Dienstag, 28. Dezember 2010

Die Weihnachtspredigt des Präsidenten der Bundesrepublik


Identifizieren konnte ich mich noch mit keinem der Bundespräsidenten, und es waren bereits einige in meinem Leben. Vielleicht liegt es daran, daß ich schon monarchistisch geboren wurde, ohne dazu des Einflusses meiner Umwelt zu bedürfen. Aber es hat auch keiner von allen Präsidenten Westdeutschlands bzw. West- und Mitteldeutschlands soviel Format und Sendungsvermögen gehabt, daß ich sagen könnte, man habe da einen kolossalen Staatsmann als Oberhaupt des Landes, dessen Verwaltungsstruktur von Fremdmächten aufgezwungen wurde.

Als es bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten um West und Ost ging, war mir klar, daß noch ein Zonendeutscher an der Spitze des Staates etwas zuviel gewesen wäre. Aber wenn man so die Entwicklung Christian Wulffs in den letzten zehn Jahren verfolgt, dem bei dieser der Verstand etwas abhanden gekommen ist -denn soviel gutmenschiges Gefasel ist doch nicht normal!- wüßte ich nicht zu sagen, ob dem ostdeutschen Kirchenmann nicht Unrecht geschehen ist und er vielleicht doch etwas mehr gesagt hätte als Wulff.

Wie dem auch sei: Die Weihnachtspredigt des Bundespräsidenten hätte kein Pfarrer besser hinbekommen. Denn von Weihnachtsansprache eines Staatsmanns kann hier doch wohl nicht die Rede sein. Eigentlich sollte man etwas mehr Inhalt staatspolitischer Art erwarten können.

So begann Herr Wulff seine Weihnachtspredigt mit folgenden Worten:

"In diesen festlichen Tagen nehmen wir uns Zeit für Menschen, die uns wichtig sind. Wir freuen uns über Besuche, Briefe und Anrufe.

Wir spüren: Wir gehören zusammen. Wir stützen einander. Wir sind einander verbunden."

O mein Gott, wieviel Solidarität, Nächstenliebe und Gutmenschigkeit! Aber bis hierhin mag das ja noch als Einleitung gehen. Nur kommt danach, was eben eine Predigt ausmacht:

"Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: Das brauchen wir in unseren Familien, in unserem privaten Leben und in unserer ganzen Gesellschaft.

Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: All das geschieht nicht von allein. Dafür muss man etwas tun. Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Verantwortung übernehmen."

Nun ja, die Gesellschaft lebt vor allem von denen, die Steuern bezahlen und sich dem Konsum hingeben, denn das Miteinander ist im Grunde eine sehr von wirtschaftlichen Zwischenbeziehungen abhängige Verhaltensweise. Die meisten Dienste am Menschen sind wirtschaftliche Leistungen: Du gibst mir dies, ich geb dir jenes. Und dafür bezahlt man Steuern an den Staat, die dieser zum Teil in Leute investiert, die von soviel Miteinander gar nicht viel halten, eher mehr vom Von-den-anderen-für-sich-selbst.

Aber da der Herr Präsident der Republik des Staatenbundes von Großbritanniens Gnaden ein guter Mensch ist, hat er "einige dieser Menschen ...  heute Abend ins Schloss Bellevue eingeladen. Sie haben sich in diesem Jahr für andere, mit anderen gemeinsam eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen und Motiven. Obwohl sie alle verschieden sind, liegt es an ihnen und an vielen anderen, die so handeln wie sie, daß unser Land zusammengehalten wird: von Solidarität und von dem gemeinsamen Füreinandereinstehen".

O ja, vor allem von der Solidarität. Ach, was ist das eine schöne Gesellschaft, verschlungen im Mit- und Füreinander.

"Der Staat kann im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschen in Not finanziell unterstützen. Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die Hand reichen: Dafür braucht es Menschen, für die Menschlichkeit wichtig ist. Dafür braucht es Menschen wie sie:

Menschen, die sich in der Nachbarschaft um Kinder kümmern, für die Menschen mit Behinderungen von Anfang an selbstverständlich dazugehören.

Menschen, die Kranke besuchen, einfach so, weil es für sie normal ist, eine Freude und ein persönlicher Gewinn.

Menschen, die sich im Verein engagieren, im Chor oder in einer Bürgerinitiative - und alle anderen wissen: Auf die ist immer Verlass.

Menschen, die sich mit anderen zusammentun, um neue Ideen zu verwirklichen. Die sich für Ämter zur Verfügung stellen, weil sie sich für ihre Stadt, für unser Land, für unsere Demokratie verantwortlich fühlen."

