Samstag, 29. Januar 2011

Die Kaisergeburtstage - Als Monarchie noch gelebt wurde

50. Geburtstag S.M. des Kaisers und Königs Wilheml II.
Zwischen 1889 und 1918 feierte man in Preußen und in Deutschland alljährlich am 27. Januar des Kaisers Geburtstag. Auch in früheren Zeiten war der Geburtstag des Königs bzw. Kaisers in jeder Monarchie Anlaß für große Feierlichkeiten im ganzen Land, und gewöhnlich war dieser Tag Staatsfeiertag.

Gedenkfeiern anläßlich des 100. Geburtstags des Kaisers und Königs Wilhelm I. im Jahre 1897
Auf diese Weise lebte und erlebte das gesamte deutsche Volk die Monarchie, was auch noch dadurch verstärkt wurde, daß es im Deutschen Reich, das ja eine föderative Monarchie war, zahlreiche andere Monarchen regierten und ebenfalls ihre eigenen Feierlichkeiten organisierten.

Feldgottesdienst auf dem Straßburger Kleberplatz zum Kaisergeburtstag
Postkarte - Photographie: Max Kaempf
Kunstverlagsanstalt Mohr und Lüdke - Straßburg, 1915
Die Huldigungen und Treuebekundungen der Bevölkerung und der staatlichen und kommunalen Institutionen waren Ausdruck eines nationalen Zusammengehörigkeitsgefühls, das heute gar nicht mehr denkbar ist, denn die deutschen Länder haben nicht nur ihre eigene Identität weitgehend verloren - man bedenke, daß nur noch Bayern, wenn auch nicht vollständig, seine historischen Landesgrenzen behalten hat -, sondern die Bevölkerung ist nicht mehr mit der aus der zeit des Kaiserreichs vergleichbar.

Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen (* 27. Januar 1859 in Berlin; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande) war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen.

Erinnerung an die große Kaiserparade (1899) Kaiser Wilhelm II. umgeben vom König von Sachsen, vom König von Württemberg,
vom  Großherzog von Baden und vom Großherzog von Hessen

Wilhelm war der Enkel des ersten Kaisers Wilhelm I. und der Sohn Friedrichs III. Friedrich war 1888 nach nur 99 Tagen Amtszeit einem Krebsleiden erlegen, so daß Wilhelm bereits mit 29 Jahren Kaiser wurde, was ohne Zweifel ein Nachteil war, denn seine politischen Entscheidungen haben letztlich zum Krieg und zum Fall der Monarchie geführt.

1891 - Festessen in Neuenahr

An dieser Stelle sei der Feierlichkeiten an Kaisers Geburtstag als Inbegriff der Darstellung des monarchischen Staates gedacht. In gleicher Weise beging man den Geburtstag des Kaisers von Österreich.

In den deutschen Kolonien feierte man ebenfalls des Kaisers Geburtstag.

Des Kaisers Geburtstag in Deutsch-Ostafrika

Des Kaisers Geburtstag in Kamerun 1901
Kaisers Geburtstag 1918 in Istanbul











Die Nachkriegszeit in Pommern


Jener Teil Pommerns, der 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wurde, betrug ca. 31.000 Quadaratkilometer, das sind etwa 81 Prozent der Fläche Pommerns, also vier Fünftel von 1939 (38.400 Quadaratkilometer). Nach Schätzungen ist davon auszugehen, daß im Sommer 1945 noch weit über 50 Prozent der pommerschen Bevölkerung dort lebte, in der Landeshauptstadt Stettin waren es über 81.000, die bis dahin unter einer deutschen kommunistischen Stadtverwaltung einem vermeintlichen Neubeginn entgegensahen, denn ein Großteil von ihnen war vorher gen Westen nach Vorpommern und Mecklenburg geflohen und von den Sowjets gezwungen worden, nach Stettin zurückzukehren. Diese im Ergebnis doppelte Flucht und Vertreibung kostete unter den damaligen Umständen besonders viele Opfer. Unbeschreibliche Zustände spielten sich auch in dem unter polnischer Verwaltung stehenden Vertreibungsdurchgangslager in Stettin-Scheune und in dem Lager Stettin-Frauendorf ab.


Vertriebene auf der Flucht
Die erste polnische Volkszählung vom 14. Februar 1946 für die neu gebildeten Verwaltungsbezirke bzw. Wojewodschaften Stettin und Köslin ergab, daß von den 892.000 Personen noch 116.000 als Deutsche bezeichnet wurden, also etwa 13 Prozent. Teilweise Ganze Dörfer blieben jedoch bis zur letzten Ausreisewelle 1957 deutsch besiedelt, weil der polnische Staat bis dahin auf die Arbeitskräfte nicht verzichten konnte. Es gab dort sogar deutschen Unterricht. Dies betraf auch Fachkräfte, vor allem im maritimen Bereich (Hafen, Schiffbau), da es hier in dem de facto vorherigen Binnenland Polen kaum Erfahrungen gab, lediglich ab 1918 in Gdingen (von 1939-1945 Gotenhafen). Der Prozeß der Vertreibung zog sich also bis 1957 hin.

Die Polen, die sich nun zunehmend in Pommern ansiedelten, kamen zu über der Hälfte aus Zentralpolen und nur zu etwa einem Drittel aus jenen Gebieten, die nun an die Sowjetunion (inkl. Litauen bzw. ab 1940 Litauische SSR) zurückgefallen sind, auch wenn fälschlich oft das Gegenteil behauptet wird.

In den Jahren 1945/46, jedoch sogar bis 1957, fand also ein völliger Bevölkerungsaustausch Pommerns statt. Die Vertreibung der deutschen ansässigen Bevölkerung bedeutete ja nicht, daß hier jene Deutschen vertrieben wurden, deren Vorfahren sich vor 700 Jahren hier angesiedelt hatten, sondern daß mit den Pommern eine Bevölkerung vertrieben wurde, in der die vorher seit 600/700 n. Chr. ansässige wendische bzw. slawische Bevölkerung zu 100 Prozent mit den von den Pommernherzögen ins Land gerufenen deutschen Siedlern verschmolzen ist, was sich auch leichtestens an dem Familien- bzw. Nachnamensbestand der vertriebenen Pommern ablesen lässt. Vertrieben wurden also mit den Pommern auch die Nachkommen der assimilierten slawischen Vorbevölkerung, deren Muttersprache schon im Mittelalter Niederdeutsch geworden war. Angesiedelt an derer statt wurden slawischen Polen, deren Vorfahren nie in Pommern gelebt haben, sondern ständig danach trachteten, Pommern in ihren Besitz zu bringen, etwas, was besonders sinnfällig wird in dem polnischen Mythos von der Vermählung mit dem Meer, was bis heute in Kolberg jährlich rituell nachvollzogen wird. 

