Sonntag, 16. Januar 2011

Brandenburg-Preußens koloniale Vergangenheit (I): Unter kurbrandenburgischer Flagge

Deutsche Kolonialerfahrungen vor zweihundert Jahren. Nach dem Tagebuch des Chirurgen Johann Peter Oettinger unter Mitwirkung des Kaiserlichen Vizeadmirals z. D. von Henk herausgegeben von Hauptmann a. D. Paul Oettinger.


Einleitung

Die nachfolgenden Erzählungen, die einen alten Tagebuch, größten teils wörtlich, entnommen sind, liefern höchst interessante Beiträge zur Charakteristik jener Zeit, in welcher brandenburgische Schiffe ferne Meere durchkreuzen und in Westafrika die brandenburgische Flagge wehte.

Der lang gehegte Wunsch der Veröffentlichung dieser Aufzeichnungen konnte nur unter tätiger Mitwirkung eines erfahrenen Seemannes verwirklicht werden. Seine Exzellenz der Kaiserliche Vizeadmiral zu Disposition von Henk, hat es in gütigster Weise übernommen, den seemännischen Teil einer Bearbeitung zu unterziehen.

Den Lesern der nachfolgenden Blätter dürfte es willkommen sein, etwas Näheres über den Verfasser des Tagebuchs, dessen Bildnis wir heute nach einem alten Familiengemälde wiedergegeben, zu erfahren. Derselbe wurde am 23. Februar 1666 zu Orendelfall in Schwaben als zweiter Sohn des protestantischen Pfarrers Adam Oettinger geboren. Bereits als dreizehnjähriger Knabe verließ Johann Peter das Vaterhaus, um sich als Chirurgus auszubilden. Nach Zurücklegung der vorgeschriebenen Lehrzeit und nach mannigfachen Wanderungen im Reiche gelangte er im Jahre 1688 nach Amsterdam, legte dort bei der Westindischen Kompanie die Chirurgenprüfung ab und machte in deren Dienst seine erste Seereise nach Westindien. Nach zweijähriger Abwesenheit nach Europa zurückgekehrt, verweilte er zwei Jahre in Holland, sich weiter in der Chirurgie ausbildend. Im Jahre 1692 entschloß er sich zu einer zweite Seereise im Dienste der Afrikanischen Handels Kompanie des Kurfürsten von Brandenburg.

Johann Peter Oettinger

Johann Peter Oettinger
Die Erlebnisse während dieser letzten Reise bilden den Inhalt des merkwürdigen Tagebuches.

Zur Orientierung für die Leser, denen die Einzelheiten der in diesen Aufzeichnungen in Betracht kommenden historischen und geographischen Verhältnisse nicht genau gegenwärtig sind, schicken wir folgendes voraus.

Der Gedanke, Brandenburg zu einer Seemacht zu machen und seinem Lande die Handelswege übers Meer zu bahnen, mag in der Seele des Großen Kurfürsten, der mit Bewunderung auf Holland und dessen Einrichtungen blickte, lange als aussichtsloser Wunsch geschlummert haben. Bestimmtere Gestalt nahm dieser Gedanke jedoch erst an, als sich der Kurfürst auf des holländischen Reeders Benjamin Raules Zureden entschloß, anfänglich auf gemieteten, später auf eignen Schiffen, die Schweden in den Jahren 1675 bis 1678 zur See anzugreifen. Die überraschenden Erfolge,welche die, nur zehn Fregatten zählende, brandenburgische Flotte erfocht, ermutigten den Kurfürsten zu kühneren Unternehmungen, erregten aber anderseits den Neid und die Besorgnis der andren Staaten. Holland blickte scheel auf die junge Seemacht, Frankreich mißgönnte dem Kurfürsten seine Erfolge und der Deutsche Kaiser Leopold I. erklärte unverhohlen: er wolle nicht, daß an der Ostsee ein neues Wendiges Königreich entstehe.

