1. Die Krisenursache
Die
 Europäische Währungsunion steckt in einer tiefen Strukturkrise, die 
ihre Ursache in einer übermäßigen privaten und öffentlichen Verschuldung
 der peripheren Länder hat. Dass es zu dieser Verschuldung kam, liegt am
 Euro selbst. Die Ankündigung und Einführung des Euro hat die Zinsen der
 Südländer auf das deutsche Niveau gesenkt, nicht zuletzt, weil eine 
fehlerhafte Regulierung die falsche Erwartung niedriger Anlagerisiken 
geschaffen hatte. Durch die niedrigen Zinsen ließen sich staatliche und 
private Akteure in den späteren Krisenländern zu einer übermäßigen 
Kreditaufnahme verleiten. Dadurch wurde ein künstlicher, 
kreditfinanzierter Wirtschaftsboom ausgelöst, der die Preise und Löhne 
viel rascher als in den anderen Euroländern ansteigen ließ, was die 
Importe erhöhte und die Exporte dämpfte. Es bildete sich eine 
Wirtschaftsblase, die die Preise und Löhne zum Teil weit über ihr 
langfristiges Gleichgewichtsniveau erhöhte. Die Blase platzte, als die 
Kapitalmärkte sich weigerten, die gewaltigen Leistungsbilanzdefizite, 
die so entstanden, weiterhin zu finanzieren. Heute stecken die ehemals 
boomenden Länder mit ihren überzogenen Preisen und Löhnen in einer 
tiefen strukturellen Krise und sind nicht mehr wettbewerbsfähig. Sie 
bräuchten jetzt eigentlich ein Realignment, also eine Neujustierung der 
Wechselkurse, wie man sie gelegentlich in Festkurssystemen vornimmt, um 
billiger zu werden, aber dieser Weg ist im Euro verbaut. Also bleibt nur
 die Möglichkeit, die Löhne und Preise im Vergleich zu den Wettbewerbern
 zu senken oder dauerhaft Hilfen von anderen Ländern zu erbitten.
  
 
2. Euro-Gewinner Deutschland? 
Deutschland
 war nicht der Gewinner des Euro, wie manche Politiker behaupten, 
sondern profitiert vom Freihandel. Der riesige Kapitalexport aus 
Deutschland in die Defizitländer, den der Euro mit sich brachte, ist 
eine wesentliche Ursache dafür, dass Deutschland lange Zeit die 
niedrigste Nettoinvestitionsquote aller OECD-Länder hatte, beim Wachstum
 die rote Laterne trug und eine Massenarbeitslosigkeit durchlebte, die 
die Regierung Schröder zu schmerzlichen Sozialreformen zwang. Vom Beginn
 der Zinskonvergenz, die schon im Jahr 1995 durch die Ankündigung des 
Euro eingeleitet wurde, bis zum Jahr 2007, dem letzten Jahr vor der 
Krise, war Deutschland vom dritten auf den elften Platz beim 
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der EU-Länder zurückgefallen. Die These, 
dass Deutschland in besonderer Weise vom Euro profitiert habe, ist 
angesichts dieser Fakten nicht haltbar.Erst nach dem Ausbruch der
 Eurokrise, in den Jahren 2010 und 2011, konnte Deutschland ein 
überdurchschnittliches Wachstum realisieren. Aber das lag zum einen 
daran, dass es seine eigene Euro-krise durch eine jahrelange 
Zurückhaltung bei Löhnen und Preisen und die Anstrengungen der 
Wirtschaft überwunden hat, und zum anderen an einer Neueinschätzung der 
Auslandsrisiken, die die deutschen Investoren veranlasst hat, im 
vergleichsweise sicheren Heimathafen zu bleiben. In der Tat wurde der 
Konjunkturaufschwung der letzten zwei Jahre vor allem durch die 
Investitionen getrieben. Unser Land arbeitete sich deswegen vom elften 
auf den neunten Platz im Ranking der EU-Länder voran. Der Erfolg kam 
also nicht wegen des Euro zustande, sondern trotz des Euro und wegen 
dessen Krise. 
 
3. Nur eine Vertrauenskrise? 
Es handelt
 sich bei der Euro-Krise nicht allein um eine Vertrauenskrise, die ihre 
Ursache in dysfunktionalen Märkten hat, wie es von Seiten der Schuldner 
und ihrer Gläubiger immer wieder behauptet wird, um die Taschen der 
Retter zu öffnen, sondern um eine klassische Zahlungsbilanzkrise, die 
aus überhöhten Preisen für Güter und Vermögensobjekte in den 
Defizitländern resultiert. Insofern ist der Versuch, die Krise durch 
eine Vergrößerung der Feuerkraft von Rettungssystemen in Schach zu 
halten, zum Scheitern verurteilt. In Wahrheit wird die fehlende 
Wettbewerbsfähigkeit der peripheren Länder dadurch verfestigt, denn 
solange öffentliche Mittel zur Finanzierung der Leistungsbilanzdefizite 
zur Verfügung stehen, wird die nötige Korrektur der überhöhten Preise 
und Löhne unterbleiben. Außerdem wird die Kapitalflucht befördert, denn 
es wird ein einseitiges Abwärtsrisiko für Vermögenswerte wie Immobilien,
 Firmen oder Wertpapiere erzeugt. Jeder weiß, dass diese Werte fallen 
werden, sobald sich die Taschen der Retter geleert haben. Die reichen 
Vermögensbesitzer der Krisenländer, die ihr Vermögen schon in Sicherheit
 gebracht haben, kaufen deshalb auch weiterhin lieber deutsche Firmen, 
Immobilien und Staatspapiere, als sich in ihrem Heimatland dem Risiko 
von Vermögensverlusten auszusetzen. So leeren sich dann die Taschen der 
Retter tatsächlich, ohne dass die strukturellen Ursachen der Krise 
gelöst werden, und letztendlich kollabiert das System. 
 