Polnische Propaganda der "Wiedergewinnung" des Meeres
Die polnische Propagandalüge von der Wiedergewinnung der alten West- und Nordgebiete ist keinesfalls auf die Ideologie der regierenden Kommunisten beschränkt gewesen, deren Wurzeln sind schon in der nationalen Erweckungsbewegung Anfang des 19. Jahrhunderts zu finden. Auch die polnische Katholische Kirche war mit von der Partie. Aus Sicht der polnischen Katholischen Kirche sind die mit der Reformation vom rechten Glauben abgefallenen Gebiete, auch Pommern, nun wieder dem rechten Glauben zugeführt worden, wenn auch dafür die ganze Bevölkerung ausgetauscht werden mußte, was natürlich hier verschwiegen wird. Es haben also nicht die eingesessenen Gemeinden zum katholischen Glauben zurückgefunden, diese sind vielmehr erloschen, da deren Glieder ja vertrieben wurden. Gebildet wurden völlig neue Gemeinden mit Gliedern, die dort nie verwurzelt waren.

Die Vertreibung der Deutschen, also auch der deutschen Pommern, aus ihren angestammten Siedlungsgebieten wird zumeist mit dem „Potsdamer Abkommen“ begründet. Die Beschlüsse dieses Abkommens widersprechen jedoch jeglichen völkerrechtlichen Minimalstandards, daher findet sich dort im Text der Verweis auf eine Gültigkeitsklausel bis zum Zeitpunkt eines später noch zu schließenden Friedensvertrages (also mit Deutschland am Tisch), den es nie gegeben hat (US-Außenminister Byrnes bewertete das Potsdamer Abkommen in einem Brief vom 15. Januar 1946 an USPräsident Harry Truman so: „In Potsdam wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt und durch die Umstände gezwungen zuzustimmen. Es war ein willkürlicher Gewaltakt.“). 

Proteste gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie
Die polnische Rechtfertigung für die Inbesitznahme läuft oft auf die Abwälzung der Schuld auf die Siegermächte hinaus. Dabei war Polen selbst sehr aktiv um möglichst viel deutsches Territorium zu bekommen und zwar nicht nur das Lubliner Komitee, sondern auch der Leiter des Westinstituts Posen Zygmunt Wojciechowski. Wäre es nach ihm gegangen, wäre nicht nur Usedom, sondern auch generell ein 15 Kilometer breiter Streifen westlich der Oder/Neiße (also mit Frankfurt/Oder, ganz Görlitz und ganz Guben, im Norden inklusive Ueckermünde und Lubmin) zu Polen gelangt.

Noch ärger trieben es die polnischen Partner in ihren Verhandlungen mit Stalin. Der hat den Polen schroff das von ihnen geforderte Rügen verweigert („Rügen bekommt ihr das nächste Mal“), dies geht aus polnischen Quellen hervor. Im Raum Stettin hat Stalin offenbar Polen nachgegeben und in einer gesonderten Vereinbarung noch reichlich Land westlich von Stettin und Oder dazugegeben. Der Text des Potsdamer Protokolls gibt das nicht her, danach wäre Stettin deutsch geblieben.

An die Stelle der 1945 im Potsdamer Protokoll beabsichtigten Friedenskonferenz trat 1990 allerdings der Zwei-plus-Vier-Vertrag mit dessen Ratifizierung durch den Bundestag und durch die Volkskammer der "DDR" der Status quo, also der des Potsdamer Abkommens plus weiterer Grenzverträge zwischen der Sowjetadministration sowie der "DDR" (z.B. Görlitzer Vertrag von 1950) mit Polen bestätigt wurden. Erst durch dessen Ratifizierung am 15. März 1991 (nicht früher!) waren Hinterpommern und Stettin sowie ein vorpommerscher Streifen westlich von Oder und Swine nun (faktisch, aber nicht juristisch rückwirkend) aus dem deutschen Staatsverband ausgegliedert und zu Polen zugehörig anerkannt. Der größte Teil Vorpommerns (abzüglich Swinemünde und eines linksodrigen Streifens nach Süden bis vor Gartz) wurde 1945 Teil der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und des von den Sowjets und deutschen Kommunisten gebildeten Landes Mecklenburg- Vorpommern, eine Verwaltungseinheit von zwei Ländern, die es nie zuvor in der Geschichte gegeben hat. Im Zusammenhang mit der Auflösung des Staates Preußen durch ein Gesetz des Kontrollrates der vier Mächte 1947, tilgte die Sowjetadministration auch den Namen Pommern (da vor der Kapitulation preußische Provinz), folglich durfte ab 1947 Mecklenburg-Vorpommern nur noch Mecklenburg heißen.

Karte Stettins - ganz klar westlich der Oder
Dieser Prozeß der Entpommerung wurde nach Gründung der stalinhörigen "DDR" 1949 fortgeschrieben, in dem das kommunistische Prinzip des Leninschen Demokratischen Zentralismus auf den Verwaltungsaufbau der DDR angewandt wurde. Die fünf Länder auf dem Gebiet der SBZ/"DDR" mit ihren Regierungen wurden 1952 kurzerhand aufgelöst zugunsten der Einteilung dieses Gebietes in 15 ahistorische Bezirke mit den jeweiligen Kreisen. Bei dieser Gelegenheit wurde das unter DDR-Verwaltung gebliebene Restpommern (Vorpommern ohne Swinemünde und ohne den östlichen Teil der Kreise Ueckermünde und Randow) gleich auf drei Bezirke aufgeteilt (Rostock, östlicher Teil; Neubrandenburg, östlicher Teil; Frankfurt, der nordöstlichste Zipfel um die Oderstadt Gartz). Keine der größeren pommerschen Städte wurde Bezirksstadt, auch nicht Greifswald (ein Nordost-Bezirk wäre denkbar gewesen), das damals mehr als doppelt so groß wie Neubrandenburg war. 

IM Tulpe besiegelte 1990 den Verrat an den Deutschen
Damit verschwand die Landesbezeichnung „Vorpommern“ in der "DDR", denn es erinnerte zu sehr an Pommern. Einzig im evangelisch- kirchlichen Rahmen hielt sich der Name Pommersche Evangelische Kirche (eine Gliedkirche der Evangelischen Kirche der Union, EKU) mit neu geschaffenem Bischofsamt und Bischofssitz in Greifswald noch bis 1968! Fortan bis zur politischen Wende 1990 musste sie sich Landeskirche Greifswald nennen, bis dann die Rückbenennung erfolgen konnte. Das Überdauern und Wachhalten des Namens Pommern im kirchlichen Raum durch die Reste des christlich geprägten Bildungsbürgertums war dann eine wesentliche Voraussetzung für die Reanimierung des Namens Vorpommern in der Landsbezeichnung Mecklenburg-Vorpommern. Im säkularen Raum der "DDR" war der Name Pommern/Vorpommern fast mit Erfolg aus dem Bewußtsein getilgt worden, auch wenn er mit Beginn der 1980er Jahre eine Lockerung eintrat, was den Gebrauch im wissenschaftlich/populärwissenschaftlichen Raum angeht (z.B. Demminer Kolloquien).




Freitag, 28. Januar 2011

Pommern unter der national-sozialistischen Diktatur und im Zweiten Weltkrieg

Die Machtübernahme 1933 gestaltete sich für die Nationalsozialisten bei der oben genannten Ausgangslage in Pommern problemlos. Ein weiteres Verhängnis sollte darin bestehen, dass die NSDAP mit Franz Schwede (er nannte sich Schwede-Coburg) 1934 einen Gauleiter für den Gau Pommern bestellte (die preußische Provinz bestand mit der NSDAP-Machtübernahme nur noch proforma), der sich als besonders ergeben und brutal und in diesen Eigenschaften als erfolgreich in der oberfränkischen Stadt Coburg erwiesen hatte. 