Was mich ehrlich berührt, ist das Engagement im Chor. Herr Wulff sollte sich vielleicht im Chor statt im Staate engagieren, da paßte er hin.

Das mit dem Sich-für-Ämter-zur-Verfügung-stellen müßte schon etwas mehr erläutert werden, denn ganz so einfach ist die Sache nicht. Für Ämter braucht man politische Unterstützung in der eigenen Partei mit der notwendigen Mehrheit im jeweiligen Regierungsamte. Und dazu reicht es nicht, sich nur mal so zur Verfügung zu stellen. Aber das übersieht der Präsident dieser seltsamen Republik, müßte es doch aber selber am besten wissen.

"Wer sich so engagiert, bekommt viel zurück. Ehrenamtliche leben übrigens auch länger."

Und diese Weisheit ist statistisch belegt? Meistens bekommt man mehr Ärger als alles andere, denn wer Ämter bekleidet, hat auch viele Neider und Feinde, sogar in den eigenen Reihen. Letztlich werfen nicht wenige das Handtuch, wenn sie von soviel Unannehmlichkeiten die Nase voll haben. Am meisten bekommen die zurück, die ihr Engagement weniger aus solidarischen als eher aus selbstnützigen Beweggründen ausüben. Sie leben vielleicht besser, aber nicht unbedingt glücklicher und auch nicht länger. Man denke nur an den einstigen deutschen Botschafter in Madrid namens Brunner: Koffer hin, Koffer her, und plötzlich traf ihn der Schlag.

Was Herrn Wulf besonders gefällt, ist die bunte Gesellschaft:

"Unsere Gesellschaft ist frei und bunt: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten, wir sind unterschiedlich, was unsere Herkunft angeht, unsere Religion, unsere Bildung und unsere Träume vom Glück."

Die verschiedenen Lebenswelten sind nichts anderes als Parallelgesellschaften. Das bunte Miteinander ist eher ein krasses Nebeneinander und Gegeneinander, wie man tagtäglich erneut und verstärkt feststellen kann. Aber  der Präsident hat dazu auch einen Lehrsatz des Alice-Denkens (1) parat:

"Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor dem, der anders ist als man selbst. Und Anerkennung auch seiner Leistungen."

Respekt schon vor den Kindern und ihren Bedürfnissen. Anerkennung dessen, was ihre Mütter und Väter leisten. Respekt und Anerkennung vor der Lebensleistung der Älteren."

Und eben gerade der Respekt fehlt seitens derer, die sich dieser Gesellschaft bedienen, gegen sie arbeiten und der sie ihren Lebensstil aufzwingen wollen.

"Jeder muss spüren: Ich gehöre dazu, ich werde gebraucht."

Gebraucht werden vor allem Sozialhilfeempfänger und Kopftuchmamis, die außer Heimarbeit so absolut gar nichts zum gesellschaftlichen Mit- und Füreinander beitragen. Da spürt sogleich ein jeder Normalbürger, wofür er gebraucht wird.

Das alles fördert, das versteht sich von selbst,  "Zusammenhalt, Verständigung und Miteinanderauskommen: Das gilt auch für die Beziehungen zu all unseren Partnern in der Welt. Unser Land wird hoch geachtet." Solange es dafür bezahlt. Und dabei ist es gleichgültig, ob "unsere freiheitliche und tolerante Gesellschaft, unsere Verläßlichkeit gegenüber großen und kleinen Ländern" geschätzt wird, denn geschätzt wird nur das Geld, das eine so seltendämliche Gesellschaft in der Welt verteilt. 

"Das immer wieder zu erleben, ist eine beglückende Erfahrung meiner Begegnungen mit Gästen hier und bei unseren Reisen ins Ausland." Klar, auf höchster Ebene in Schlössern und Palästen sieht man die Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel. Da muß man nicht einmal zum Bäcker in der Nachbarschaft gehen, wo man eventuell auf Begegnungen mit Bürgern gefaßt sein muß, denn das Brot läßt man sich täglich aus einer anderen Region einfliegen.

Und so fährt er fort, der Herr Bundesprediger, so daß es einem inzwischen richtig schlecht wird von soviel Solidarität und Gutmenschentum: "Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Verantwortung zu übernehmen - auch in Europa. Wir erwarten von unseren Partnern das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen." O, Exzellenz, sagen Sie das einmal den Südeuropäern oder den Iren. Die verstehen Hausaufgabenmachen ganz anders. Liegt wohl an den Sprachen.

"Wir haben Vertrauen in die europäische Einigung und in die Kraft Europas."