4. Eigenmächtige Selbsthilfe mit der Druckerpresse 
Viele
 meinen, der Euroraum leide unter einer temporären Krise, die erst seit 
dem letzten Jahr zu Rettungsaktionen geführt hat. Davon kann nicht die 
Rede sein. Schon seit dem Herbst 2007 haben sich die Krisenländer in 
riesigem Umfang selbst mit der Notenpresse finanziert, was im Verein mit
 einer Verlagerung der Refinanzierungskredite des Zentralbankensystems 
einen öffentlichen Kapitalexport von Deutschland in die Krisenländer 
bewirkte.Bei der Bundesbank sind auf diese Weise 
Ausgleichsforderungen (Target) von bald 500 Milliarden Euro aufgelaufen,
 die niedrig verzinst sind und nicht fällig gestellt werden können. 
Hätte der Euroraum die Regeln des amerikanischen Währungssystems 
übernommen, hätte die Bundesbank statt dieser Ausgleichsforderungen von 
den Krisenländern marktgängige Wertpapiere erhalten. Das hätte den Hang,
 sich der Notenpresse zu bedienen, erheblich verringert.Die 
Leistungsbilanzdefizite Griechenlands und Portugals wurden seit dem 
Herbst 2007 praktisch vollständig mit der Notenpresse finanziert, bis 
die Staatengemeinschaft schließlich mit den offenen Rettungsaktionen zu 
Hilfe kam. Die Eurozone befindet sich derzeit schon im fünften Jahr der 
Totalrettung dieser Länder. Im Falle Spaniens wurde ein erheblicher Teil
 der Leistungsbilanzdefizite finanziert. Irland druckte viel frisches 
Geld zur Kompensation der Kapitalflucht. Faktisch nahmen die 
Krisenländer ähnlich wie die Vereinigten Staaten seinerzeit im 
Bretton-Woods-System die Rolle von Reservewährungsländern im Euroraum 
ein, die ihre Finanzierungsdefizite gegenüber anderen Ländern mit 
selbstgedrucktem Geld statt mit Krediten zu Marktkonditionen schlossen.Der
 Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat diesen Vorgang nicht nur 
toleriert, sondern durch eine Absenkung der Sicherheitsstandards für 
Refinanzierungskredite an die Banken tatkräftig unterstützt. Durch den 
Verzicht auf eine Mindestqualität der als Sicherheiten eingereichten 
Staatspapiere Griechenlands, Portugals und Irlands hat er mittelbar 
einer Monetisierung der Staatsschulden dieser Länder Vorschub 
geleistet. Die Bundesbank hat die zuströmende Liquidität durch 
eine Verringerung ihrer Refinanzierungskredite und eine Kreditaufnahme 
bei den deutschen Banken wieder abgeschöpft und ist dabei zu einem 
Nettoschuldner des deutschen Bankensystems geworden.Seit dem 
Sommer ist eine gewaltige Kapitalflucht von Italien nach Deutschland im 
Gang, bei der italienische Vermögensbesitzer mit neu gedrucktem Geld 
deutsche Firmen, Immobilien und Wertpapiere erwerben, während 
Deutschland sich im Austausch dafür mit dem Aufbau weiterer 
Target-Forderungen der Bundesbank gegen das EZB-System begnügen muss. 
Die Notenpresse in Italien läuft heiß, und bei der Bundesbank wird das 
hereinströmende Geld geschreddert. Es gibt bislang keine Grenze für 
diesen Prozess. 
 
5. Fehlende Gegenwerte 
Die 
Selbsthilfe mit der Notenpresse hat Konsequenzen für die Beurteilung der
 deutschen Exportüberschüsse. Normalerweise kann ein Land, das 
Exportüberschüsse erwirtschaftet, dafür im Ausland Vermögenstitel 
erwerben, die ihm Zinseinnahmen und Gewinne verschaffen und bei Bedarf 
aufgelöst werden können, um die Versorgung auch im Falle einer eigenen 
Wirtschaftsschwäche zu sichern. Im Euroraum war es leider anders.In
 den drei Jahren von 2008 bis 2010 hatte Deutschland gegenüber den 
anderen Euroländern einen Leistungsbilanzüberschuss von 264 Milliarden 
Euro. Dafür hat es in seiner Gesamtheit aber praktisch keine 
marktüblichen Vermögensansprüche gegen das Ausland wie zum Beispiel 
Fabriken, Immobilien oder Wertpapiere erhalten. Vielmehr wurde dieser 
Überschuss zu 255 Milliarden Euro oder 96 Prozent mit bloßen 
Target-Forderungen der Bundesbank gegen die EZB beglichen. Nur zu 4 
Prozent wurden per saldo andere Forderungen erworben, wobei 2 dieser 4 
Prozent auch noch auf Forderungen aus öffentlichen Rettungsaktionen 
zurückgehen.Der private Sektor hat von dem Vorgang insofern 
profitiert, als seine Verschuldung gegenüber dem Bankensystem und der 
Bundesbank abnahm. Das mag vielen als ausreichende Kompensation für die 
Exportüberschüsse erscheinen. Indes hat die Bundesbank auf diese Weise 
inländische Forderungen gegen das deutsche Bankensystem in 
Auslandsforderungen gegen das EZB-System umgetauscht, von denen man 
nicht weiß, wie man sie eintreiben könnte, sollte der Euro 
auseinanderbrechen und die EZB abgewickelt werden. Die Rekapitalisierung
 der Bundesbank durch Steuererhöhungen, die in diesem Fall nötig ist, 
würde dann möglicherweise den gesamten privaten Vermögenszuwachs, der 
durch die Exportüberschüsse der drei betrachteten Jahre entstand, 
vernichten.Exportüberschüsse sind für sich allein kein Ausweis 
einer Gewinnerposition, wie die Politik behauptet. Sie nützen einem Land
 nur, wenn es dafür sichere und marktgerecht verzinste Aktiva erwirbt, 
die es im Bedarfsfall zur Sicherung des Lebensstandards einsetzen kann, 
indem es entsprechende Leistungsbilanzdefizite realisiert. Müssen wir 
unsere Target-Forderungen gegen das EZB-System ganz oder teilweise 
abschreiben, dann waren unsere Exportüberschüsse mit den anderen Ländern
 der Eurozone insoweit Geschenke, die das Land nicht reicher gemacht 
haben. Die Bürger haben dann umsonst gearbeitet. 
 