Evakurierung Kolbergs
Diese Stadt gewann er als erste im Reich für die NSDAP. Er hatte dort persönlich an Mißhandlungen von Nazi-Gegnern teilgenommen. Die Verfolgung der Juden – besonders seit der „Reichskristallnacht“ 1938 – wurde von Schwede mit besonderem Eifer betrieben. In Stettin wurde 1940 reichsweit überhaupt der erste Transport zusammengestellt, der deutsche Juden aus dem Reich (dem Stettiner Raum) außerhalb der Reichsgrenzen nach Lublin deportierte, dies schon mit einer sehr hohen Opferzahl. Für den Übereifer bzw. die Eigeninitiative gab es sogar einen Rüffel aus Berlin, weil dafür noch keine Planungen und Vorbreitungen vorgelegen hatten. Die ersten vertriebenen, deportierten und massenhaft umgebrachten Pommern in jenem Jahrhundert waren Juden!

V2 beim Start, erreiche 84 km den Weltraum
Bereits seit 1936 wurde in Peenemünde ein Raketenversuchsprogramm betrieben, das in die Erprobung der später sogenannten V-(V=Vergeltung) Waffen mündete, denen über 6.184 Londoner und Tausende Antwerpener zum Opfer fielen (vor allem durch den ersten Marschflugkörper V1). Tausende KZ-Häftlinge mußten bei der Produktion im Harz sowie durch Bombenangriffe auf Peenemünde ihr Leben lassen. Die Ambivalenz dieses Programms ist daran ablesbar, daß in diesem Rahmen von einer Peenemünder Rampe zum ersten Mal eine Rakete (A4/V2) mit 84,5 km den Weltraum (nach NASA-Definition 80 km) erreichte und vor allem alle wichtigen Raketenprogramme – die der USA, der Sowjetunion und auch Frankreichs – auf den Forschungen dieses Programms basieren, alle unter Einbeziehung von angeworbenen Peenemünder Ingenieuren. Selbst das erfolgreiche US-Mondfahrtprogramm Apollo basierte darauf.

Stargard vor dem Krieg, das pommersche Rothenburg
Der Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Angriff auf Polen erfolgte in breiter Front von pommerschem Gebiet aus in Richtung Tucheler Heide (Westpreußen), daran nahm in vorderster Front auch der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker teil. Ab Ende Januar 1945 erreichte dann der Landkrieg (vorher schon der Bombenkrieg Stettin, Anklam, Stralsund, Peenemünde und Sassnitz) auch pommersches Gebiet. Zunächst jenes Gebiet, das erst 1938 durch Franz Schwede in Pommern als Grenzmark Posen-Westpreußen (Hauptstadt Schneidemühl) eingegliedert wurde. Der mit großem propagandistischen Aufwand errichtete Pommernwall erwies sich als völlig bedeutungslos.

Stargard nach dem Krieg
Furchtbare Szenen spielten sich auch bei der Evakuierung der Bevölkerung über die Ostsee ab, der Untergang der Wilhelm Gustloff mit Tausenden Zivilisten vor der pommerschen Küste ist nur das namhafteste Beispiel. Immerhin aber gelang es, den größten Teil der Bürger sowie Flüchtlinge (70.000-80.000) aus der eingeschlossenen Stadt Kolberg über See zu retten, obgleich weit über hundert der bereits aus Kolberg Evakuierten bei dem schweren amerikanischen Bombenangriff auf Swinemünde durch Volltreffer auf im Hafen liegende Schiffe ums Leben kamen. Nur ein Jahr zuvor mussten der Name Kolbergs und die Kulissen der Stadt Treptow für den gleichnamigen Propagandafilm von Josef Goebbels (Regie Veit Harlan) herhalten.

Stralsund bei Kriegsende
Der Vormarsch der russischen Truppen in Pommern war von besonderer Grausamkeit gegen die Zivilbevölkerung gekennzeichnet, die aufgrund der NS-Durchhalteparolen häufig erst zu spät die Treck- bzw. Fluchterlaubnis erhielt. Diese besondere Grausamkeit, einhergehend mit Massentötungen und Massenvergewaltigungen, hatte wohl ihren Grund in dem Vertreibungsdruck, der ausgeübt werden sollte, denn die Abtrennung der ostdeutschen Provinzen von Deutschland war von den Siegermächten bereits in Jalta beschlossen worden.

Von der Sowjetarmee zerstörter Flüchtigstreck
Nach 1945 wurde das östliche Pommern mit Stettin (Stettin entgegen dem Text des Potsdamer Protokolls) und Swinemünde unter polnische Verwaltung gestellt, die deutsche Bevölkerung völkerrechtswidrig vertrieben und über ganz Deutschland jenseits der Oder verstreut, größtenteils nach Vorpommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein und in das 1946 neu gegründete Land Nordrhein- Westfalen. Hierher, vor allem ins Ruhrgebiet, kamen in den 1950er Jahren die meisten Pommern, da sie hier in großem Umfang Arbeit bekamen, etwas, was das bis dahin westliche Hauptaufnahmeland Schleswig-Holstein nicht leisten konnte.


Donnerstag, 27. Januar 2011

Pommerns Teilung bis zur Ersten Republik 1919

Stralsund: Schwedisches Kommandantenhaus
Einen tiefen Einschnitt brachte der Dreißigjährige Krieg (1618- 1648), der – zu großen Teilen zwischen schwedischen Truppen und Kaiserlichen auf pommerschem Territorium ausgetragen – die Bevölkerung Pommerns auf die Hälfte reduzierte. Seinen Beginn nahm dieses Verhängnis mit der Landung des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf am 6. Juli 1630 in Peenemünde. Er war mit finanzieller Unterstützung des katholischen Frankreichs in den bisher deutschen Krieg eingetreten, um den Protestantismus in Norddeutschland zu retten (was gelang) und um eine schwedische Großmachtposition aufzubauen, was zumindest im Ostseeraum glückte, wenngleich Gustav Adolf diese Früchte nicht mehr ernten konnte. In diese Zeit fiel mit dem Tod des letzten Greifenherzoges Bogislaw XIV. 1637 das Ende der Greifendynastie im Mannesstamm. Bei all den Grausamkeiten, die auf pommerschem Boden die Bevölkerung dezimierten, ist das Massaker an der Zivilbevölkerung und das Inferno zu nennen, das unter dem Kommando des kaiserlichen Obristen Hans von Goetz in Pasewalk verübt wurde.

Stettin: Berliner Tor (1725)
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 fiel Vorpommern und ein Landstreifen östlich der Oder (einschließlich Stettin, Altdamm und Gollnow) unter schwedische Herrschaft (das sogenannte Schwedisch Pommern), blieb jedoch weiterhin Teil des Römischen Reiches Deutscher Nation. Königin Christina von Schweden (in der Nachfolge die schwedischen Könige) war damit zugleich deutsche Reichsfürstin mit Sitz und Stimme im Reichstag. Ein Status, der bis zum Ende des Reiches 1806 galt. Erst danach, also 1806, wurde Schwedisch Pommern (der Rest nördlich der Peene) in das Königreich Schweden (bis 1814), eingegliedert, aber nur juristisch, kaum real, weil die Wirren der napoleonischen Kriege mit mehrfachen Besetzungen Vorpommerns dies verhinderten. Im Zusammenhang mit der napoleonischen Besetzung ist erwähnenswert, dass Kolberg neben Graudenz in Westpreußen die einzige preußische, ja deutsche Stadt war, die durch den Widerstand unter Neidhardt von Gneisenau und Joachim Nettelbeck nicht von den napoleonischen Truppen eingenommen werden konnte und auch nicht nach dem Waffenstillstand vom 7. Juli 1807 besetzt wurde.

