Dienstag, 4. Januar 2011

Westpreußischer Kulturkalender 2011

Volles Programm bei den Westpreußen – Kulturreferentin gibt einen Überblick über die grenzüberschreitenden Veranstaltungen


Magdalena Oxfort hat schon einmal einen Einblick gewährt, was für die ersten Monate des neuen Jahres 2011 alles an grenzüberschreitenden Veranstaltungen geplant ist. Die gebürtige Stettinerin ist für den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien als Kulturreferentin für Westpreußen, Posener Land, Mittelpolen, Wolhynien und Galizien tätig.

Im April steht „Danziger Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts“ auf dem Programm, eine internationale Ausstellung des Westpreußischen Landesmuseums in Münster-Wolbeck mit Beständen aus dem Historischen Museum der Stadt Danzig (Muzeum Historyczne Miasta Gdanska). Begleitet werden soll die Ausstellung durch ein museumspädagogisches Programm für Schüler jeden Alters. Die Kulturreferentin übernimmt die Organisation und Vorbereitung dieser Veranstaltungen und trägt mit Übersetzungen sämtlicher Inhalte sowie der Gästebetreuung zu deren Durchführung bei.

Vom 12. bis 21. August wird eine Studienreise unter dem Titel „1000-jährige deutsche Kultur und Geschichte in den Ostdeutschen Gebieten – eine wechselvolle Geschichte an der Weichsel“ angeboten. Sie führt von Krockow über Danzig, Marienburg, Mewe und Marienwerder bis nach Thorn.

Über Jahrhunderte hinweg mussten die West- preußen immer wieder Grenzverschiebungen hinnehmen. Zahlreiche Kriege fanden auf ihrem Gebiet statt. Hier lebten die Preußen – viele Deutsche und wenige Polen –, hier fanden Siedler aus den Niederlanden, aus Schottland, Skandinavien und anderen europäischen Ländern Zuflucht vor religiösen Verfolgungen. In Preußen konnten sich die Bürger ungehindert zu ihrem protestantischen Glauben bekennen. Dagegen waren die kaschubischen Dörfer sowie der polnische Landadel (Schlachta) katholisch. Vielerorts an der Ostsee entlang der Weichsel und der Oder lebten Mennoniten, Calvinisten und Angehörige anderer Religionen. Die Geschichte dieser Gebiete war bestimmt durch wechselnde Zugehörigkeiten zum Deutschen Orden, dann zu Preußen, zu Deutschland und letztlich zu Polen. Im Kampf um ihre Privilegien standen die Hafen- städte im Wettstreit miteinander.

In diesem Zusammenhang veranstaltet die Kulturreferentin für Westpreußen, Posener Land, Mittelpolen, Wolhynien und Galizien eine Studienreise in jene Gebiete und Städte Westpreußens, die durch ihre wechselvolle Geschichte und die Geschehnisse in der Vergangenheit geprägt wurden.

1652 schrieb der päpstliche Nuntius Giacomo Fantuzzi „Die Danziger erweisen den Ausländern mehr Höflichkeit als den Polen, die sie bis auf den Tod hassen, sie sind jedoch sehr geschäftstüchtig und ihr ansehnlicher Reichtum stammt aus dem Handel mit Getreide und Futtermitteln, die sie bei den Polen kaufen und nach Holland ausführen.“ Ihre Freiheit haben die Kaufleute stets geliebt, ihr verdanken sie ihren Wohlstand, für sie kämpften sie im Verlauf der Jahrhunderte. Zweifellos hat die kulturgeschichtliche Lage der Großstädte in Westpreußen entscheidend dazu beigetragen, daß sowohl Danzig als auch Elbing und andere Hafenstädte oder Industriezentren entlang der Ostsee, an der Weichsel im Laufe der Jahrhunderte allen Wechselfällen der Geschichte zum Trotz ihre Identität bewahren konnten.