In den Bedingungen des Friedens von St. Germain fanden diese Gesinnungen ihren Ausdruck. Der Kurfürst mußte das in gerechtem Kriege unter schweren Opfern erkämpfte Vorpommern, dessen Besitz, der guten Seehäfen wegen, für ihn so wertvoll war, an Schweden zurückgeben. Doch schon war im Kurfürsten die Überzeugung von der Möglichkeit der Begründung einer brandenburgischen Seemacht und von deren Bedeutung für die Zukunft seines Landes so mächtig geworden, daß er beschloß, unter allen umständen und mit allen Mitteln die Flotte zu erhalten. Die Stadt Pillau wurde nach dem Verluste Stettins, in Ermangelung eines besseren Hafens, zur Hauptflottenstation gemacht und der Sitz der seit 1678 in Stettin bestehenden Handelsgesellschaft dorthin verlegt. Auch errichtete der Kurfürst in Pillau ein Kommerz- und Admiralitätskollegium, dem, in Verbindung mit der in Berlin begründeten Seehandlung, die Verwaltung und Leitung der Unternehmungen zu See oblag. —

Da die bedeutenden Ausgaben für die Flotte zu den knappen Staatseinnahmen in keinem Verhältnis standen, so beschloß der Kurfürst, sich mit Hilfe der Flotte Geld zu verschaffen; und zwar sollte sie eine Summe von zwei Millionen Taler, welche er von Spanien an rückständigen Subsidiengeldern usw. noch zu fordern hatte, gewaltsam durch Wegnahme spanischer Schiffe aufbringen. Unter dem Kommando des Kornelius von Beveren lief ein aus sechs Fregatten bestehendes Geschwader im Sommer 1680 von Pillau aus, um auf die nach Spanien zurückkehrende ostindische Handelsflotte Jagd zu machen. Beveren kreuzte glücklich und nahm mehrere spanische Schiffe weg, aber der Anschlag auf die reichbeladenen Ostindienfahrer mißlang.

Fregatte Kurprinz vom kurbrandenburgischen Geschwader

Der materielle Gewinn dieser Unternehmung entsprach somit nicht den Erwartungen, denn er deckte kaum die beträchtlichen, durch Ausrüstung und Armierung der Schiffe entstandenen Kosten. Die junge Flotte hatte sich indessen als lebensfähig und kraftvoll erwiesen, hatte Brandenburgs Flagge auf dem Ozean gezeigt und die Erwartungen, welche der Kurfürst in sie gesetzt, glänzend gerechtfertigt — Grund genug für diesen, sein möglichstes zu tun, um das begonnene Werk fortzuführen. Durch die verschiedensten Mittel suchte er die Kaufleute in Königsberg, Pillau und Memel zum Bau von Schiffen zu veranlassen, er stellte ihnen die großen Vorteile vor, die ihnen aus dem Verkehr mit den fernen Ländern erwachsen würden, schenkte ihnen Holz zum Bau und Material zur Ausrüstung der Fahrzeuge, versprach ihnen für ihre Unternehmungen Schutz und sicheres Geleit — alles vergebens! Man kam ihm nicht entgegen, jenen Kaufleuten fehlte der Unternehmungsgeist und der weite Blick.

Fregatte Kurprinz des brandenburgischen Geschwaders

Was die Krämer in Königsberg und Pillau verschmähten, das erbaten sich die Holländer als Gunst — nämlich den Schutz des Kurfürsten bei ihren Handelsfahrten nach der afrikanischen Küste. Der Kurfürst erfüllte ihre Bitte und ließ, unter dem Befehl des Kapitäns Blank, zwei Kriegsschiffe, "Wappen von Brandenburg" und "Morian" benannt, in See stechen. Dieselben mußten zunächst, von der übermächtigen spanischen Flotte bedrängt, in einem portugiesischen Hafen Schutz suchen, erreichten dann aber glücklich die Küste von Guinea, wo sie zwischen Axim und dem Kap der drei Spitzen vor Anker gingen. Dort knüpfte Kapitän Blank die ersten brandenburgischen Handelsverbindungen an, indem er mit einigen Häuptlingen der Aschantis einen Vertrag abschloß. Diese versprachen, nur brandenburgischen Schiffen Ladung und Handelsverkehr gestatten und die Oberhoheit anerkennen zu wollen, dafür sicherte ihnen Blank dessen Schutz und Geschenke zu. Die Schilderungen, welche der heimkehrende Kapitän von dem Reichtum des Landes entwarf, sowie die von ihm mitgebrachten Goldkörner fanden des Kurfürsten vollen Beifall und bewogen ihn, im Jahre 1682 (am 17. März) eine afrikanische Handelskompanie zu gründen.