1814 gelangte Vorpommern im Tausch gegen Norwegen an Dänemark, was aber faktisch nicht mehr vollzogen wurde, so dass die Übergabe an Preußen (beschlossen auf dem Wiener Kongress 1815) durch Schweden erfolgte.

Stargard vor dem Krieg
Hinterpommern, das allerdings erst 1654 von Schweden geräumt wurde, fiel nach dem Aussterben des pommerschen Herzogshauses und gemäß des Westfälischen Friedens an Brandenburg. Brandenburg bzw. inzwischen Preußen konnte im Frieden von Stockholm (1720) Stettin und Vorpommern bis zur Peene und zum Peenestrom hinzugewinnen (Altvorpommern), vorher war Stargard Verwaltungssitz. Zwar war es 43 Jahre zuvor dem Großen Kurfürsten 1677 gelungen, unter schwerem Beschuß (Turm von St. Jakobi zerstört) Stettin zu erobern, jedoch mußte er dies im Frieden von St. Germain an Schweden zurückgeben. Pommern sollte in der Folge ein preußisches Kernland werden, das nach der ersten Teilung Polens (1772) durch die Vergrößerung Preußens fast 150 Jahre lang keine direkte Grenze zu einem polnischen Staat hatte.

Anklam: Markt 1841
Vorpommern nördlich der Peene blieb bis 1814/15 der letzte Teil von Schwedisch Pommern (dazwischen gab es noch ein fünfjähriges dänisches Interim). Nach der Übergabe an Preußen nannte man es Neuvorpommern (der vor Preußen neu hinzugewonnene Teil Vorpommerns; Gegensatz Altvorpommern – der schon 1720 gewonnene Teil Vorpommerns). Aus Neuvorpommern wurde der Regierungsbezirk Stralsund gebildet, der bis 1932 Bestand hatte, dann wurde er in den Regierungsbezirk Stettin eingegliedert.

Bis aber Preußen in den Besitz ganz Pommerns gelangte, wurden auf dem Gebiet Pommerns zahlreiche Kriege der Mächte Schweden und Preußen in unterschiedlichen Konstellationen ausgefochten (Großer Nordischer Krieg, Siebenjähriger Krieg), so daß sich das Land vom Westfälischen Frieden (1648) bis zum Wiener Kongress (1815) kaum erholen konnte, sondern schwer darniederlag. Greifswald hatte beispielswiese 1805 etwa die gleiche Einwohnerzahl wie nach dem 30-jährigen Krieg, also mehr als 150 Jahre zuvor.

Eine deutliche Blüte erlebte (nun ganz) Pommern unter Preußen nach der Wiedervereinigung Pommerns von 1815. Jetzt erst überholte Stettin in Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft Stralsund, das bis dahin immer die bedeutendste Stadt Pommerns war (seit Zugehörigkeit zum Herzogtum 1325/54) und zwar so bedeutend, daß es sich zur Herzogszeit kaum um die Landesherrn scherte. 

Stettin: Baumbrücke
Der Produktivitätszuwachs auf dem Lande führte bald zu einem Bevölkerungsüberschuß und einer daraus resultierenden Landflucht in die großen Städte, vor allem nach Berlin. Weiterhin wanderten große Gruppen nach Nordamerika aus (vor allem in den US-Staat Wisconsin, wo sich heute noch ein bedeutender Teil zu seinen pommerschen Wurzeln bekennt) und nach Brasilien, besonders in die südbrasilianischen Bundesstaaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul. Die Nachfahren der Pommern nennen sich dort Pomeranos (bedeutender Ort ist die Stadt Pomerode), die viel von der plattdeutschen Sprache (Pommersch Platt) und von der Kultur ihres Ursprungslandes und dazu ihre evangelische Konfession bewahrt haben. Die ca. 250.000 Pom(m)eranos sind die größte Gruppe Deutschstämmiger (2 Millionen) in Brasilien (190 Mio.).

Der Prozeß des Aufschwungs der preußischen Provinz Pommern beschleunigte sich noch einmal mit der Gründung des Kaiserreiches 1871 und zwar in jeder Hinsicht: Wirtschaft (Industrialisierung, Handel, Landwirtschaft und Fremdenverkehr, Stettin kletterte über die 100.000 Einwohner-Marke und wurde Großstadt) wie auch Kultur und Bildung: Die Universität Greifswald erlebte einen nie zuvor dagewesenen Aufschwung. Stettin war längst nicht nur Hafen- und Werftstadt (z B. Vulcan, Oderwerke, Greifenwerft), hier wurde u.a. in der Nachfolge der Firmengründung von Bernhard Stoewer sen. Autos, Fahrräder, Nähmaschen, Schreibmaschinen usw. hergestellt.

Der ganze Gegensatz dazu war nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg bzw. 1919 nach dem Frieden von Versailles zu beobachten. Pommern konnte sich wirtschaftlich von den Kriegsfolgen nicht erholen, so daß auch hier (wie im Reich allgemein) die Weimarer Republik weitgehend unpopulär war. Pommern hatte nun nach 150 Jahren wieder eine Grenze zu Polen. Die Schikanen, welche die Land-Durchreisenden (Eisenbahn) von Pommern nach Danzig und Ostpreußen seitens der Zweiten Polnischen Republik ausgesetzt waren, blieben nicht ohne Rückwirkung auf die Beurteilung Polens in der öffentlichen Meinung Pommerns. Es mußte von Stettin aus extra ein Seedienst Ostpreußen aufgebaut werden, um den „Polnischen Korridor“ auf dem Seeweg zu umgehen.

Kösliner Siedlung für Westpreußen
Hinzu kam das Unruhepotential, das durch die Aufnahme jener Deutschen entstand, die von dem neu geschaffenen polnischen Staat aus Westpreußen und Posen gedrängt, de facto also schon vertrieben wurden. Neue Siedlungen mußten für diese geschaffen werden, was bei der allgemeinen Armut die Probleme verschärfte.

Diese Umstände, aber auch die traditionell obrigkeitstreue Landbevölkerung war eine Grundlage für die – im Vergleich zum Reich – überdurchschnittliche Anhängerschaft deutsch-nationaler Strömungen (Ausnahme die Hafen- und Industriestadt Stettin und Umland mit sozialdemokratischer und kommunistischer Anhängerschaft von über 50%). Die starke deutsch-nationale Verwurzelung (Partei: DNVP) wurde dann durch den Abschluß der Harzburger Front, was einem Ritterschlag der NSDAP gleichkam, zum Verhängnis (die NSDAP war vorher in Pommern völlig unbedeutend, noch bei der Reichstagswahl 1928 bekam sie nur 1,5% bei einem Reichsdurchschnitt von 2,6 %!).