6. Mandatsüberschreitung 
Beginnend
 mit dem Jahr 2010 hat die EZB die nationalen Zentralbanken zusätzlich 
beauftragt, Staatspapiere von Krisenländern zu kaufen. Allein in den 
letzten vier Monaten sind Käufe im Umfang von über 130 Milliarden Euro 
angeordnet worden. Insgesamt sind bis Ende November schon mehr als 200 
Milliarden Euro zusammengekommen, wovon 27 Prozent von der Bundesbank 
getätigt werden mussten.Damit wird das Verbot der 
Staatsfinanzierung verletzt, das in Artikel 123 der EU-Verträge 
ausgesprochen wird. Die beiden deutschen Repräsentanten im EZB-Rat sind 
aus Protest gegen diese Politik zurückgetreten. Bundespräsident 
Christian Wulff hat der EZB vorgeworfen, den Maastrichter Vertrag zu 
umgehen. Der neue Bundesbank-Präsident Jens Weidmann wehrt sich 
vergebens und wird, wie schon sein Vorgänger, stets im EZB-Rat 
überstimmt. Die Politik sollte darüber nicht zur Tagesordnung übergehen.Die
 Finanzierungshilfen der EZB sind in ihrem Kern nicht geld-, sondern 
fiskalpolitischer Natur. Zum einen werden ja die Effekte auf die 
Geldmenge, wie die EZB selbst immer wieder betont, sterilisiert. Zum 
anderen verlagern diese Hilfen in riesigem Umfang Kapital und damit 
einhergehend Vermögensrisiken zwischen den Staaten der Eurozone. Sie 
hätten der Kontrolle der Parlamente bedurft.Die 
Geschäftsgrundlage der EZB war es, das Bundesbank-Modell zu übernehmen, 
und nicht, ihre Politik in Opposition zur Bundesbank durchzuboxen. Es 
ist ein Unding, dass der EZB-Rat, in dem Deutschland unterrepräsentiert 
ist, sich das Recht herausnimmt, einer Teilgruppe von Ländern die 
Möglichkeit zu geben, ihre außenwirtschaftlichen Finanzprobleme über 
längere Zeiträume hinweg mit der Notenpresse zu lösen. Was als 
Kontokorrent-Kredit gemeint war, kann nicht als Dauerfinanzierung 
genutzt werden. Wer das zulässt oder gar fördert, überschreitet sein 
Mandat.Deutschland sitzt mit seinen Target-Forderungen in der 
Falle und käme aus dem Euro auch dann nicht mehr ungeschoren heraus, 
wenn es das wollte, denn geht der Euro zu Bruch, stehen etwa 500 
Milliarden Euro an Forderungen gegen eine Institution im Raum, die es 
nicht mehr gibt. Unser Land ist durch den freien Zugang zur Notenpresse,
 den der EZB-Rat den überschuldeten Ländern verschafft hat, erpressbar 
geworden.Zu den höchsten Prioritäten der deutschen Politik muss 
es deshalb gehören, die Regeln, nach denen die EZB arbeitet, in einem 
neuen EU-Vertrag zu ändern. Jedenfalls kann Deutschland keinen 
Vertragsänderungen zustimmen, die eine Ausweitung der öffentlichen 
Rettungsaktionen vorsehen, wenn nicht zuvor, etwa in Form einer 
Übernahme der amerikanischen Regeln zur Bezahlung der Target-Salden mit 
marktgängigen Wertpapieren, Maßnahmen zur Eingrenzung der 
Selbstbedienung mit der Notenpresse vereinbart wurden.Wenn die 
EZB tatsächlich befugt werden soll, eine Kreditvergabe zwischen den 
Staaten, sei es über die systematische Verlagerung der 
Geldschöpfungskredite zwischen den Ländern, sei es über die Käufe von 
Staatspapieren, vorzunehmen, dann braucht sie dafür eine 
Entscheidungsstruktur, wie sie auch bei den zwischenstaatlichen 
Rettungssystemen vereinbart wurde. Dort spiegeln die Stimmrechte die 
Haftungsstrukturen wider, und bei Grundsatzentscheidungen wird 
Einstimmigkeit verlangt. 
 