Auch sandte er bereits im Juli desselben Jahres abermals zwei Fregatten zu den Freunden an der Goldküste, welche diesen Waffen und Pulver, Ackergeräte und Handwerkszeug, sowie ein Bild des Kurfürsten überbringen sollten. Der Kammerjunker, spätere Major, Otto Friedrich von der Gröben begleitete die Expedition als Führer der mit eingeschifften Kompanie Seesoldaten; er wurde mit dem diplomatischen Teil betraut und beauftragt, mit den Negerfürsten einen förmlichen Vertrag abzuschließen und an geeigneter Stelle eine brandenburgische Niederlassung zu gründen. Die beiden Fregatten erreichten glücklich die Goldküste und landeten beim Dorf Accoda. Diese merkwürdige Landung einer kurbrandenburgischen Flotte stellt die Illustration dar.-

Gröben fand zwar jene von Blank gewonnenen Freunde nicht schloß jedoch mit den Häuptlingen einiger um Accoda angesiedelten Stämme einen vorläufigen Vertrag ab, der später, angesichts des ganzen Volkes, in feierlicher Weise bestätigt werden sollte. Jedoch noch bevor dies geschehen konnte, legte der Gouverneur der benachbarten holländischen Kolonie Elmina im Namen der eifersüchtigen holländischen Handelskompanie Protest ein und es kam zu unliebsamen Auseinandersetzungen. Da Gröben es nicht auf einen Kampf ankommen lassen konnte, so stachen die brandenburgischen Schiffe wieder in See, um einige Meilen weiter östlich beim Dorfe Pokefor von neuem zu landen. Gröben beschloß, auf einen nicht sehr weit von der Küste entfernten, günstig gelegenen Berg eine Veste als Mittelpunkt für die Ansiedlung anzulegen, pflanzte unter dem Donner der gelandeten Kanonen die brandenburgische Flagge auf und nahm in feierlichen Akt förmlich Besitz von jenem Berge, dem er den Namen "Der große Friedrichsberg" gab, "zu Ehren Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht Namen, der in aller Welt groß sei." —

Dank der Hilfe der durch Geschenke und reichlich gespendeten Branntwein freundlich gestimmten Afrikaner, waren die Werke bald so weit gediehen, daß Gröbens kleine Schar darin Schutz finden und den auch hier feindselig entgegentretenden Holländern die Stirne bieten konnte. Auch die Angriffe einiger Stämme, welche, von dem holländischen Gouverneur angestiftet, herankamen um die Veste zu zerstören, wurden, dank der überraschenden Wirkung der brandenburgischen Geschütze, abgeschlagen. Nachdem der Bau von vier stattlichen Schanzen vollendet und dieselben mit 46 Geschützen ausgerüstet waren, imponierte die brandenburgische Macht die umwohnenden Stämme dergestalt, daß mehrere derselben dem Vertreter des Kurfürsten unterwarfen und andre um die Erlaubnis baten, sich unter dem Schutze der neuen Veste ansiedeln zu dürfen.

