Anton Möller: Modell der Welt und der Danziger Gesellschaft |
Das Hauptwerk des Künstlers, das 1602 gemalte ,Weltgericht‘, zählte neben Memlings ,Jüngstes Gericht‘ zum wertvollsten Kunstbesitz der Stadt Danzig“, schreibt Hans-Georg Siegler in seiner 1991 bei Droste erschienenen Chronik der Stadt Danzig über den Maler Anton Möller. „Es ist eine geistige Neudeutung der Idee des Weltgerichts. Die Scheidung der Gerichteten in Verdammte und Selige wird umgedeutet in den ,Kampf des guten Prinzips mit dem Bösen um die Herrschaft des Menschen‘, der symbolhaft in der Brust des einzelnen ausgetragen wird. Das ,Weltgericht‘ ist als Wandbild des Artushofes in den letzten Märztagen des Jahres 1945 in der Feuersbrunst, die Danzig vernichtete, untergegangen.“
Sein Schöpfer Anton Möller zählt zu den ersten großen Malern des Barock aus Ostdeutschland. Vor 400 Jahren starb der Meister in Danzig, dort, wo er seine großen Werke schuf. Geboren um 1563 als Sohn des Hofbarbiers und Wundarztes Herzog Albrechts, Anton Möller, in Königsberg, nahm er 1578 eine künstlerische Lehre in Prag am Hof von Rudolf II. von Habsburg bei einem für den Kaiser tätigen Maler auf. Knappe zehn Jahre später dann ließ der Königsberger sich in Danzig nieder. Seine Bilder erinnern an die Schöpfungen der großen Niederländer, aber auch an Tintoretto, ohne jedoch reine Kopien zu sein.
„Seine erste gesicherte Porträtschöpfung“, so Siegler, „ist das Bildnis des Bischofs Moritz Ferber, eine von Möller mit der Jahreszahl 1590 versehene Kopie.“ Dieses Bildnis und weitere acht Holztafeln mit Frauentrachten von Möllers Hand sind heute im Stadtmuseum Danzig zu besichtigen. „In seinem Holzschnittwerk der Frauentrachten erweist sich der Meister als ein hervorragender Figurenmaler, der über die topographische Absicht der Darstellung hinaus eine wirklichkeitsgetreue Schilderung des Volkslebens vor den Toren Danzigs gibt, wo er sich als Stadtmaler niedergelassen hatte.
Katharinen-Kirche |
Das graphische Werk, von dem Blätter in den Museen und Kupferstichkabinetten von Wien, Berlin, Dresden und Frankfurt am Main erhalten geblieben sind, umfaßt Stiche, Feder- und Tuschzeichnungen. Die Darstellungen zeigen Allegorisches, Motive zeitgenössischen Volkslebens, darunter als eines der reizvollsten der am 14. Mai 1587 entstandene Kupferstich einer Bauernkirmes. Das erste seiner mit Tusche lavierten Blätter ist das 1596 datierte ,Venusfest‘, eine allegorisch-genrehafte Darstellung, deren bacchantisch-lebenspraller Gehalt von dem Maler in einem ,ausdrucksvollen Reim gesetzt‘ wurde.“
Heute kann man in dem restaurierten Danziger Rathaus Anton Möllers berühmtes Bild „Der Zinsgroschen“ aus dem Jahre 1601 wieder bewundern. Auch in der Katharinen-Kirche sind Gemälde von Möller vorhanden. Als der Meister am 1. Februar 1611 in Danzig starb, hinterließ er ein reiches Werk, das viele Maler im deutschen Nordosten noch lange beeinflußt und geprägt hat. os
Quelle: Preußische Allgemeine
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