7. Riesige Haftungssummen 
Zu
 der Haftung durch die Risikopolitik der EZB sind seit dem letzten Jahr 
auch noch Haftungsrisiken durch die zwischenstaatlichen Rettungssysteme 
hinzugetreten. Die Politik nennt diese Haftungssummen, ohne zu erwähnen,
 dass sie nur einen Bruchteil dessen ausmachen, was Deutschland im Fall 
der Fälle wirklich zu schultern hätte. Statt nur für 211 Milliarden Euro
 haftet Deutschland, wenn man die anteiligen Verpflichtungen der 
Bundesbank und die schon gewährten Finanzhilfen mit einbezieht, in 
Wahrheit schon für bald 600 Milliarden Euro, und die Summe steigt von 
Tag zu Tag. Die bisher noch hohe Bonität unseres Landes bei den 
internationalen Kapitalanlegern ist ernsthaft bedroht.Die Politik
 versteift sich auf die Position, dass die Garantien im Zuge der 
Rettungsaktionen nicht gezogen werden, dass die Hebelung des 
Rettungsfonds nicht zu einer Erhöhung der Risiken für Deutschland führt 
und dass es keine Notwendigkeit geben wird, der Bundesbank neues 
Eigenkapital zum Ausgleich für Abschreibungsverluste zuzuführen. Diese 
Position ist nicht mehr glaubhaft. Wenn sie sich im Endeffekt doch 
bewahrheiten sollte, so nur deshalb, weil die Retter die Geretteten 
später mit offenen fiskalischen Transfers in die Lage versetzen werden, 
ihre Schulden zu bedienen, also insofern die Schulden selbst 
zurückzahlen.Die Übernahme der Haftung in solch riesigem Ausmaß 
wird Unfrieden in Europa erzeugen. Sie wird eine Transferunion 
erzwingen, die eine schleichende Enteignung der deutschen Sparer 
bedeutet und das Vertrauen in die staatliche Ordnung unterminiert.Wir
 befürchten, dass das, was wir sehen, erst der Anfang ist. Die 
Staatsschulden der Krisenländer (Griechenland, Irland, Italien, 
Portugal, Spanien) liegen derzeit bei 3,35 Billionen Euro. Systeme zu 
etablieren, die den Weg in die Ausweitung der Haftung möglich machen, 
halten wir für unverantwortlich. Dem darf die Bundesregierung nicht 
zustimmen. 
 
8. Monetäre Staatsfinanzierung 
Die 
neuerlich von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erhobenen 
Forderungen nach einer noch direkteren monetären Staatsfinanzierung, 
etwa über die Gewährung einer Banklizenz für den europäischen 
Rettungsfonds, sind gefährlich und öffnen die Büchse der Pandora. Wenn 
die Notenpresse in den unmittelbaren Dienst der Staatsfinanzierung 
gestellt wird, ist dem Missbrauch Tor und Tür geöffnet, was Deutschlands
 leidvolle Erfahrungen mit der Hyperinflation zur Zeit der Weimarer 
Republik beweisen.Zum einen würde damit die Haftung der soliden 
Länder für die bereits aufgelaufenen Staatsschulden und Target-Kredite 
der Krisenländer noch weiter ausgedehnt. Hohe Abschreibungslasten, die 
der Staat zum Ersatz des Eigenkapitals der Bundesbank leisten muss, 
wären zu erwarten.Zum anderen könnte die Notenbank ihr 
eigentliches Mandat, Geldwertstabilität zu sichern, nicht mehr erfüllen,
 weil die Anreize, in Zukunft tragfähige öffentliche Haushalte 
vorzulegen, noch weiter geschwächt werden. Die wachsenden Schuldenlasten
 würden im Verein mit den heute schon riesigen Target-Schulden einen 
immer stärkeren politischen Druck zur Flucht in die Inflation 
hervorrufen, dem sich die Notenbank im Endeffekt nicht wird widersetzen 
können.Geldwertstabilität ist aber eine Grundvoraussetzung für 
den inneren Frieden einer Gesellschaft und auch für die Zukunft der 
Währungsunion. Genau aus diesen Gründen verbieten die EU-Verträge die 
monetäre Staatsfinanzierung. Die offensichtliche Rechtsbeugung, die nun 
von Seiten der EU-Kommission verlangt wird, untergräbt das Vertrauen in 
die Währungsunion und die Stabilität ihrer Währung. Gäbe man dem 
Verlangen nach, wäre der Europäischen Währungsunion endgültig die 
Geschäftsgrundlage entzogen. 
 