Die Studienreise hat das Ziel, die wechselvolle Geschichte der Städte und ihrer Bewohner zu erkunden und sie zu dokumentieren. Die jungen Multiplikatoren sowie deutsche und polnische Wissenschaftler und Vertreter der internationalen Presse machen sich gemeinsam auf den Weg in die Republik Polen und erkunden die ehemaligen ostdeutschen Zentren in Westpreußen. Deutsche kulturelle Einflüsse in der Lebensweise der Region, der Umgangssprache und den Ritualen in der heutigen Republik Polen werden gesucht. Bei Besuchen auf alten Friedhöfen, in den Kirchen und Schlössern, auf den Wehranlagen, in den Häfen und auf dem Land sollen deutsche Spuren gesucht werden.

Sieben Mitglieder der Fotografie-AG des Wolbecker Gymnasiums werden die Impressionen und Eindrücke im Verlauf der Studien- reise festhalten und dokumentieren. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden anschließend in Form einer Ausstellung im Westpreußischen Landesmuseum präsentiert.

Für den August ist eine deutsch-polnische Jugendbegegnung zum Thema „Die Gustloff“ geplant. Am 30. Januar 1945 versank das zum Flüchtlingstransporter umfunktionierte Passagierschiff „Wilhelm Gustloff“ in der Ostsee. Drei Torpedos, abgefeuert vom sowjetischen U-Boot „S-13“, rissen Tausende von Menschen in den Tod. Viele von ihnen waren Kinder. Für die Überlebenden dieser schrecklichen Katastrophe waren es die schlimmsten Stunden ihres Lebens. Darüber sprechen die jungen Teilnehmer der Jugendbegegnung, Geschichtsinteressier- ten aus der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland.

Im September gibt es einen Filmabend zum Thema Deutsche, Polen und Danzig. Die deutsch- polnische Kooperation in der neu- esten Filmgeschichte präsentiert eine humorvolle Auseinandersetzung mit den uralten Stereotypen in der Hauptstadt Westpreußens. Hier werden sowohl deutsche als auch polnische Filme, die sich mit ähnlichen Themen auseinandersetzen, verglichen. Deren durch die Darstellungsformen und Sichtweisen vermittelten Inhalte werden anschließend mit dem Publikum ausdiskutiert.

Im September wird Robert Paszkowski über „Weltkulturerbe in Westpreußen: Thorn und Marienburg“ referieren.

Der Ort, an dem der junge Historiker, Konservator und Nachwuchswissenschaftler von der Universität Thorn seinen Vortrag halten wird, ist noch unbekannt, aber dafür ist schon einiges über den Inhalt bekannt. Außer der Baugeschichte wird auch der Prozess der Aufnahme in das Weltkulturerbe der Unesco thematisiert werden. Der gebürtige Marienburger, stellt per Powerpoint-Präsentation die 1972 aufgestellten Richtlinien vor, die festlegen, welche Maßstäbe eingehalten werden müssen. Thorn erhielt die Auszeichnung wegen der „Gruppe einzelner oder miteinander verbundener Gebäude, die wegen ihrer Architektur, ihrer Geschlossenheit von außergewöhnlichem universellen Wert“ ist. Der Status als Weltkulturerbe zwingt die Länder zu fortlaufenden Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen, er bringt andererseits auch einen enormen Touristenzulauf.

Vom Oktober bis zum März 2012 werden unveröffentlichte Fotos des zerstörten Danzigs gezeigt. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Projekt des Historischen Museums der Stadt Danzig und des Kulturreferates. Schirmherren des Projektes sind die Stadt Danzig und www.Trojmiasto.pl. Ein 2010 durchgeführter Wettbewerb mit bis jetzt noch unveröffentlichten Fotos aus dem zerstörten Danzig initiierte die Ausstellung im Westpreußischen Landesmuseum in Münster-Wolbeck. Aus den bis jetzt unbekannten Fotos wird 2011 eine gemeinsame Wanderausstellung dem breiten Publikum und den Vertriebenenverbänden zusammengestellt.