So wurde der glückliche Anfang zu einer brandenburgischen Kolonie an der Goldküste gemacht, auf deren gedeihliche Fortentwicklung man große Hoffnungen setzte. Die Lage der Kolonie an einer sicheren bequemen Hafenbucht war überaus günstig: der umliegende Boden erwies sich als sehr fruchtbar und außer seinen Erzeugnissen konnte man von den Eingeborenen Gold, Elfenbein und Sklaven als geschätzte Ausfuhrartikel eintauschen. Jene Hoffnungen schienen daher vollkommen berechtigt und Gröben konnte, als er unter Zurücklassung einer hinlänglichen Besatzung nach Europa zurückkehrte, dem Kurfürsten den günstigen Bericht abstatten. Dieser hatte der afrikanischen Handelskompanie bereits am 18. November 1682 das Privilegium auf 30 Jahre verliehen und ihr versprochen, an der afrikanischen Küste eine Festung zu erbauen, diese auszurüsten und 18 Monate lang zu unterhalten; nach verlauf von vier Jahren sollte die Kompanie ihre Miliz selbst stellen. Nach der Rückkehr Gröbens bewilligte der Kurfürst 12 000 Taler für den Ausbau von Groß-Friedrichsburg und vorläufig für ein Jahr 502 Taler Monatssold für die Veste; auch verpflichtete er sich, neun Schiffe zum Schutze des brandenburgischen Handels bereit zu halten.

Im Jahre 1684 unterwarfen sich die Stämme in der Umgegend von Accoda freiwillig dem Kurfürsten. In Ihrem Gebiete wurde ein weiteres Fort, die "Dorotheenschanze" genannt, mit zwölf, und, gegen das Meer hin vorgeschoben, beim Dorfe Tacrama, ein Blockhaus mit vier Kanonen erbaut. Durch einen ihrer Häuptlinge ließen die dem Kurfürsten botmäßigen Stämme ihrem Schutzherrn huldigen und die Ankunft des schwarzen Gesandten in Berlin bezeichnet den Höhepunkt der brandenburgischen Macht in Afrika. —

Um dem Sklavenhandel, in dem man damals übrigens nichts Verwerfliches sah, ein Absatzgebiet zu eröffnen, bewog der Kurfürst 1685 Dänemark, ihm eine Landstrecke auf der Insel St. Thomas abzutreten. Trotzdem dadurch dem brandenburgischen Handel neue Bahnen erschlossen wurden, machte die afrikanische Handelskompanie schlechte Geschäfte. Der Sitz derselben war längst von Pillau nach dem weit günstigere Verhältnisse bietende Emden versetzt; der Kurfürst tat alles, um die Gesellschaft zu unterstützen, trat Abmachungen, welche ihr den Walfisch- und Heringsfang ermöglichten und ließ sich die Unterhaltung des Seewesens jährlich an 60 000 Taler kosten. Trotzdem war die Gesellschaft nicht imstande, eine Dividende zu zahlen, ja es stellte sich sogar heraus, daß die Fonds nicht ausreichten, so das eine Nachzahlung von zwanzig Prozent notwendig wurde. Da viele von den Aktionären nicht nachzahlen wollten und allgemeine Unzufriedenheit herrschte, so entschloß sich (1686) der Kurfürst, die Aktionäre abzufinden und das Unternehmen auf eigene Rechnung fortzusetzen.

Doch änderte das am Stand der Dinge nichts; die Einnahmen blieben nach wie vor gering und der Kredit der Kompanie hob sich nicht Die Hauptursache des Mißerfolgs lag in der Eifersucht der französischen und holländischen Handelsgesellschaften in Afrika, die nicht müde wurden, durch offene und geheime Anfeindungen den brandenburgischen Handel zu schädigen; in zweiter Linie hinderten aber auch die Vorurteile, mit denen der Kurfürst im eignen Lande zu kämpfen hatte, das Gelingen seiner Pläne. Zwar wurde im Königreich Arguin, dessen Herrscher Wilde Heddy an Brandenburg eine Strecke Landes abgetreten hatte, eine neue Niederlassung gegründet und dort ein starkes, mit dreißig Stücken ausgerüstetes Fort angelegt, doch was nützte eine derartige Vergrößerung des überseeischen Besitzes, da man nicht einmal imstande war, den bisherigen zu behaupten? —