9. Eurobonds 
Mit großer 
Sorge sehen wir auch die immer wieder von neuem vorgebrachten Vorschläge
 der EU, Eurobonds oder andere Gemeinschaftsfonds durchzusetzen. 
Eurobonds würden die massive Kapitalabwanderung aus Deutschland heraus, 
die das Wachstum lange beeinträchtigt hatte, wieder aktivieren und unser
 Land abermals zurückwerfen. Sie würden die überschuldeten Staaten der 
Peripherie anregen, neue Schulden zu machen, und die Bedingungen, die 
zur Krise des Euro geführt haben, perpetuieren. Insbesondere würden die 
Eurobonds die Kapitalströme in Europa wieder in Gang setzen und damit 
die Leistungsbilanzungleichgewichte zwischen den Ländern verfestigen.Die
 heute von manchen als unerträglich hoch empfundenen Zinsen Italiens und
 Spaniens liegen im Bereich der Werte, die selbst Deutschland in den 
siebziger und achtziger Jahren hat zahlen müssen, und weit unter den 
Zinsen, die diese Länder vor dem Eintritt in den Euro entrichtet haben. 
Wir sind nicht der Meinung, dass die Märkte hier schon das Risiko 
übertreiben und dass deshalb Maßnahmen zur Begrenzung der Zinsen 
angebracht sind. Noch besteht die Chance, dass sich die Zinsen auf einem
 höheren Niveau stabilisieren.Eurobonds kämen Deutschland extrem 
teuer zu stehen, weil für die deutsche Staatsschuld zusätzliche 
Zinskosten im Umfang von mehreren Dutzend Milliarden Euro pro Jahr 
anfielen. Eurobonds mit gesamtschuldnerischer Haftung hat das 
Verfassungsgericht zu Recht verboten, und wenn Eurobonds mit anteiliger 
Haftung tatsächlich ein von den Märkten präferiertes Finanzinstrument 
wären, dann wären sie schon lange von privaten Investment-Fonds 
angeboten worden.Den Vorschlag des deutschen 
Sachverständigenrates, unter Umgehung des Maastrichter Vertrages einen 
europäischen Schuldentilgungsfonds einzurichten, beurteilen wir ähnlich.
 Die Vorstellung, ein solcher Fonds lasse sich mit verbindlichen Regeln 
zur Schuldentilgung ausstatten, wird der politischen Praxis nicht 
standhalten. Der Schuldentilgungsfonds wird bestenfalls als Wegbereiter 
für Eurobonds dienen, denn wenn Deutschland bereits für einen Teil der 
Schulden haftet, wird der Druck groß, auch noch für den anderen Teil zu 
haften, damit die Garantien für die Teilschuld zunächst noch nicht 
fällig werden. Der Schuldentilgungsfonds ist gefährlich für die 
Stabilität der Eurozone im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen. 
 
10. Politik der restriktiven Rettung 
Nur
 eine Politik der restriktiven Rettung, die die öffentlichen Mittel an 
überschuldete Länder knapp hält, eine Korrektur der fehlerhaften 
Preisstrukturen bewirkt und Konkurse bei Ländern zulässt, die sich trotz
 umfangreicher Liquiditätshilfen nicht selbst helfen können oder wollen,
 kann den Euro erhalten. Es muss einen Mittelweg zwischen der 
Verweigerung von Hilfe für bedrängte Nachbarstaaten und der Schaffung 
eines Selbstbedienungsladens für die Staatsfinanzierung geben.Die
 Politik bewegt sich derzeit in die Richtung immer größerer 
Rettungssummen und glaubt, sie könne sich vor einem Missbrauch schützen,
 indem sie den Nehmerländern Auflagen macht, die den 
Entscheidungsspielraum der dortigen politischen Instanzen verringern. 
Das schafft Unfrieden, weil unpopuläre Maßnahmen dem Helfer zugerechnet 
werden und nicht den eigenen Fehlern. Deutschland und Europa geraten 
immer mehr in eine Rolle des Sündenbocks und werden die Zielscheibe von 
demagogischen Attacken.Besser, als Verhaltensvorschriften zu 
machen, ist es, die Rettungsmittel zu begrenzen. Nur dann kann man den 
Mittelweg glaubhaft beschreiten. Man muss in diesem Fall aber zulassen, 
dass Länder, denen die nur begrenzt zur Verfügung stehenden Hilfsmittel 
nicht reichen und die zur Erlangung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu großen
 Preissenkungen ausgesetzt wären, aus der Währungsunion austreten. 
 
11. Transferunion? 
Wenn
 Deutschland die Möglichkeit einer Gläubigerbeteiligung oder eines 
Austritts aus der Währungsunion ausschließt, gibt es zu erkennen, dass 
es bereit ist, Länder, die nicht wettbewerbsfähig sind, dauerhaft und um
 jeden Preis zu stützen. Das ist der sichere Weg in die Transferunion. 
Angesichts der relativen Größe der Bevölkerung der Krisenländer, 
immerhin vierzig Prozent der Gesamtbevölkerung des Euroraums, halten wir
 diesen Weg für nicht gangbar.Der manchmal angeführte Vergleich 
mit den neuen Bundesländern ist nicht zulässig, denn zum einen lebten 
dort seinerzeit nur etwa 20 Prozent der gesamtdeutschen Bevölkerung und 
zum anderen benötigen die neuen Bundesländer auch heute noch erhebliche 
öffentliche Mittel aus dem Westen. Man kann das Geld immer nur einmal 
ausgeben.Wenn der Weg in die Transferunion aber dennoch gegangen 
werden soll, müssen zuvor sehr viel weitergehende Reformen beschlossen 
werden, die eine gemeinsame europäische, bundesstaatlich organisierte 
Nation begründen und auch anderen Ländern erhebliche Zugeständnisse 
abverlangen. Dazu gehören nicht zuletzt die vollständige Zusammenfassung
 der Streitkräfte unter gemeinschaftlicher Befehlsgewalt, eine 
gemeinsame Außenpolitik und die weitgehende Aufgabe der 
einzelstaatlichen Autonomie. Dies ist allenfalls langfristig zu 
erreichen. Im Übrigen müsste sichergestellt werden, dass die Transfers 
von den reichen an die armen Staaten gehen und nicht wie in der 
gegenwärtigen Konstruktion von den Regeltreuen an die Regelbrecher. 
 