Mittwoch, 26. Januar 2011

Reformation 1534 und Beginn der Frühen Neuzeit in Pommern


Die Einführung der Reformation in Pommern 1534 auf dem Landtag zu Treptow (an der Rega) in Anwesenheit des pommerschen Reformators Johannes Bugenhagen und die Gegenreformation in Polen ab 1587 führten zu einem grundlegenden Wandel. Da das pommersche Herzogshaus von nun an protestantisch wurde, war eine Heiratspolitik in Richtung des katholischen Polen faktisch unmöglich. Ab jetzt wurde nur noch in Richtung deutscher Fürstenhäuser geheiratet, vor allem Braunschweig-Lüneburg und als Krone in Richtung des (höherrangigen) Kurfürstentums Sachsen. Ein künstlerisches Zeugnis dieser Verbindung ist der später so genannte Croÿ-Teppich.

Der Wandel mit der Reformation beschränkte sich natürlich nicht nur auf das Herzogshaus. Mit der Säkularisierung der Klostergüter (zugunsten des Landesherren) u.ä. vollzog sich im gesamten Land ein tiefgreifender Wandel, der fast alle Lebensgebiete betraf. Erstmalig kam es zur Bildung einer Landeskirche, die das ganze Land erfasste, vorher war Pommern kirchlich dreigeteilt – Insel Rügen: Bistum Roskilde; Festlandsrügen (Stralsund, Barth, Tribsees): Bistum Schwerin; das alte Pommern (abzüglich der Fläche des nur bis 1325 bestehenden Fürstentum Rügen): Bistum Cammin. Die Lande Bütow und Lauenburg nahmen wieder eine Sonderstellung ein, hier wirkte sich die Gegenreformation von Polen her aus, so daß ein bedeutender Teil der Gemeinden wieder katholisch wurde.

Bogislaw XIV.
Das für das pommersche Herzogshaus gültige Prinzip der Realteilung (auch in zahlreichen anderen deutschen Landen üblich wie z.B. Braunschweig-Lüneburg), also die Teilung des Landes (auf die Söhne), statt der Vergabe an den Erstgeborenen, brachte zahlreiche Aufsplittungen in Teilherzogtümer und unterhalb dieser Ebene in Herrschaften mit sich. Die beiden bedeutendsten Teilherzogtümer, die sich zweimal für eine längere Zeit herausbildeten, waren Pommern-Wolgast (Hauptresidenz in Wolgast) und Pommern-Stettin. Hier sind zwei Landeshauptteilungen zu nennen: die von 1295 in Pommern-Wolgast (den nördlich Teil mit der gesamten Küste, damals noch ohne Fürstentum Rügen) und in Pommern Stettin südlich davon. Die zweite Landeshauptteilung 1532 trennte Pommern in einen westlichen Teil (Pommern-Wolgast) und einen östlichen Teil (Pommern-Stettin). Diese zweite Teilung war grundsätzlicher Natur, weil damit zwei Landesverwaltungen geschaffen wurden, die auch dann weiterbestanden hatten, als Pommern letztmalig wieder in einer Herzogshand vereint war – unter Bogislaw XIV.

Neben der Reformation ist dem pommerschen Herzogshaus eine Kulturleistung anzurechnen, die bis heute Bestand hat und sich segensbringend für die nähere Region ausgewirkt hat: die Universität Greifswald. Die Hauptinitiative ging von dem Bürgermeister Heinrich Rubenow aus, jedoch wäre diese Gründung 1456 ohne den fürstlichen Gründer Wartislaw IX., der die Hochschule auch zu seiner Sache gemacht hat, und ohne die Fürsprache und Begleitung des Camminer Bischofs Henning Iven nicht möglich gewesen. Sein bester Mann, der Kolberger Dompropst Nicolaus Bruckmann, erledigte die entsprechende Vorbereitung bei der Römischen Kurie auf delikate Art und Weise mit 390 Dukaten (eine päpstliche Urkunde zur Gründung war notwendig). Ihm gelang es so, den Rostocker Einspruch wirkungslos verpuffen zu lassen.

Herzog Philipp I.
Aber es war nicht die Gründung alleine, die den Bestand sicherte. Hinzu kamen fast 100 Jahre später die kontinuitätssichernden Maßnahmen durch Herzog Philipp I. mit seiner Wiederaufrichtung der Universität nach den Wirren der Reformation, und die Schenkung des letzten Pommernherzoges Bogislaw XIV., der mit der Überschreibung des Amtes Eldena die wirtschaftliche Existenz einschließlich aller Bauten (auch das Universitäts-Hauptgebäude von 1750) bis zum Beginn des zweiten Kaiserreiches 1871 sicherte. Die Existenz der Landesuniversität Greifswald (der einzigen Universität in Pommern zu deutscher Zeit) ist also wesentlich diesen drei Herzögen plus Herzog Ernst Ludwig (Bau des Vorläufer-Kollegs des heutigen Hauptgebäudes) plus ihrem Förderer Bogislaw von Croÿ (Neffe Bogislaws XIV). zu verdanken.

Dienstag, 25. Januar 2011

Portugal: Die Republik pfeift auf dem letzten Loch

Cavaco Silva, der Scheinsieg des Republikaners
Die Präsidentschaftswahlen in der Republik Portugal am vergangenen Sonntag haben die niedrigste Wahlbeteiligung seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahre 1974 verzeichnet. Der portugiesische Staatschef Aníbal Cavaco Silva wurde mit der niedrigsten Stimmenzahl in der Geschichte der Präsidentschaftswahlen in diesem südeuropäischen Land wiedergewählt: nur 2,23 Millionen Wahlzettel. Die Stimmenthaltung lag diesemal bei 53,3 vom Hundert.

Nach amtlichen Angaben hat Cavaco Silva prozentual eine größere Zustimmung erhalten als bei den vorhergehenden Wahlen im Jahre 2006, aber in Stimmenzahl waren es wesentlich weniger: 52,94 % der abgegebenen Stimmen, 550.000 STimmen weniger als das letzte Mal. Was dem Anschein nach ein überwältigender Sieg zu sein scheint, ist in Wirklichkeit eine Verzerrung der Tatsachen. 

Im Jahr des 100-jährigen bestehens der Republik, die auf der Ermordung des vorletzten Königs Karl I. von Portugal sowie auf der erzwungenen Abdankung seines Nachfolgers, des Königs Manuel II., hat die Republik den niedrigsten Punkt ihrer Beliebtheit erreicht. Das schlechte Ansehen der Politiker und die schwache Wirtschaftslage des Landes aufgrund der Finanzprobleme, die die sozialistische Regierung nicht in den Griff bekommt (wie sollte das auch anders sein), habane zu der niedrigen Wahlbeteiligung am Sonntag beigetragen.

Die Stimmenthaltung lag dieses Mal noch 15 % höher als bei den letzten Präsidentschaftswahlen und übertraf damit den 2001 verzeichneten Höchstwert von 50,29 %.

