Die Preußenflagge in Afrika *
"Leb' wohl, Jan Cuny, fort von hier, | Da blitze Feuerrohr von Bord, |
Heißt mich mein König fahren, | Die Feste ward beschossen, |
Hier diese Flagge lass' ich dir, | Jan Cuny rief von Süd und Nord |
Sie sollst du treu bewahren! | Herbei die Stammgenossen, |
Sie ist der Ehre Unterpfand, | Aschantineger, Mann und Weib, |
Gib sie in keines andern Hand, | Mir bunt und rot bemaltem Leib, |
Bis einst ich wiederkehre!" | Den Federschmuck im Haare. |
Zum schwarzen Häuptling sprach's am Strand, | Die Negerstämme allzumal |
Die Flagge hoch erhoben, | Von der Guineaküste, |
Von Friedrichsburg der Kommandant: | Vom Goldland bis zum Senegal |
"Willst du mir das geloben?" | Und von der Usabwüste, |
Jan Cuny nickt: "Versteh', versteh'! | Sie kamen all' mit Kriegsgesang, |
Das Preußenschiff stach in die See, | Mit Keulen, Spieß und Bumerang |
Grüßt mit Valet die Flagge. | Zum Schutz der Preußenflagge. |
Nun steigen Sonn' und Sternenpracht | Nun wogt der Kampf mit Sturmgewalt |
Am Himmel auf und nieder, | Herüber und hinüber, |
Jan Cuny hält die Flaggenwacht: | Die Bresche klafft im Mauernspalt, |
Wann kehrt der Preuße wieder? — | Die Flagge weht darüber, |
Am Strand sich Wog' auf Woge bricht, | Jan Cluny ließ den Felsenpfad |
Ein preußisch Segel zeigt sich nicht, | Vom Flaggenturm zum Meergestad |
Jan Cuny harrt vergebens. | Mit Feindesschädeln pflastern.** |
Doch fremde Männer kamen an, | So währte sieben Jahre durch |
Die sich vernehmen ließen: | Ein Ringen ohnegleichen, |
"Komm her zu uns, du schwarzer Mann, | Dann lag in Trümmern Friedricgsburg, |
Und laß uns Freundschaft schließen; | Den Graben füllten Leichen, |
Das Land ging durch Vertrag und Kauf | Und noch ein Kampf, und Sturm auf Sturm |
An Holland über, nimm uns auf | Jan Cluny holt vom letzten Turm |
Und gib heraus die Flagge!" | Herab die Preußenflagge: |
Drauf jener: "Bleibt der Küste fern, | Die Flagge soll gerettet sein, |
Sie kann euch wenig nützen; | Ob alle schier ermatten, |
Dies Land bleibt treu dem alten Herrn, | Er hüllt den schwarzen Leib hinein, |
Der wird uns wohl beschützen; | Schritt in den Waldesschatten |
Die Flagge geb' ich nimmermehr, | Und barg die Flagge fleckenlos |
Sie ist der Preußen Hort und Ehr' | In seines Urwalds tiefsten Schoß, |
Und soll auch ihnen bleiben!" | Bis Preußen wiederkehre. |
Nun ward sie wieder auferweckt |
Und strahlt vom Fels zum Meere; |
Die Flagge grüß' ich, den sie deckt, |
Alldeutschlands Macht und Ehre, |
Und wo sie weht, ist deutsch das Land |
Von Kolberg bis zum Kongostrand — |
Gott sei mit unsrer Flagge! |
Fedor von Köppen |
* Historische Episode aus der Zeit der kurbrandenburgischen Kolonie in Afrika. Als unter der Regierung Friedrich Wilhelms I. die afrikanische Kolonie aufgegeben wurde, blieb der Negerhäuptling Jan Cluny dem Gelübde treu, das er dem preußischen Könige ablegte. | ||
** Historisch |
Quelle: rado jadu
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