12. Zinsspreizung und Leistungsbilanzsalden 
Europa
 ist heute noch weit entfernt davon, eine gemeinsame Nation zu bilden. 
Aber selbst wenn die Bildung einer Nation gelänge, wäre eine 
gegenseitige Haftung für die Schulden der Teilstaaten schädlich. Das 
zeigt das Beispiel erfolgreicher politischer Unionen wie der Vereinigten
 Staaten und der Schweiz. In Amerika musste erst eine Reihe von Staaten 
in Konkurs gehen, bis allen klar war, dass es keine gegenseitigen Hilfen
 gibt. Auch diese Klarheit hat dazu beigetragen, die Schulden der 
Einzelstaaten in engen Grenzen zu halten.Exzessive 
außenwirtschaftliche Ungleichgewichte im Euroraum lassen sich nur 
vermeiden, wenn man auf den Haftungsverbund verzichtet und stattdessen 
die Marktkontrolle über die Kapitalströme erhält. Nur wenn die 
Möglichkeit des Staatskonkurses im Falle der Überschuldung besteht, 
führt eine wachsende Verschuldung zu einem Zinsanstieg, der das 
Interesse an ebendieser Verschuldung bei den Schuldnern begrenzt und 
Disziplin erzwingt. Nur bei einer solchen Selbstkontrolle des 
Kapitalmarktes lässt sich verhindern, dass die Wirtschaft der 
Kreditnehmer überhitzt, während jene der Kreditgeber in die Flaute 
gerät, was die häufig beklagten Ungleichgewichte bei den 
Leistungsbilanzen zur Folge hätte.Man muss der Versuchung, die 
eigenen Ausgaben mit Schulden zu finanzieren, entgegenwirken, anstatt 
sie durch eine Politik der Zinsangleichung von neuem zu wecken. Es gibt 
kein Anrecht auf niedrige Zinsen als Mitglied der Eurozone, das man auf 
politischem Wege befriedigen müsste. Niedrige Zinsen sind ein Vorteil, 
den man sich erarbeiten muss. 
 
13. Programmierte Konflikte 
Offensichtlich
 sind einige Mitglieder der Währungsunion teils nicht fähig, teils nicht
 willens, die mit einer Währungsunion verbundenen gesamtwirtschaftlichen
 Konvergenzanstrengungen politisch umzusetzen. Im Verein mit ihren 
Gläubigern, die sich verspekuliert haben, versuchen sie nun in Form des 
europäischen Rettungsfonds einen Käufer für die toxisch gewordenen 
Staatspapiere zu finden.Das schafft zwar zunächst Ruhe auf den 
Märkten, doch werden damit die Risiken, die aus einem überzogenen 
privaten und staatlichen Konsum der unsoliden Länder entstanden sind, 
den soliden Ländern aufgebürdet. Letztlich müssen sie nun an die Stelle 
der bisherigen Gläubiger der Schuldenländer treten und versuchen, die 
säumigen Schulden einzutreiben. Streit und Zwietracht zwischen den 
Völkern Europas sind auf diese Weise programmiert. Die Bundesrepublik 
Deutschland sollte sich daraus so weit wie möglich heraushalten. 
 
14. Beruhigung der Kapitalmärkte oder der Bürger? 
Viele
 Bürger misstrauen einer Politik, die ihre Versprechungen und 
Ankündigungen in immer kürzeren Zeitabständen revidiert und das Maß für 
die Dinge zu verlieren droht. Wir übersehen nicht, dass die deutsche 
Politik gegenüber dem geballten Interesse der internationalen 
Finanzmärkte und der Schuldenstaaten einen schweren Stand hat. Aber wir 
verlangen von ihr eine vorurteilslose Diskussion der verschiedenen noch 
möglichen Wege und auch die Größe, bisherige Fehler und 
Fehleinschätzungen offen einzugestehen. Wenn man einen falschen Weg 
genommen hat und sieht, dass man dem Ziel nicht näher kommt, muss man 
innehalten, ein Stück zurückgehen und dann einen neuen Weg beschreiten. 
Es macht dann keinen Sinn, noch beherzter voranzuschreiten.Eine 
Fortführung der bisherigen Politik wird Deutschland überfordern und 
ärmer machen, gerade auch, wenn es ihr gelingen sollte, die 
Kapitalanleger zu beruhigen, indem sie ihnen ihre toxischen 
Staatspapiere abnimmt. Sie verlagert die Lasten auf unsere Kinder und 
verringert ihre Möglichkeiten, in wirtschaftlicher Prosperität und 
sozialem Frieden zu leben. 
 
15. Institutionelle Schuldenschranken 
Die
 Politik hofft, dass sich Schuldendisziplin auch im Falle einer 
gemeinschaftlichen Haftung für die Schulden durch politische 
Schuldenschranken im Zuge einer Fiskalunion erreichen lässt. Nach den 
Erfahrungen mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt halten wir diese 
Hoffnung für verfehlt.Politische Schuldenschranken sind zwar 
nicht schädlich. Doch ist die Zeit, als es darum ging, übermütige 
Gläubiger und Schuldner zu bändigen, lange vorbei. Die Kapitalmärkte 
sind heute ohnehin nicht mehr bereit, alle Finanzierungswünsche der 
Krisenländer zu erfüllen, und deshalb kommt der ausländische Kredit im 
Wesentlichen über die Instrumente der Gemeinschaftsfinanzierung 
zustande. Um bei solchen Verhältnissen Schuldendisziplin einzufordern, 
benötigt man keine politischen Schranken, an deren Definition die 
Kreditnehmer selbst mitwirken. Vielmehr reicht die Begrenzung der 
Kreditvergabe durch die öffentlichen Gläubiger vollkommen aus.Eine
 Fiskalunion mit verbesserten Eingriffsrechten der EU oder 
zwischenstaatlichen Instanzen wird, so befürchten wir, das Gegenteil von
 dem bewirken, was die Bundesregierung bezweckt. Sie wird die 
Kreditvergabe zwischen den Staaten eher erleichtern, wenn nicht sogar 
steigern, weil sie den Defizitländern die politische Mitsprache beim 
Zugriff auf die Kredite des Rettungsfonds gibt. 
 