Die leer abgegebenen Stimmzettel haben ebenfalls Rekordzahlen erreicht, denn diesmal waren es 132.182 Wähler gegenüber den 58.977 im Jahre 2006. Die portugiesischen Zeitungen hingegen zeigten einmütig auf allen Titelseiten einen glücklichen Cavaco Silva, der mit den Fingern vom Präsidentschaftspalast im Lissabonner Stadtviertel Belem aus das Siegeszeichen machte, obwohl die schlechteste Wahlbeteiligung ein Armutszeugnis für die Republik in Portugal darstellt. Die portugiesischen Monarchisten hatten dazu aufgerufen, die Stimmzettel  mit dem Satz "Ich will einen König!" ungültig zu machen.

Der Sozlialist Manuel Alegre war neben der Republik der Hauptverlierer dieses Wahltermins, obwohl er alle Unterstützung seiner Partei hatte. Sein Ergebnis war noch geringer ausgefallen als 2006, als er alleine als Kandidat antrat. Damals erreichte er noch 20,7 %, am Sonntag nur noch 19,7 %.

Der Unabhängige Fernando Nobre hingegen kann mit seinem Ergebnis recht zufrieden sein, denn er eerichte ansehnliche 14,1%, fast genauso viel wie der Sozialist Mario Soares im Jahre 2006 (14,31 vom Hundert).

Der Kommunist Francisco Lopes blieb noch unter den Erwartungen (7,1 vom Hundert), gefolgt von José Coelho (4,5 vom Hundert).

Wie man an diesen Ergebnissen sehen kann, ist die Linke am Ende, und es war die Linke, die die Republik mit blutiger Gewalt in Portugal eingeführt hatte.

Ein weiterer negativer Aspekt dieser Wahlen waren die technischen Probleme, mit denen viele Wähler zu kämpfen hatten, als sie ihre STimme abgeben wollten. Die Enführung des neuen Personalausweises  - die Sozialisten hatten auf die neuen Technologien gesetzt -  machte vielen Wählern einen Strich durch die Rechnung, die ihre Stimme nicht abgeben konnten, weil das System nicht funktionierte. In manchen Orten wurde Boikott ausgeübt, weil die unzureichende Infrastruktur die Stimmabgabe erschwerte. Auch die niedrigen Temperaturen im Land ließen zahlreiche Wähler zu Hause bleiben. 

Portugal braucht eine grundlegende Änderung seines politischen Systems. Die Republik hat mehr als sonst bewiesen, nicht als Staatsform in Portugal zu taugen. Der Präsident der Republik hat nicht mehr die Akzeptanz und die Repräsentativität, die ohne Zweifel ein König von Portugal hätte. Die portugiesische Linke hat das Land in eine tiefe wirtschaftliche und finanzielle Krise gestürzt, genauso wie das in Spanien der Fall ist.La izquierda portugesa ha hundido el país en una crisis económica y política grave.

Die durch die Präsidentschaftswahlen entstandene Lage zwingt die Regierung von José Sócrates wahrscheinlich zum Vorziehen der Parlamentswahlen. Falls in den nächsten Monaten der Weltwährungsfonds Portugal stützen muß, wird Sócrates keine andere Wahl haben als zurückzutreten.  Manche meinen allerdings auch, der portugiesische Regierungschef könnte dann zum Rücktritt gezwungen sein, wenn der Staatshaushalt nicht die Zustimmung des Parlamentes finden sollte. EIne weitere Möglichkeit ist, daß die vorgezogenen Wahlen notwendig werden könnten, falls Cavaco Silva das Parlament auflöst. Aber in einem sind sich alle einig: Die Regierungskrise ist bereits eingeleitet.

Nieder mit der Republik!

Hoch lebe S.K.H. der Herzog von Braganz!

Wahlkampfthema: „Preußen für Berlin“

Die Partei Pro Deutschland hat eine interessante Ausrichtung ihres Wahlprogramms angekündigt. Allerdings ist dabei zu befürchten, daß die als ultrakonservativ abgestempelte Partei die Forderung nach der Wiederherstellung Preußens als Staat, für die auch der Vossische Blog eintritt, gerade deswegen als extremistischer Vorschlag gewertet werden wird. Aber jedenfalls ist es zu begrüßen, daß damit vielleicht einmal die Debatte über Preuben wieder in Gang kommt.

Patrik Brinkmann hat jetzt als neuer Wahlkampfleiter der Pro-Bewegung in Berlin für den Wahlkampf eine Veranstaltung unter dem Motto „Preußen für Berlin“ angekündigt. Neben dem „Marsch für die Freiheit“ im Mai und dem Antiislamisierungskongreß Ende August solle diese Veranstaltung Anfang Juli zeigen, daß die Pro-Bewegung sich auf die positiven Traditionen der deutschen Geschichte berufe:

„Preußische Tugenden sind nicht nur das, was Berlin heute fehlt, sondern dem gesamten Land", erklärte Brinkmann. Allen voran seien dies für ihn Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Fleiß, Unbestechlichkeit und ein Sinn für Ordnung. Aber auch in Sachen Geistesfreiheit sei Preußen ein Vorbild für die Politik von heute:

„Von den ersten Versuchen der aufgeklärten Politik eines Friedrichs des Großen, über die preußischen Reformer, über eine erste verantwortungsvolle Sozialpolitik Ottos von Bismarck hat der preußische Geist die Geschichte überaus positiv geprägt. Man sollte sich auch daran erinnern, daß sich um die Jahrhundertwende Wilhelm II. mit Theodor Herzl gegen Antisemitismus und für ein Lebensrecht der Juden in Palästina einsetzte. Ein Künstler wie Max Liebermann steht exemplarisch für das gute Verhältnis zwischen Preußentum und Judentum.

Erst der nationale Sozialismus hat diese Symbiose in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts beendet und damit das Preußentum zerstört. Wenn wir in Berlin im 21. Jahrhundert mit dieser kulturgeschichtlichen Perspektive Wahlkampf machen, dann gerade deshalb, weil wir die Menschen nicht für so dumm halten wie  das bei den Altparteien der Fall zu sein scheint. Die Bürger Berlins wünschen sich preußische Tugenden zurück, sie wissen um den Beitrag der Vertriebenen zum Aufbau Berlins und können sehr wohl unterscheiden zwischen einem Armutsflüchtling heute und einer ostpreußischen Familie damals.

Ganz praktisch ergeben sich aus dem Rückbezug zu Preußen zwei konkrete Forderungen, die nach der Wahl von uns in das Berliner Abgeordnetenhaus von dort in die die deutsche Politik gebracht werden:

Wir fordern, das Gesetz Nr. 46, das die ehemaligen Besatzungsmächte in Berlin am 25.2.1947 beschlossen haben, außer Kraft zu setzen. Das Gesetz, das bis zum heutigen Tage in Kraft ist, schafft Preußen als Bundesstaat nebst sämtlichen zugehörigen Regierungsorganen vollkommen ab. Preußen muß im 21. Jahrhundert eine neue Chance haben, damit wir unsere Chancen ergreifen können. Um an die vorläufige Unterbrechung des preußischen Staates zu erinnern, werden wir eine Mahnwache am 25. Februar in Berlin durchführen.

Die Pro-Bewegung wird sich politisch und rechtlich dafür einsetzen, die Vertriebenen durch den deutschen Staat, Polen und die Europäische Union wegen der enormen Schäden, die Ihnen nach deren Enteignung und Vertreibung aus Preußen entstanden sind, materiell und kulturell voll entschädigen zu lassen. Frieden kann nur durch Gerechtigkeit dauerhaft sein.