Die Politiker bestimmt, sie verschaffen sich ja ständig neue Pöstchen auf Lebenszeit. Nur von Einigung an sich ist nicht viel zu sehen, zu lesen oder zu hören, und die Kraft Europas schwindet an der Peripherie so als hätte der Ballon überall kleine Löcher, so daß alles Lufteinpumpen von der Mitte aus nichts nützt.

"Viele unserer Landsleute sind als Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten oder als zivile Aufbauhelfer im Ausland, um Entwicklung zu fördern, Frieden in der Welt zu sichern und Terrorismus zu bekämpfen. Wir sind in Gedanken bei ihnen und ihren Partnern, ihren Kindern und Eltern, die sie gerade in diesen Tagen besonders vermissen."

Nun hat er doch die Aufbauhelferinnen ganz ausgelassen! Allerdings ist das mit dem Aufbau noch nicht so recht erklärt worden. Ist da nicht ein Krieg am Toben in den afghanischen Bergen? Man sieht ja ohnehin in den spärlichen Reportagen nur Wüste und Afghanen, die noch genauso zu leben scheinen wie vor hundert Jahren. Was man dort in WIrklichkeit auf- oder ausgebaut hat, sind die Opiumfelder und die Villen der Talibanführer, während Mädchenschulen immer wieder zerstört werden. Illustrierte Frauen passen eben nicht in die islamische Gesellschaft der pädophilen afghanischen Männer, in der Frauen nur Brutmaschinen für immer noch mehr Muslime sind. Und um solch eine Gesellschaft aufzubauen und die Modeschauen für afghanische Stammesumhänge zu fördern, gibt Europa Unmengen an Geld aus, um die dazu erforderlichen Schutztruppen in den Hindukusch zu schicken, wo diese im Sinne der Grünen Europas Freiheit verteidigen. Nur davon redet ein Bundespräsident besser nicht, genauso wenig wie vom Verkehrschaos im eigenen Land infolge des technologischen Rückstands.
"Von Weihnachten geht die Botschaft des Friedens und der Zuversicht aus. Was vor 2000 Jahren auf den Feldern von Bethlehem als Gruß der Engel an die Hirten erklang, das ersehnen wir uns auch heute: Friede auf Erden."

Es ist ja schön, sich der biblischen Geschichten zu erinnern. Nur ein Staatschef sollte seine Rede nicht mit Engeln dekorieren. Irgendwie bekräftigt das Herrn Wulffs Weltfremdheit. Alice im Wunderland.

"Zu Weihnachten wünsche ich uns allen eine tragende Gemeinschaft - eine Familie und Freunde, die uns Heimat und Zuhause bedeuten. Lassen Sie uns immer wieder neu finden, was uns miteinander verbindet und zusammenhält."

Mit der Heimat ist das so eine Sache. Wir Preußen haben eigentlich keine mehr, hat man uns doch unserer Heimat entledigt, indem Fremdmächte diese Heimat per Dekret ausradiert haben und die eigene solidarische und füreinander einstehende Gesellschaft nichts unternommen hat, diese völker- und menschenrechtswidrige Maßnahme wieder rückgängig zu machen.

"Das fängt im Kleinen an. Im Weihnachtsbaum hier hängen Sterne, auf die Kinder ihre Wünsche geschrieben haben.

Wissen Sie, was die meisten Kinder von Ihren Eltern gern hätten? Mehr Zeit. Das wünschen sich meine Kinder übrigens auch. Nehmen wir uns die Zeit füreinander."

Wenn's nur das ist. Und wie steht es mit den Wünschen der Großen? Ich wünschte mir, Deutschland gäbe sich eine Verfassung und den Preußen ihre Heimat wieder. Ich wünschte mir weniger Entfremdung der Gesellschaft und mehr Schutz der eigenen Kultur. Es gibt so viel zu tun und es sind so viele politische, soziale und wirtschaftliche Probleme, die mehr Zeit der Regierenden benötigen, und da hat der Präsident der Republik nur die Sorge, mehr Zeit für seine Kinder aufzubringen, die er ohnehin nicht wird aufbringen können.

Da soll einer Republikaner sein! 
Nein, ich hätte dann doch lieber einen König Georg Friedrich I. von Preußen.

Wenn der Herr Präsident der Republik schon von Engeln redet, sei mir das Träumen von einem freien Preußen gegönnt.

Frohe Weihnachten!

(1) Gustavo Bueno Zapatero y el Pensamiento Alicia (Zapatero und das Alice-im-Wunderland-Denken)

 
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1 Kommentar:

radical royalist hat gesagt…

Danke für diese Analyse der bundespräsidentialen Ansprache. Ich habe immer gehofft, daß sich deutsche Monarchisten daran machen, die republikanischen Institutionen und deren Amtsträger unter die Lupe zu nehmen. Das ist ein guter Anfang.