16. Zu viel Wettbewerbsfähigkeit? 
Als
 besonders problematisch sehen wir es in diesem Zusammenhang an, dass 
die EU die Lohnstückkosten der europäischen Länder durch 
Politikmaßnahmen beeinflussen will. Die damalige französische 
Finanzministerin Christine Lagarde hatte ja schon im letzten Jahr 
gefordert, dass Deutschland seine Löhne erhöhen möge, um so seine 
Wettbewerbsfähigkeit zugunsten seiner Wettbewerber zu verschlechtern. 
Die zunächst vorgesehenen Strafen der EU für Länder, die zu geringe 
Lohnstückkosten haben, hat die Bundesregierung zwar abwehren können, 
doch stehen die Kritik an der angeblich ungerechtfertigten 
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sowie der Versuch, sie 
durch oktroyierte Lohnerhöhungen zu verringern, im Raum. Wir lehnen 
diese Überlegungen ab. Es ist grundsätzlich nicht Aufgabe des Staates, 
in die Preis- und Lohnstrukturen der Marktwirtschaft einzugreifen, weil 
dadurch die Lenkungsfunktion der Preise und Löhne verfälscht wird.Die
 Orientierung der Politik an Lohnstückkosten verkennt auch, dass die 
Unterschiede in den Lohnstückkosten in Europa großenteils durch 
Kapitalbewegungen zustande kamen, die, wie erläutert, ihrerseits das 
Ergebnis der durch falsche Erwartungen und eine falsche 
Bankenregulierung erzeugten Zinskonvergenz waren. Wenn man die 
Lohnstückkostenunterschiede verringern will, muss man zulassen, dass die
 Krisenländer sich verbilligen. Damit das passiert, darf man aber den 
Kapitalfluss zwischen den Ländern nicht durch überzogene 
Rettungsaktionen und gemeinschaftlich besicherte 
Finanzierungsinstrumente fördern, die in den Zustand der Zinsgleichheit 
zurückführen und damit die Wachstumskräfte abermals von Deutschland in 
die Peripherie verlagern. Wenn man will, dass Deutschland mehr und die 
Südländer weniger importieren, darf man die Selbstkorrektur des 
europäischen Kapitalmarktes, die nach der Krise eingesetzt hat, indem 
wieder mehr Kapital in Deutschland investiert wird, nicht abblocken. Wer
 das Kapital, das aus freien Stücken nicht mehr aus Deutschland heraus 
will, durch staatliche Maßnahmen heraustreibt, erhält die 
außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte in Europa.Durch politische
 Maßnahmen erzwungene Lohnerhöhungen werden zwar den deutschen Export 
schwächen, doch werden sie auf dem Wege über eine Schwächung, wenn nicht
 Kontraktion der deutschen Wirtschaft auch die Importe verringern, so 
dass nicht einmal zu erwarten ist, dass der deutsche Exportüberschuss 
abgebaut werden kann. Was die anderen Länder an Wettbewerbsfähigkeit 
gewinnen, könnte ihnen durch die Verminderung der deutschen Nachfrage 
nach ihren Produkten verlorengehen. 
 