Das Projekt „Deutsche Minderheit“ richtet sich an Jung und Alt. Die Kulturreferentin zeigt einen Diavortrag zum Thema „Das Westpreußische Landesmuseum, das Kulturreferat für Westpreußen, Posener Land und Mittelpolen und deren grenzüberschreitende Maßnahmen“. Die Entwürfe für die mögliche Zusammenarbeit in Westpreußen und in der Posener Provinz werden in gemeinsamen Projekten verwirklicht. Eine Anbindung an die Jugendarbeit in Westpreußen und dem Posener Land ist geplant. Außerdem findet ein Pädagogisches Seminar für die Multiplikatoren statt, in dem das Engagement der Jugend in den Projekten erläutert wird. Besonders stehen die Zusammenarbeit und die Pflege der deutschen Kultur hier im Vordergrund. Aus diesem Grund ist ein gemeinsames Seminar mit der Deutschen Minderheit für das Frühjahr 2011 geplant. Die Minderheit hat sich vorgenommen, das Städtchen Krokkow zu besuchen, um die dortige Lokalgeschichte der Kaschuben mit der eigenen Geschichte vergleichen zu können. Unterschiede und Parallelen zwischen dem südlichen und dem nördlichen Teil Westpreußens sollen herausgearbeitet werden.

Es ist zunächst geplant, die Außenstelle des Westpreußischen Landesmuseums zu besichtigen. Die Ausstellung „Westpreußen damals und heute“ wird den Teilnehmern dabei helfen, einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft zu schlagen. Dabei sollen die folgenden Fragen thematisiert werden: Wie lebt man in Westpreußen heute? Und wie geht man mit der Vergangenheit um? Spielt die Geschichte Westpreußens für das heutige Polen noch eine Rolle? Außerdem soll ein Treffen mit Vertretern der kaschubischen Minderheit organisiert werden, um die Erfahrung einer zweifachen Hei- mat, einer geschichtlichen Wechselwirkung von Heimatlosigkeit, Fremdheit, Herkunft und Identität zu besprechen und zu analysieren.

Im Rahmen eines Schulprojektes soll eine Wanderausstellung zu dem Thema „Nicolaus Copernicus als Begründer des heliozentrischen Weltbildes und seine Zeitgenossen“ vorbereitet werden. Den Schülern des Gymnasiums in Münster-Wolbeck und Oberstufenschülern anderer Schulen sollen durch die Vorstellung berühmter Künstler, Forscher und Entdecker, darunter Leonardo da Vinci, Christoph Columbus, Fernao de Magallan und Michelangelo Buonarroti, humanistische Inhalte vermittelt werden.

Anhand ihrer Entdeckungen und Lebensläufe soll die Wichtigkeit dieser Epoche betont werden. Raus aus dem Mittelalter, hinein in die Wissenschaft. Die Jugendlichen erfahren so, wie wichtig die Entdecker, Wissenschaftler und Künstler für das Weltbild der neuen Epoche waren, und dass ihre Arbeiten bis heute zu den wichtigsten Errungenschaften aller Zeiten gehören. Die Inhalte des Schulprojekts werden mithilfe von Informationstafeln präsentiert. Diese sollen künftig sowohl in deutschen als auch in polnischen Schulen ausgestellt werden. Neben zahlreichen Informationen sollen die Tafeln einen Beitrag zum kommunikativen Austausch bieten.

Projektpartner sind das Gymnasium Münster-Wolbeck, das Westpreußische Landesmuseum und Studenten der Universität Münster.

M. O./ Preußische Allgemeine Nr. 51/2010

Verweise: 



1 Kommentar:

Arthur hat gesagt…

Die kulturellen Werte der westlichen Preußen sind eine gute Möglichkeit, Wissen über die Geschichte zu gewinnen. Du weißt, ich war im Norden unseres Globus. Solche Farben am Himmel, es ist nur ein Wunder. Ich sah einen Eisbären und hörte viele Legenden über diese Nordbären. Hier war unsere Buchung https://poseidonexpeditions.com/de/nordpol/. Sie können alles nach Ihrem Geschmack und Bequemlichkeit finden.