs geraten ist, ist nur schwer zu begreifen, denn von den 120 Kaufhäusern sind viele sehr gewinnträchtig, vor allem das angesehenste Haus KaDeWe Berlin. Aber auch das KaDeWe mußte Insolvenz beantragen. Wenn das nicht schlechte Geschäftsführung ist, was ist es dann? Organisiertes Verbrechen?

Ende des letzten Jahres beschloß Karstadt, einer sehr alten und angesehenen Marke mit langer Kaufhaustradition ein Ende zu setzen: Zwei Häuser in Berlin trugen noch den Wertheim, und in Berlin war das Wertheim am Kurfürstendamm ein Bezugspunkt und eine Touristenattraktion. Man führte dazu an, die Werbekosten seien so hoch und lohnten sich bei nur zwei Häusern mit anderem Namen nicht - nachdem Wertheim innerhalb des Hertie-Konzerns mehr als 60 Jahre lang seine Eigenständigkeit bewahrt hatte und inzwischen auf eine Firmengeschichte von mehr als 150 Jahren zurückblicken konnte.

Es ist doch gerade die Entfremdung der großen Firmengruppen, die zu deren Untergang beiträgt. Das Verschwinden von Marken und Unternehmen mit jahrzehntelanger Tradition und großem Ansehen sowie die Vereinheitlichung des Angebots, statt es auszuweiten und zu diversifizieren, hat nur dazu geführt, daß man ständig Kunden verliert, Umsatz einbüßt und die Qualität der Produkte und des Kundendienstes sinkt. Karstadt war nie eine Marke höherer Qualität, sie gehörte eher dem mittleren oder unteren mittleren Segment an. Quelle verkaufte immer Niedrigpreiserzeugnisse, die für die große Masse der Verbraucher mit geringerer Kaufkraft erschwinglich waren. Hertie bediente dagegen ein gehobenes mittleres Verbraucherniveau , im Falle des KaDeWe und des Alsterhauses ein sehr gehobenes Kundenniveau. Alles dies ist mit dem Identitätsverlust und der Aufhebung der Selbständigkeit der einzelnen Häuser und Ketten sowie mit der Schändung ihrer Markennamen verlorengegangen. Das Wachstum der Unternehmensgruppen baut auf Faktoren wie der Erhöhung der Bilanzsummen, der monopolistischen Beherrschung des Marktes und der Verdrängung des Wettbewerbs, der internationalen Ausweitung des Geschäfts und der größeren Streuung der Geldanlagen auf.

Aber in Wirklichkeit führen solche Expansions- und Wachstumsgeschäfte dazu, daß eine Unternehmensgruppe unkontrollierbar, unüberschaubar und uneffizient wird, um Gewinne erwirtschaften zu können. In vielen Fällen sind dien Gewinnsteigerungen nur die Folge der Bilanzsummen- und Einnahmenzusammenführung von immer mehr Unternehmen ohne ein wirkliches und gefestigtes Wachstum. Ein Unternehmen wächst so unkontrolliert und kann plötzlich vor einer Zunahme der Risiken stehen, ohne das laufende Geschäft konsolodiert zu haben. Außerdem verliert es die Fühlung mit der Marktwirklichkeit und verliert an Anreizen für die Verbraucher, die eine ständige Abnahme der Angebotsvielfalt, eine Verschlechterung der Produktqualität und der Qualität des Kundendienstes und das Fehlen von Bezugswerten sehen, ist es doch zum Beispiel erbauender, bei Wertheim einzukaufen als bei Karstadt, des Namens wegen.


Aber was bei Arcandor wirklich vorkommt, ist symptomatisch. Es scheint, daß die Globalisierung mit der Internatio-nalisierung der Großunternehmen und der zunehmenden Vereinheitlichung des Produktangebots auf dem besten Wege zum eigenen Untergang ist. Die Schaffung von großen Konzernen mit Phantasienamen trägt zu einem Identitätsverlust bei, dem gleichen, den die Bürger mit dieser so künstlichen und fernen Europäischen Union erleiden. Alles wird damit gerechtfertigt, Kosten reduzieren zu müssen und die Mobilität der Menschen zu erhöhen. Photo: Das jahrzehntelang als Anziehungspunkt Berlins wirkende Kaufhaus Wertheim am Kurfürstendamm, jetzt in ein allzu gewöhnliches Karstadt-Kaufhaus verwandelt Als nächstes kommt der Konkurs wegen Kundenmangels.

Man sagt, ein Unternehmen, das nicht wächst, ist zum Scheitern verurteilt, aber niemand scheint auf den Gedanken zu kommen, daß ein Unternehmen auch ohne Wachstum überleben kann, daß es sogar durch eine Verringerung seiner Größe überleben kann, das sogenannte Gesundschrumpfen. Das unbegrenzte Wachstum ist nicht machbar, denn es gelangt irgendwann an seine Grenzen
. Wachstum ist nur auf Kosten des Wettbewerbs möglich, was für den Verbraucher als auch die Innovation nachteilig ist.

Der Fall des Eisernen Vorhangs war für die stagnierende westliche Wirtschaft eine Erleichterung, aber obwohl im Osten noch viele Bedürfnisse zu decken sind, befindet sich das wirtschaftliche Wachstum in einem Zustand der unmittelbar bevorstehenden Implosion. Die Globalisierung, wie man sie uns aufgemalt hat, war ein großer Reinfall. Sie schreitet nicjht mit den notwendikgen Kontrollmechanismen voran und sichert auch nicht ein nachhaltiges und schrittweises Wachstum. Photo: Neckermann war gleich nach Quelle das größte Versandhausunternehmen Deutschlands. Sein Motto lautet: "Neckermann macht's möglich", das darauf aufbaute, daß man bei Neckermann absolut alles kaufen konnte, was der Verbraucher so brauchte. Das Haus wurde Mitte der 70er Jahre von Karstadt übernommen, die Neckermann-Kaufhäuser übernahmen die Marke Karstadt.


In nur 15 Jahren hat Arcandor mit wahrer Freude an der Zerstörung der langen Tradition der folgenden Kaufhausketten und Versandhäuser ein Ende gesetzt: Hertie (gegründet 1882), Karstadt (gegründet 1881), Wertheim (gegründet 1852), Neckermann (gegründet 1950, hauptsächlich Versandhaus), Quelle (gegründet 1927, hauptsächlich Versandhaus) und Schöpflin (gegründet 1929, Versandhaus), gehörte seit 1964 zu Quelle und wurde 1999 geschlossen); hinzu kommt die Insolvenz der Flaggschiffe KaDeWe (gegründet 1907 durch Jahndorf) und Alsterhaus (gegründet 1911 durch Tietz). Es ist an der Zeit, die Konzentratiosnpolitik der Großunternehmen und die persönliche Haftung ihrer Führungskräfte zu überdenken, die schließlich und hauptsächlich die Verantwortlichen für die unternehmerischen Fehlleistungen sind.