17. Eine Agenda-Liste 
Nur
 die Bekämpfung der eigentlichen volkswirtschaftlichen Ursachen kann 
eine Lösung der Krise bringen. Nur die Symptome der Krankheit zu 
kurieren ist sinnlos. Da es politisch kein Zurück zum völligen 
Ausschluss gegenseitiger Haftungen mehr gibt, muss auf jeden Fall 
Folgendes erreicht werden. a) Die EZB wird wieder auf die reine 
Geldpolitik beschränkt. Sie kann in Europa nicht die Aufgabe übernehmen,
 die nationalen Bankensysteme oder gar die Staaten zu stabilisieren. Das
 ist ausschließlich die Aufgabe der Einzelstaaten beziehungsweise der 
Staatengemeinschaft selbst. Solange die EZB durch ihre Politik 
fiskalische und sonstige Lasten zwischen den Staaten verschieben kann, 
unterminiert und präjudiziert sie die Entscheidungen der Parlamente. b)
 Die Entscheidungsregeln und die Verteilung der Stimmrechte im EZB-Rat 
sind zu ändern. Es geht nicht an, dass ein Gremium, in dem die 
Stimmrechte vollständig von der Haftung entkoppelt sind, mit einfacher 
Mehrheit Maßnahmen beschließt, die Deutschland Haftungsrisiken von 
hunderten von Milliarden Euro aufbürden.c) Die 
Target-Verrechnungssalden zwischen den nationalen Notenbanken müssen ab 
sofort jährlich durch marktfähige Vermögenswerte wie in den USA 
ausgeglichen werden, um sicherzustellen, dass die Notenpresse in den 
nationalen Zentralbanken mittelfristig nur in dem Maße in Anspruch 
genommen wird, wie es für die jeweilige nationale Geldversorgung 
notwendig ist. Für bisher aufgelaufene Salden ist eine längerfristige 
Tilgung vorzusehen. Wenn der einfache Zugriff auf die Notenpresse nicht 
abgeblockt wird, ist der Weg in die Eurobonds und eine Transferunion 
vorbestimmt. d) Eine klar definierte Abfolge von Hilfen und 
Maßnahmen nach dem Vorschlag der European Economic Advisory Group ist 
zwischen den Eurostaaten vertraglich festzulegen. Wenn ein Land 
außerstande ist, fällig gewordene Staatspapiere zu bezahlen, müssen 
zunächst die Investoren haften. Die Staatengemeinschaft darf nur zur 
Vermeidung exzessiver Risiken herangezogen wird, und auch dieser Schutz 
ist auf einen bestimmten Anteil des BIP zu begrenzen. Nur so lässt sich 
der Anreiz zur Sorgfalt mit dem Ziel verbinden, im Krisenfall eine Panik
 der Märkte zu verhindern.  e) Die EU sollte den bedrängten 
Ländern bei der Überwindung ihrer Wettbewerbsprobleme helfen und ihnen 
Perspektiven für eine wirtschaftliche Gesundung eröffnen. Dazu gehören 
Hilfen für den Aufbau einer Steuerverwaltung und eines funktionierenden 
Rechtssystems genauso wie Maßnahmen, die die jeweiligen Regierungen 
dabei unterstützen, Staatsvermögen zu privatisieren und Reformen zur 
Erhöhung der Lohn- und Preisflexibilität durchzusetzen. 
Gemeinschaftliche Hilfen, die über die in Punkt d) genannten Hilfen 
hinausgehen, sind indes nicht zielführend, weil sie eine Abhängigkeit 
von solchen Hilfen und einen Automatismus erzeugen, dem sich die 
Geberländer nicht mehr entziehen können. f) Die Banken müssen 
ausreichend Eigenkapital vorhalten, um nicht bei größeren 
Kreditausfällen staatlicher und privater Schuldner in eine Schieflage zu
 geraten. Sonst können die Banken die Staaten weiterhin de facto 
erpressen, ihnen zu helfen, um die volkswirtschaftlichen Kosten eines 
Zusammenbruchs des Bankensystems zu vermeiden. Eine höhere 
Eigenkapitalausstattung vermindert den Anreiz zur Spekulation, und sie 
schafft im Krisenfall einen Puffer, der Verluste auffangen kann. Auch 
Staatspapiere und Kredite an andere Banken sind ausfallbehaftet und 
müssen je nach der Höhe des länderspezifischen Risikos mittelfristig mit
 Eigenkapital unterlegt werden, wie es bei Krediten an normale 
mittelständische Firmen üblich ist. Das verteuert den Staatskredit und 
den Interbankenhandel, ist aber notwendig, um das Bankensystem und die 
Staaten zu stabilisieren. Soweit sich die Banken das notwendige 
Eigenkapital nicht auf den Märkten beschaffen können, ist eine 
staatliche Zwangsrekapitalisierung durch Ausgabe von Aktien oder 
ähnliche Maßnahmen vorzusehen, um einerseits eine Kreditklemme zu 
vermeiden und andererseits dem Staat die Chance zu geben, an einer 
eventuellen Wertsteigerung der Banken teilzuhaben. g) 
Euroländern, die dauerhaft nicht willens oder objektiv nicht in der Lage
 sind, die notwendigen Maßnahmen zum Abbau der Ungleichgewichte und der 
Verschuldung vorzunehmen, ist die Möglichkeit einzuräumen, aus der 
Eurozone auszutreten und in den Status der anderen, nicht der Eurozone 
angehörigen EU-Mitgliedsländer zurückzukehren. Der Austritt aus der 
Eurozone ist im Falle eines Staatsbankrotts als Regel vorzusehen. Die 
entsprechenden Verfahren sind in den Verträgen festzulegen. Nur eine 
Währungsunion, die ein freiwilliger Staatenbund unter Respekt der 
gegenseitig gegebenen Regeln bleibt, hat dauerhaft Bestand. Die Unterzeichner:
- Prof.
 Dr. h.c. Roland Berger, Vorsitzender der Freundesgesellschaft des Ifo 
Instituts, Honorary Chairman, Roland Berger Strategy Consultants GmbH
 
- Dr. Aldo Belloni, Stellv. Vorsitzender, Mitglied des Vorstands, Linde AG
 
- Dr. Wolfgang Sprißler, Schatzmeister, ehemaliger Vorstandssprecher, HVB
 
- Dr. Eckhard Cordes, Vorstandsvorsitzender, Metro AG
 
- Dr. Jürgen Hofmann, Generalsekretär, Wirtschaftsbeirat Bayern
 
- Dr. Dirk Ippen, Zeitungsverleger, u. a. Münchner Merkur
 
- Dr. Fritz Kempter, Rechtsanwalt, Präsident des Verbands Freier Berufe in Bayern e.V.
 
- Meinhard Knoche, Mitglied des Vorstands, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
 
- Michael Kozikowski, Mitglied des Vorstands, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
 
- Prof. Dr. Klaus Mangold, Internationale Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH
 
- Prof. Dr. Georg Milbradt, Sächsischer Ministerpräsident a.D., TU Dresden
 
- Alexander Rittweger, Geschäftsführer, Loyalty Partner GmbH
 
- Dirk Roßmann, Geschäftsführer, Dirk Rossmann GmbH
 
- Dr. Dieter Soltmann, ehem. Präsident des Wirtschaftsbeirates der Union
 
- Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Werner Sinn, Präsident, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und LMU München
 
- Heinz Hermann Thiele, Vorsitzender des Aufsichtsrats, Knorr-Bremse AG
 
- Dr. Peter-Alexander Wacker, Vorsitzender des Aufsichtsrats, Wacker Chemie AG
 
- Georg von Werz, Vorstandsvorsitzender, Pramerica Real Estate International AG
 
- Dr. Otto Wiesheu, Präsident, Wirtschaftsbeirat Bayern
 
- Dr.-Ing. E.h. Manfred Wittenstein, Vorstandsvorsitzender, Wittenstein AG
 
- Ewald Woste, Vorstandsvorsitzender, Thüga AG
 
07. Dezember 2011