Montag, 10. Januar 2011

Berlin, die Stadt der geschlossenen Flughäfen und der S-Bahnkrisen

Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer zur S-Bahnkrise:„Ich verstehe es nicht!“

Foto © Das Thema Tempelhof e.V. 2009
Wie in der Luft so am Boden. Es drängt sich einem der Eindruck auf, dass in Berlin die Dilettanten das Sagen haben.

Unabhängig davon, ob nun die Hälfte oder doch nur ein Drittel der verfügbaren S-Bahnzüge betriebsbereit sind, gibt sich die zuständige Senatorin Junge-Reyer ahnungslos, ringt mit den Worten und bekundet dann: „Ich verstehe es nicht!“.

Verstehen kann man in Berlin inzwischen vieles nicht mehr. 

Unser aktuelles Leitfoto zeigt eine Installation des Stadtentwicklungssenats anläßlich des sogenannten Ideenwettbewerbs vom 14.05.2009 in der Empfangshalle des Flughafens Tempelhof. Das ganze Flughafengelände spätestens 2020 ein Platz zum Drachensteigen? Die Berliner Morgenpost titelte damals „Brad Pitts Architekten planen Tempelhof-Bebauung“. Nun, das taten sie dann doch nicht, weder mit noch ohne den Hollywood-Schauspieler.

Danach kam die Modemesse Bread & Butter und anschließend Gerhard W. Steindorf vom Technologiepark Adlershof, der nun aktuell auch der Tempelhof Projekt GmbH vorsitzt. Wer nach Steindorf kommt, ist vollkommen offen. Wie wir berichteten wird für Steindorf und seine Mitarbeiter ein Aufwand von ca. 250 Millionen Euro veranschlagt.

Und die nächste Erfolgsmeldung ließ nicht lange auf sich warten. Am 03.01.11 meldeten die Medien, dass sich der Kulturstaatssekretär André Schmitz für Tempelhof als Standort der neuen Zentral- und Landesbibliothek Berlins (ZLB), der Leitungsinstanz der Berliner Bezirksbibliotheken, ausgesprochen hat.

Auch hier ist die Logik zwingend: Da der jetzige Standort in der Breiten Straße in Berlin-Mitte wegen eines massiven Wasserschadens geschlossen worden ist und man für dessen Beseitigung offenbar kein Geld hat, spricht man sich nun für einen Neubau in Tempelhof für ca. 270 Millionen Euro aus.

Die Addierung der genannten Summen ist schnell erledigt, der Nachweis ihrer Verfügbarkeit jedoch keineswegs. Ein Schelm, der hier von der Irreführung der Öffentlichkeit reden würde.

Und das nächste „Highlight“ naht unerbittlich: Am 19. Januar 2011 findet die „5. Standortkonferenz, Arbeitsberichte TXL“ statt.

Obwohl die strukturellen Probleme des neuen Hauptstadtflughafens BBI (Stichworte: Höhe der Flughafengebühren der Airlines, Flugrouten, Unzureichende Schienenanbindung, galoppierende Kosten etc.) noch immer nicht gelöst sind, wird also schon die nächste Flughafenschließung vorbereitet. 

Wir zitieren aus der Einladung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung:

„Berlin wird mit der Schließung des Flughafens TXL eine hoch attraktive Fläche zurückgewinnen. In einem Werkstattverfahren wurden 2009 unterschiedliche Möglichkeiten für eine neue Nutzung ausgearbeitet und diskutiert. Vor etwa einem Jahr fiel die Entscheidung: Auf dieser Fläche soll ein neuer Typ eines Forschungs- und Industrieparks „Zukunftstechnologie“ entstehen, eng verknüpft mit der umgebenden Landschaft und Natur.“

Das kommt uns bekannt vor. Tempelhof reloaded? Bevor man dort irgendetwas zuwege gebracht hat, nimmt man sich mit dem Flughafen Tegel also gleich der nächsten „attraktiven Fläche“ an?

Vorab wurde verbreitet, daß die Beuth Hochschule (ehemals THF Berlin) mit ihren rund 12000 Studenten nach Tegel ziehen könnte, selbstverständlich ohne die konkreten Kosten bzw. deren Übernahme zu benennen. Eine konkrete Nachfrage beim freundlichen Finanzsenator Dr. Nußbaum würde wohl das unmissverständliche Ende dieser Überlegungen bedeuten.

Bezogen auf das beschriebene Agieren des Stadtentwicklungssenats kann man inzwischen wohl von einem Stadtrückbau sprechen. Darauf angesprochen, würde die Senatorin vermutlich auch hier antworten „Ich verstehe es nicht“.

Ihr Thema-Tempelhof Team
 
 
Autorenlesung:

Auf Einladung des Aktionsbündnisses be-4-Tempelhof.de liest Wolfgang Przewieslik aus dem Buch "Der Fall (von) Tempelhof".

Datum: Mittwoch, den 26.01.2011, von 18.30 Uhr bis ca. 21.00 Uhr.

Ort: D-catering Casino, Flughafen Tempelhof, Bauteil K2/Platz der Luftbrücke, Eingang links neben der Passagierhalle. Anmeldung unter thf.4.ever@googlemail.com
 
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Bestellung: Der Fall (von) Tempelhof

„Zwei Jahre nach der Schließung des Berliner Zentralflughafens arbeitet das Buch mit dem doppelsinnigen Titel auf sehr spezielle Weise dessen Ende auf ... das Buch endet nicht mit der Schließung, sondern es verfolgt die Entwicklung weiter bis zu der heute Millionenverluste einbringenden Wiese, die der Berliner Senat einen „Park“ nennt.“ FLIEGERREVUE 12-2010


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Der Newsletter „Das Thema Tempelhof“ - die Fachinformation zum Flughafen Tempelhof und zum Flughafensystem der Region Berlin-Brandenburg, wird herausgegeben vom Verein „Das Thema Tempelhof e.V.“ 

Pressekontakt / V. i. S. d. P.

Wolfgang Przewieslik, 0176-223 550 70, 030-231 30 318, wolfgang.przewieslik@das-thema-tempelhof.de
 
 

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