Mittwoch, 26. Januar 2011

Reformation 1534 und Beginn der Frühen Neuzeit in Pommern


Die Einführung der Reformation in Pommern 1534 auf dem Landtag zu Treptow (an der Rega) in Anwesenheit des pommerschen Reformators Johannes Bugenhagen und die Gegenreformation in Polen ab 1587 führten zu einem grundlegenden Wandel. Da das pommersche Herzogshaus von nun an protestantisch wurde, war eine Heiratspolitik in Richtung des katholischen Polen faktisch unmöglich. Ab jetzt wurde nur noch in Richtung deutscher Fürstenhäuser geheiratet, vor allem Braunschweig-Lüneburg und als Krone in Richtung des (höherrangigen) Kurfürstentums Sachsen. Ein künstlerisches Zeugnis dieser Verbindung ist der später so genannte Croÿ-Teppich.

Der Wandel mit der Reformation beschränkte sich natürlich nicht nur auf das Herzogshaus. Mit der Säkularisierung der Klostergüter (zugunsten des Landesherren) u.ä. vollzog sich im gesamten Land ein tiefgreifender Wandel, der fast alle Lebensgebiete betraf. Erstmalig kam es zur Bildung einer Landeskirche, die das ganze Land erfasste, vorher war Pommern kirchlich dreigeteilt – Insel Rügen: Bistum Roskilde; Festlandsrügen (Stralsund, Barth, Tribsees): Bistum Schwerin; das alte Pommern (abzüglich der Fläche des nur bis 1325 bestehenden Fürstentum Rügen): Bistum Cammin. Die Lande Bütow und Lauenburg nahmen wieder eine Sonderstellung ein, hier wirkte sich die Gegenreformation von Polen her aus, so daß ein bedeutender Teil der Gemeinden wieder katholisch wurde.

Bogislaw XIV.
Das für das pommersche Herzogshaus gültige Prinzip der Realteilung (auch in zahlreichen anderen deutschen Landen üblich wie z.B. Braunschweig-Lüneburg), also die Teilung des Landes (auf die Söhne), statt der Vergabe an den Erstgeborenen, brachte zahlreiche Aufsplittungen in Teilherzogtümer und unterhalb dieser Ebene in Herrschaften mit sich. Die beiden bedeutendsten Teilherzogtümer, die sich zweimal für eine längere Zeit herausbildeten, waren Pommern-Wolgast (Hauptresidenz in Wolgast) und Pommern-Stettin. Hier sind zwei Landeshauptteilungen zu nennen: die von 1295 in Pommern-Wolgast (den nördlich Teil mit der gesamten Küste, damals noch ohne Fürstentum Rügen) und in Pommern Stettin südlich davon. Die zweite Landeshauptteilung 1532 trennte Pommern in einen westlichen Teil (Pommern-Wolgast) und einen östlichen Teil (Pommern-Stettin). Diese zweite Teilung war grundsätzlicher Natur, weil damit zwei Landesverwaltungen geschaffen wurden, die auch dann weiterbestanden hatten, als Pommern letztmalig wieder in einer Herzogshand vereint war – unter Bogislaw XIV.

Neben der Reformation ist dem pommerschen Herzogshaus eine Kulturleistung anzurechnen, die bis heute Bestand hat und sich segensbringend für die nähere Region ausgewirkt hat: die Universität Greifswald. Die Hauptinitiative ging von dem Bürgermeister Heinrich Rubenow aus, jedoch wäre diese Gründung 1456 ohne den fürstlichen Gründer Wartislaw IX., der die Hochschule auch zu seiner Sache gemacht hat, und ohne die Fürsprache und Begleitung des Camminer Bischofs Henning Iven nicht möglich gewesen. Sein bester Mann, der Kolberger Dompropst Nicolaus Bruckmann, erledigte die entsprechende Vorbereitung bei der Römischen Kurie auf delikate Art und Weise mit 390 Dukaten (eine päpstliche Urkunde zur Gründung war notwendig). Ihm gelang es so, den Rostocker Einspruch wirkungslos verpuffen zu lassen.

Herzog Philipp I.
Aber es war nicht die Gründung alleine, die den Bestand sicherte. Hinzu kamen fast 100 Jahre später die kontinuitätssichernden Maßnahmen durch Herzog Philipp I. mit seiner Wiederaufrichtung der Universität nach den Wirren der Reformation, und die Schenkung des letzten Pommernherzoges Bogislaw XIV., der mit der Überschreibung des Amtes Eldena die wirtschaftliche Existenz einschließlich aller Bauten (auch das Universitäts-Hauptgebäude von 1750) bis zum Beginn des zweiten Kaiserreiches 1871 sicherte. Die Existenz der Landesuniversität Greifswald (der einzigen Universität in Pommern zu deutscher Zeit) ist also wesentlich diesen drei Herzögen plus Herzog Ernst Ludwig (Bau des Vorläufer-Kollegs des heutigen Hauptgebäudes) plus ihrem Förderer Bogislaw von Croÿ (Neffe Bogislaws XIV). zu verdanken.

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