Preußen für Berlin – das ist ein Motto, das auch im 21. Jahrhundert noch die Herzen bewegt.“

Andreas Kudjer

(Pressemitteilung wegen zahlreicher Grammatik- und Zeichensetzungsfehler korrigiert!)

 

Montag, 24. Januar 2011

Imperialistische Bestrebungen Polens: Nördliches Ostpreußen im Visier

Warschau will sich  mittelfristig den nördlichen Teil des alten deutschen Ostpreußens einverleiben


Warschau, Moskau: Was man eigentlich als einen schlechten Scherz abtun möchte, ist in Wirklichkeit Bestandteil der neuen Hegemonialpolitik des EU-Mitglieds Polen gegenüber Rußland

Seit Jahren verfolgt auch  die deutsche Bundesregierung mit großer Aufmerksamkeit und Zurückhaltung [wie sollte es auch anders sein] die polnischen Ambitionen gegenüber Nord-Ostpreußen. Berliner Diplomaten fühlen sich zunehmend  in die Zeit zwischen den Kriegen zurückversetzt.

Polen hatte bereits nach seiner Gründung, vor allem ab 1919, damit begonnen, deutsches Staatsgebiet zu annektieren und die  deutsche Urbevölkerung zu vernichten. Zwischen 1919 und 1939 wurden knapp 60.000 Deutsche in den deutschen Ostgebieten ermordet, über 1,3 Millionen Deutsche waren bis August 1939 aus Polen überwiegend ins Deutsche Reich geflohen. Das rein deutsche Danzig und Ostpreußen waren seit 1919 wiederholt im Visier polnischer Annektionsbestrebungen. Nach dem II. Weltkrieg konnte sich Polen auf Kosten von über 11 Millionen Deutschen (Stichwort: Völkermord, Flucht und Vertreibung) bis an die Oder und an die westliche Neiße ausdehnen. Auch Danzig und das südliche Ostpreußen gingen an Polen, der nördliche Teil des uralten deutschen Ordensgebietes mit seiner altehrwürdigen Hauptstadt Königsberg (russisch Калининград, bis 1946 russisch Кёнигсберг) hatte sich die Sowjetunion einverleibt. Der nördlichste Teil Ostpreußens, das Memelland, ging an Litauen.

Königsberger Dom
Seit 1945 gab es immer wieder polnische Versuche, den Status quo zu Ungunsten Rußlands zu verändern. In den 1950er und 1960er Jahren gab es heftige „Gebietsstreitigkeiten“ über den Verlauf der „russisch-polnischen Grenze“ durch Ostpreußen. Im Zuge der „Teilwiedervereinigung Deutschlands“ versuchte Polen recht offensiv, die russische Oblast Kaliningrad (2010: 940.000 Einwohner, 15.126 qkm) in seine Interessenssphäre einzubeziehen. Die Bundesrepublik Deutschland hatte [verräterischerweise] 1990 ein geheimes Angebot Rußlands auf Rückgabe Nord-Ostpreußens nicht zuletzt aufgrund [absurder] wirtschaftlicher (ca. 35 Mrd. Euro) und außenpolitischer Gründe (Polen, Großbritannien) abgelehnt. Seit Mitte der 1990er Jahre versucht nun Warschau mehr oder weniger subtil durch gezielte wirtschaftliche Investitionen im Königsberger Gebiet Fuß zu fassen. Der von den US-Amerikanern und einigen NATO-Partnern geplante Abwehr-/Abhörschirm gegen Rußland und den Iran war nicht zufällig im polnischen Teil Ostpreußens geplant. Das Königsberger Gebiet stellt für die Europäische Union und vor allem für die NATO eine Art „russischer Flugzeugträger“ innerhalb ihrer Einflußsphäre dar.

© k.g. /red. Interntionale Politik/Polens Hegemonie gegenüber Deutschland und Rußland/Januar 2011/Artikel für PR-Team Liste Tirol zur Verfügung gestellt.


Sonntag, 23. Januar 2011

Brot & Butter: Die Schwierigkeit der Rechtfertigung einer Flughafenschließung

Klaus Wowereit macht wieder Reklame: Die Modemesse Bread & Butter fand vom 19.-21.01.2011 in Tempelhof statt.

Die täglichen Unterhaltskosten des geschlossenen Flughafens Tempelhof betragen über 100.000 Euro.

Anläßlich der aktuell stattgefundenen Modemesse Bread & Butter geriert sich Klaus Wowereit wieder einmal als Reklame-Weltmeister: In Sachen Öffentlichkeitsarbeit kann er es mit jedem Profi aufnehmen.

Unbeeindruckt von der hartnäckigen Kritik der Tempelhof-Freunde, die die Flughafenschließung nach wie vor als eine schwerwiegende Schädigung der regionalen Luftverkehrsinfrastruktur und als Quelle von hohen Verlusten für den Landeshaushalt kritisieren, brennt Klaus Wowereit in diesen Tagen erneut ein PR-Feuerwerk ab.

1. Tempelhof: 2x3 Tage pro Jahr mit der Bread & Butter
Und die Hauptstadtpresse jubelt mit und freut sich über extra Anzeigenumsätze: „Der gedruckten Ausgabe des Tagesspiegels liegt heute eine zwölf Seiten starke Beilage zur Bread & Butter bei, die wir Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, hiermit gern ans Herz legen“, hieß es im Tagesspiegel vom 20.01.11. Und da in Berlin fast nichts ohne den Senat läuft, jubelt scheinbar die ganze Stadt.

Stillstand in Tempelhof, weiter ansteigende Schließungskosten? Aber nein, Klaus Wowereit hat doch die Bread & Butter nach Tempelhof geholt. Zwar nur für 2 x 3 Tage im Jahr, aber das dann gleich für die nächsten 10 Jahre. Und ist nicht geradezu der Eindruck entstanden, daß Tempelhof der natürliche Standort der B & B ist?

Unseren Lesern wollen wir aber trotz alledem Fakten bzw. die nackten Zahlen ans Herz legen:

Der geschlossene (!) Flughafen Tempelhof erfordert pro Jahr Unterhaltskosten von mindestens 20 Mio. Euro, sprich 1,7 Mio. Euro pro Monat. Für die seit dem 01.01.11 amtierende Tempelhof Projekt GmbH, unter dem Geschäftsführer der Adlershof Projekt GmbH, Gerhard W. Steindorf, werden „Unterhaltskosten“ von ca. 16,7 Mio. Euro pro Jahr, also monatlich ca. 1,39 Mio. Euro, benötigt.

2. Tempelhof: 359 Tage im Jahr ohne die Bread & Butter
Insgesamt ergibt sich folglich ein monatlicher Bedarf von 3,09 Mio. Euro, also ein täglicher (!) Finanzbedarf von ca. 100 548 Euro für den Flughafen Tempelhof. Diverse Investitionen und Zusatzleistungen sind hier noch nicht mit eingerechnet.