Der holländische Gouverneur in Elmina nämlich überrumpelte anfangs 1688 mitten im Frieden die schwache Besatzung von Accoda und Tacrama und nahm nicht nur die sämtlichen dort lagernden Waren, sondern auch ein brandenburgisches Schiff weg; dann blockierte er den Hafen von Groß-Friedrichsburg, der vom Fort aus nicht beherrscht werden konnte. Der Kurfürst erkannte, daß dies der Todesstoß für alle seine Hoffnungen sein würde, wenn es ihm nicht gelang, ihn kräftig abzuwehren und verlangte, aufs äußerste erbittert, glänzende Genugtuung. Er war bereits entschlossen, es auf einen Krieg mit den Generalstaaten ankommen zu lassen, als er mitten während der Unterhandlung starb. Wie sehr ihn bis zuletzt seine auf Welthandel und Verkehr gerichtete Pläne beschäftigten, beweist der Umstand, daß er an den beiden letzten Tagen seines Lebens "London" und "Amsterdam" als Parole ausgab.

Unter des großen Kurfürsten Nachfolger fristete die Brandenburgisch-Afrikanische Handelsgesellschaft ein klägliches dasein. Zwar unterstützte Friedrich III. noch einige Jahre hindurch das Unternehmen, aber mehr aus Pietät gegen seinen Vater als aus Interesse an der Sache selbst. Mit Holland wurde nach langen Verhandlungen ein friedlicher Vergleich abgeschlossen, bei dem Brandenburg freilich schlecht genug wegkam. — Als aber die Kriegsflotte, die ungebraucht im Hafen lag, mehr und mehr verfiel, blieben die Kolonien ohne Schutz, die Handelsfaktoreien ohne Aufsicht. In St. Thomas plünderten französische Schiffe die unbewachten Warenlager, in Groß-Friedrichsburg trieben betrügerische Beamte und Schleichhändler ihr Wesen. Ein vom Kurfürsten unternommener Versuch, an Stelle der bankrotten alten Gesellschaft eine neue unter Raule zu gründen, erwies sich nicht als lebensfähig und vermochte nicht, die allgemeine Zerrüttung aller Handelsverhältnisse aufzuhalten.

Die Leitung der Unternehmungen war allmählich dem Einflusse der Regierung ganz entrückt und befand sich in den Händen fremder, zum Teil nicht ganz reeller Privatleute, welche die brandenburgische Flagge mißbrauchten, um ihre unsauberen Spekulationen damit zu decken. Friedrich III. sah dem ziemlich gleichgültig zu; er legte auf Brandenburgs Handelsbeziehungen keinen Wert. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. fand unhaltbare Verhältnisse vor und sann dann darauf, sich der ihm so lästigen Kolonie zu entäußern, und dadurch alle damit zusammenhängenden Fragen zu lösen. Nach verschiedenen Unterhandlungen verkaufte er endlich die sämtlichen brandenburgischen überseeischen Besitzungen für 6 000 Dukaten und 6 000 Gulden an die holländische Handelsgesellschaft. Am 13. August 1720 unterzeichnete er die Urkunde, in welcher er für sich und alle seine Nachkommen auf das ehemals brandenburgische Gebiet in Afrika und auf St. Thomas verzichtete.

Soviel glaubten wir vorausschicken zu müssen, um Oettingers Tagebuch einzuleiten.

Nach etwa zweijährigem Aufenthalt in den verschiedenen Städten Hollands hatte sich Johann Peter Oettinger am 23. April 1692 von Delfzyl nach Emden begeben, wo bekanntlich zu jener Zeit ein äußerst reger Seeverkehr herrschte. Die Erfahrungen seiner ersten, im Dienste der holländischwestindischen Kompanie unternommenen Seereise, hatte den ihn beseelenden Drang, fremde Länder und Völker zu sehen, nicht abzuschwächen vermacht, und schon am 27. April trat er mit den Herren der Kurfürstlich-brandenburgisch.afrikanisch-amerikanischen Kompanie wegen einer neuen Expedition zur See in Verbindung.

So wurde er denn mit einer größeren Zahl süddeutscher Stammesgenossen für eine Fahrt auf der Fregatte"Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg" von 24 Kanonen und mit 140 Mann Besatzung, Kapitän Lassaie, nach der Küste von Guinea und Westindien mit einem Honorar von dreizehn Talern monatlich engagiert.

Quelle: Schorers Familienblatt, Verlag Schorer, Berlin, 1885, von rado jadu 2001



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