Da andere Einnahmen größeren Ausmaßes nicht bekannt sind, muß der Wowereit-Spezi und Geschäftsführer der B&B, Karl-Heinz Müller, aber an den 6 Ausstellungstagen pro Jahr satte Umsätze machen, um dem Land Berlin die dringend benötigten Einnahmen für den Unterhalt des gesamten Flughafenobjekts zu ermöglichen, ansonsten wäre der geschlossene Flughafen Tempelhof eine immense Verlustquelle für den Landeshaushalt. Man hört aber, daß eine B&B dem Land nur 1 (!) Mio. Euro einbringt, wobei unklar ist, ob die überhaupt schon einmal tatsächlich gezahlt wurden. Mußte dafür der Flughafen Tempelhof geopfert werden?

Was sagten doch die Berliner Grünen? Sie bescheinigten dem Berliner Senat und damit Klaus Wowereit, daß er haushaltsrelevante Beschlüsse „ohne Substanz“ fassen und Planungen, wie z. B. den Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlins in Tempelhof, vorantreiben würde, ohne eine Finanzierung zu benennen (Welt Kompakt 13.01.11).

Ob der Regierende Bürgermeister die explodierenden Kosten in Tempelhof mit noch mehr Reklame verdecken wird, ist offen. Hier würden wohl nur noch Klarheit und Wahrheit helfen, die allerdings von einem Klaus Wowereit nicht zu erwarten sind.

Der Fehler der Flughafenschließung muß zudem benannt und beseitigt werden, ansonsten wird die teure Nachnutzungssimulation weitergehen.


…und nicht das Tempelhof-Buch vergessen:

Autorenlesung:

Auf Einladung des Aktionsbündnisses be-4-Tempelhof.de liest Wolfgang Przewieslik aus dem Buch "Der Fall (von) Tempelhof".

Datum: Mittwoch, den 26.01.2011, von 18.30 Uhr bis ca. 21.00 Uhr.

Es wird um eine umgehende und verbindliche Anmeldung unter thf.4.ever@googlemail.com gebeten.

Ort: D-catering Casino , Flughafen Tempelhof, Bauteil K2/Platz der Luftbrücke, Eingang links neben der Passagierhalle.


„Zwei Jahre nach der Schließung des Berliner City-Airports arbeitet das Buch mit dem doppelsinnigen Titel auf sehr spezielle Weise dessen Ende auf ... das Buch endet nicht mit der Schließung, sondern es verfolgt die Entwicklung weiter bis zu der heute Millionen-Verluste einbringenden Wiese, die der Berliner Senat einen „Park“ nennt.“ FLIEGERREVUE 12-2010

Text und Photos: © Das Thema Tempelhof e.V. 2010: Direkte und indirekte Textzitate sind nur mit einer vollständigen Quellenangabe zulässig.

Der Newsletter „Das Thema Tempelhof“ - die Fachinformation zum Flughafen Tempelhof und zum Flughafensystem der Region Berlin-Brandenburg, wird herausgegeben vom Verein „Das Thema Tempelhof e.V.“

Pressekontakt:
Wolfgang Przewieslik, 0176-223 550 70, 030-231 30 318, 
wolfgang.przewieslik@das-thema-tempelhof.de



Samstag, 22. Januar 2011

Seht her, ich spreche Englisch!

Von Robert Sedlaczek

Es ist zur Mode geworden, mit englischen Ausdrücken zu prunken.
Wann wird der Peak dieses Unsinns erreicht sein?


Die Krise ist vorbei, der Wirt- schaftsmotor ist angesprungen. Er läuft, stottert aber noch ein wenig. Das ist zur Zeit die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht lautet: Im heurigen Jahr wird die Arbeitslosigkeit trotzdem leicht ansteigen. Der Grund: Frauen, die in Karenz waren, Jugendliche, die in Ausbildungsprogramme gesteckt wurden, und Arbeitskräfte aus Ungarn, Tschechien und der Slowakei strömen auf den Arbeitsmarkt.

Diese Information habe ich in der vergangenen Woche einer mittäglichen “Zeit im Bild” entnommen. Stefan Gehrer hat dann noch zusätzlich einen sogenannten Livegast interviewt – einen Arbeitsmarktexperten.

“Und wenn das weiter steigt, wird ja dann irgendwann wahrscheinlich ein Peak, ein Höhepunkt, erreicht sein, wo es dann wieder abwärts geht, danach. Wann wird das sein?”

Ja, der Moderator hat wirklich Peak gesagt. Im ersten Moment habe ich mir gedacht: Das ist aber schlau. Er folgt dem rhetorischen Grundsatz: Spicke deine Rede mit ein paar Fremdwörtern, da freut sich der Zuhörer und denkt sich: “Toll! Er traut mir zu, daß ich mit diesen Ausdrücken etwas anfangen kann! Er hat mich richtig eingeschätzt, ich verstehe es. Ein patenter Kerl!”

Aber in diesem Fall hat der Fragesteller ja auch gleich die deutsche Übersetzung nachgeliefert: “Es wird irgendwann ein Peak, ein Höhepunkt, erreicht sein.” Und damit ist der ganze schöne Effekt zum Teufel. Er verwendet das Wort Peak, traut mir aber nicht zu, daß ich es verstehe! Er übersetzt es hintendrein, er hält mich für dümmer als ich bin. Und das werden wahrscheinlich auch andere Zuseher gedacht haben, das Wort Peak ist ja nicht so schwer zu verstehen.

Es könnte natürlich auch sein, daß der Moderator einfach mit seinen fulminanten Englischkenntnissen prunken wollte. “Seht her, ich spreche Englisch!” Oder: “Wenn man täglich die ‚New York Times‘ und die ‚Herald Tribune‘ studiert, dann kann es schon passieren, daß einem unversehens ein englischer Ausdruck rausrutscht. Shit happens. Mir ist das Wort ,peak’ so geläufig, daß mir ein deutsches Pendant erst einen kleinen Moment später eingefallen ist. Sorry!”

Auch Alfred Gusenbauer ist ja öfters ins Englische geschlittert, und auch er konnte nichts dafür. Ein Journalist musste ihn nur kurz antippen: “Fürchten Sie nicht, daß Ihr jüngster Vorstoß den Koalitionspartner auf das Heftigste irritieren wird?” Sofort setzte er ein vielsagendes Lächeln auf und meinte: “So what?” Und er war kein Einzelfall. Ich weiß einen Wissenschaftsminister, der ebenfalls auf englische Einsprengsel bedacht war. Prompt hat man ihn nach Brüssel geschickt.

Kehren wir zurück zum Anlaß meines Ärgers. Man könnte den hier zerpflückten Satz seines englischen Lehnworts berauben. Was bliebe dann übrig?

“Und wenn das weiter steigt, wird ja dann irgendwann wahrscheinlich ein Höhepunkt erreicht sein, wo es dann wieder abwärts geht, danach. Wann wird das sein?”

Sollten unsere Schüler im nächsten Pisa-Test diesen Duktus aufgreifen, würden sie bei der Sprachkompetenz zu Recht an letzter Stelle liegen. Kommt es mir nur so vor oder ist es wirklich so? Alles konzentriert sich auf das Erlernen der englischen Sprache – und gleichzeitig verkümmert die Ausdrucksfähigkeit im Deutschen.

* Robert Sedlaczek ist der Autor zahlreicher Bücher über die Sprache. Zuletzt ist erschienen: “Wenn ist nicht würdelos. Rot-weiß-rote Markierungen durch das Dickicht der Sprache”. (Vorgestellt in den Wiener Sprachblättern vom Juni 2010, S. 15)